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.Es mußte was sein, das mit Ja oder Nein ausging.Sich vor einen der ersten U-Bahnzüge stürzen? Genauso blödsinnig.Zwei abgetrennte Beine vielleicht.Und überlebte er’s unverletzt, ließen sie ihn tagelang von einem Psychiater untersuchen.In die Heerstraße abbiegen und mit Vollgas gegen eine Ampel rasen? Auch nicht.Wieder war die Zwischenlösung das Wahrscheinlichste, eine mehr oder minder schwere Verletzung.Irgendwo einen Trommelrevolver kaufen und dann Russisches Roulette… Ah, ja! Das kam der Sache schon näher.Hatte aber den Haken, daß er um fünf Uhr morgens, so sehr er als Taxifahrer auch genügend ‹Adressen› kannte, kaum auf die Schnelle eine geeignete Waffe bekam.Um acht mußte er im Knast mit der Arbeit anfangen.Und einfach nur würfeln? Nein, so faszinierend der Gedanke auch war – es ging nicht, weil das Ganze nur Wert hatte, wenn er auch sein Leben aufs Spiel setzte, wenn er den türkischen Knackis, die er vergiften sollte, noch eine faire Chance gab.Das war ja der entscheidende Punkt: Er konnte den Auftrag des Ku-Klux-Klan nur ausführen, wenn es ihm gelang, aus einem Meuchelmord einen fairen Kampf zu machen.Und dann hatte er auf einmal die Lösung.Er fuhr nach Friedenau und parkte die Taxe in der Wilhelm-Hauff-Straße, seiner Wohnung gegenüber.Ein paar Meter entfernt stand der weißgestrichene VW-Variant des Malermeisters Conradi, eines mit Mallwitz eng verbundenen Klan-Sympathisanten, dem ein Teil der Renovierungsarbeiten im Tempelhof er Ausländerknast übertragen worden war und der natürlich nicht lange gezögert hatte, Mallwitz’ Wunsch nachzukommen und Kochale auf seine Gehaltsliste zu setzen.Das Netz ist immer dichter, als du denkst.Das, so Kochales Lächeln, wäre Theos Kommentar gewesen.Kochale drückte die Hecktür nach oben, musterte kurz die Ladefläche (alles unberührt!) und suchte dann aus den Farbeimern denjenigen Behälter heraus, der die grünen Bohnen mit dem Botulin, dem Gift, enthielt.Es war ein ganz normaler Ein-Liter-Eimer, außen farbverkrustet, kinderladenbunt in Rot und Gelb und Grün.Kochale trug ihn nach oben und stellte ihn neben seinen kleinen Gasherd.In der Speisekammer fand er zwei Konservendosen mit ganz normalen grünen Bohnen; sie waren sein bevorzugtes Schnellgericht.Er öffnete eine Dose, verteilte den Inhalt auf zwei schnell gegriffene Kochtöpfe und setzte alles auf die emporzüngelnden Gasflammen.In den einen der Töpfe, und zwar den etwas weniger gefüllten, kippte er dann eine ausreichend große Menge der vergifteten Bohnen und rührte sie unter… Seine Henkersmahlzeit? Jedenfalls wollte er’s warm genießen.Heiterkeit erfüllte ihn, Euphorie: Dies war sein Stil.Weiter.Tempo.Action.Hanna liebte Fondues, Fleisch wie Käse, liebte das Ritual, zur Verlobung hatte ihnen einer der Wurst machenden Brüder aus Jever ein Gerät geschenkt, wie gestohlen aus dem Schweizer Museum für Handwerks- und Heimatkunde: sechs brennofenbraune Tonschälchen auf schmiedeeisernem Drehgestell.Bei der Verteilung der angefallenen Geschenke auf beider Wohnstätten war es Kochale zugefallen, wohl in der Absicht, die Abende bei ihm gemütlicher zu gestalten.Statt Perlzwiebeln, Gürkchen, Sahnemeerrettich und diverser Saucen füllte er nun die vergifteten wie die unvergifteten Bohnen sorgfältig und mengengleich in die Schälchen und drehte das Karussell wieder und wieder – Kochales Roulette.Sechs Planeten, drei davon tödlich, rasten um eine ausgebrannte Sonne.Nach ein paar Runden ließ sich nichts mehr auseinanderhalten.Nachdem er noch einen Bocksbeutel gefunden und geöffnet hatte, trug er alles ins Wohnzimmer hinüber und stellte es vor die Couchgarnitur.Lagerte sich, den Kopf auf den Ellbogen gestützt, wie Petronius etwa, und wollte anfangen.Hatte aber den Löffel vergessen.Wieder in die Küche hinaus.Vorhänge auf, Vorhänge wieder zu.Radio an, Radio wieder aus.Noch mal pinkeln gehen.Zum letztenmal? Alles, was er jetzt tat, konnte zum letztenmal sein… Papier und Kugelschreiber, für seinen Abschiedsbrief… An wen denn?Scheiße.Noch einmal ließ er die Schalen kreisen, entschied sich für die, die direkt vor ihm stehengeblieben war.Okay
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