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.Abdulaziz, den ich am Tag zuvor in der Mensa getroffen hatte, fuhr natürlich auch zum Flughafen, um „seinen König“ zu begrüßen.Er war nicht allein.An vielen Stellen der Route, die der König durch die Stadt nahm, jubelten ihm seine Untertanen zu.Natürlich war vieles organisiert.Schon Tage zuvor waren an vielen Häusern überlebensgroße Transparente des greisen Monarchen aufgezogen worden.Alle großen Straßen der Stadt wurden mit grünen Fahnen behangen.Das ist die Farbe des Propheten und deshalb die der saudischen Nationalflagge.Der silberne Schriftzug auf der Flagge ist die Schahada, das islamische Glaubensbekenntnis.Trotzdem schien die bejubelte Heimkunft des Königs echt.Die meisten Untertanen freuten sich wirklich, dass er wieder zuhause war.Die Hauptstadt hatte dem angeschlagenen Monarchen ein überzeugendes Willkommen bereitet.Riad hatte ein Zeichen gesetzt.Der „Tag der Wut“ konnte kommen.Dem Zufall wollte das saudische Regime jedoch dann doch nichts überlassen.Eine Woche vor dem geplanten Wutabbau erinnerte das Königshaus deshalb daran, dass Demonstrationen gegen die Scharia-Gesetzgebung und die saudi-arabischen Sitten und Gebräuche verstießen.Und damit niemand denken konnte, diese Interpretation habe sich das Königshaus nur zu eigen gemacht, um den „Tag der Wut“ zu verbieten, erinnerten die Medien auch daran, dass das Königshaus erst 2009, anlässlich des Krieges in Gaza, schon einmal jegliche Art von öffentlichen Protesten verboten hatte.Der Groß-Mufti Saudi Arabiens Abdulaziz Al Scheik und weitere führende Geistliche unterstützten diese Position mit einer Fatwa.Auch sie kamen zu dem Schluss, dass Demonstrationen gegen das islamische Recht verstießen.Alle von der Regierung bezahlten Imame predigten diese Position in den Moscheen des Landes.Nach dem „Tag der Wut“ sagte der Groß-Mufti sogar, wer sich gegen den „Wächter der zwei heiligen Moscheen“ stelle – das ist der offizielle Titel König Abdullahs – versündige sich gegen den Islam überhaupt.Abdulaziz war derselben Meinung.Er ging sogar noch einen Schritt weiter.Schon auf der Fahrt zu dem Fußballspiel hatte er mir gesagt: „Der Koran erlaubt sogar, Leute zu töten, die demonstrieren.“Um aber sicher zu gehen, dass sich auch wirklich alle an das Protest-Verbot hielten, versprach das Königshaus auch eine ganze Reihe irdische Strafen.Die Zeitungen in Arabisch, aber nicht in Englisch waren voll mit Drohungen.Mitarbeiter der Sicherheitskräfte riefen ihre Verwandte und Freunde an und warnten, sie hätten den Schießbefehl bekommen.Abdulaziz, aber auch andere Studenten, zeigten mir eine SMS-Nachricht, die weite Verbreitung im Königreich fand.Jedem, der demonstrierte, versprach sie Geld- und Gefängnisstrafen, sowie die Deportation aus Saudi Arabien, sollte man/frau dabei erwischt werden, Proteste zu fotografieren oder gar zu filmen.„Stell dir vor, du darfst vier Jahre nicht mehr nach Saudi Arabien zurückkehren“, sagte Abdulaziz, als sei das der schlimmste Gedanke, den man sich vorstellen kann.Jetzt konnte der „Tag der Wut“ kommen.Und er kam an einem Freitag, dem islamischen Sonntag.Die ersten Meldungen des Tages kamen jedoch nicht aus der Hauptstadt, sondern aus der Ost-Provinz, am Persischen Golf.Dort lebt eine große schiitische Minderheit.In dieser Region liegen auch Saudi Arabiens Ölvorkommen.In Qatif, einer der Hochburgen der Schiiten, hatten die Sicherheitskräfte am Abend zuvor auf eine Demonstration geschossen.Allein ein kurzer, skizzenhafter Bericht davon am Morgen reichte aus, um den Ölpreis in die Höhe zucken zu lassen.Riad dagegen erschien ruhig.Ich blieb zuhause, verfolgte die Nachrichten und telefonierte mit Augenzeugen der Demonstration in der Ost-Provinz.Erst am frühen Nachmittag nahm ich mir ein Taxi und fuhr in die Stadt.Dann begann das absurde Theater, der „Tag der Wut“, der nicht war.Wo sich die Wütenden versammeln sollten, wusste niemand so genau.Die meisten tippten auf die kleinen Straßen zwischen König Fahd Straße und Olaya Straße.Dort ließ ich den Taxifahrer ein bisschen herumfahren.Er war sichtlich nervös.Er beschwerte sich, dass ich genau jetzt dort hinfahren wollte, obwohl doch jeder wisse, dass dort alles abgesperrt sei [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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