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.«Er skizzierte kurz den Fall, der es nötig mache, ihn, Krawuttke, den besten Mann, den er habe, einer solchen Strapaze auszusetzen, denn der Festgenommene müsse auf schnellstem Wege hierher geschafft werden, ohne Vernehmung, ohne Möglichkeit, sich mit Dritten in Verbindung zu setzen.Haussuchung natürlich, Sicherstellung aller Unterlagen.Der bekannte Martin Ritt sei in diesen Fall verwickelt, ein Mann mit weit reichenden Verbindungen, millionenschwer, rücksichtslos, ein kalter Hund.»Sollen wir Ritt beschatten?« fragte Krawuttke.»Das lassen Sie bitte«, entgegnete der Staatsanwalt, »alles zu seiner Zeit.« Er dachte an die vielen Auslandsreisen des Verdächtigen, die die erstklassige Begründung für eine Fluchtgefahr abgäben, falls er – zur gegebenen Zeit – um einen richterlichen Haftbefehl kämpfen müsse.Kurz vor dem Wochenende hatten die vom Bankhaus Wagenknecht emittierten Aktien einen Kursstand von über 1.000 erreicht, waren am Montag um knapp fünfzig Punkte zurückgefallen und pendelten sich nach ruckartig kleinen Bewegungen bei 950 ein.Kompetente Beobachter nahmen an, daß sie mit dieser Notierung ihren Standard erreicht hätten.Die Börsenschlacht war zu Ende, da durch die Konsolidierung eine erste Beruhigung eintrat.In dieser Phase gab Dr.Schiele eine Erklärung an die Presse, daß über die Hälfte der an der Börse eingeführten Wertpapiere im Besitz der Ritt-AG verblieben sei.Kenner und Laien erfuhren, daß Martin Ritt immer noch die Mehrheit in seiner Firma hatte, weiterhin Herr im eigenen Hause war und das Vertrauen in die von ihm ausgegebenen Wertpapiere demonstrierte, indem er auf weitere Riesengewinne, die in der Börsenluft lagen, freiwillig verzichtete.Es war eine typische Ritt-Geste: der Spekulant, dem es gelungen war, einen Teilbesitz um ein Vielfaches des realen Wertes zu veräußern, trat nun mit betontem Anstand auf.»Das sieht ihm ähnlich«, sagte Bettina beim Frühstück zu ihrem Mann, »nach dem errafften Geld: der königliche Kaufmann.«Petra kam, um sich von ihrem Stiefvater zu verabschieden, da sie heute mit Madame und Martin an die französische Riviera abreisen würde.Ihr Internat gewährte, mit Rücksicht auf seine überseeischen Zöglinge, eine lange Sommerpause, und so hatte die Fünfzehnjährige die erste Ferienwoche als Anstandsfrist in Frankfurt zugebracht und war während des Börsengewitters auf konspirative Gesichter und halblaute Gespräche gestoßen; sie hatte vernommen, daß vorübergehend nicht mehr in jenem duldsameren Ton von ihrem leiblichen Vater gesprochen wurde.Die Mutter half ihr beim Einpacken.In einer Stunde würde sie im Dienstwagen der nunmehrigen Ritt-AG abgeholt werden.Die Fünfzehnjährige konnte von den Vorgängen um die Aktien nicht mehr erfassen, als daß sich die Firmenbezeichnung geändert hatte, denn mit den Kommentaren und Meldungen der Zeitungen wußte sie wenig anzufangen: Petra war nur aufgefallen, daß Martins Coup häufig als betrügerisches Manöver abgetan wurde.»Sag mal, Mutti«, fragte sie, »was steckt eigentlich hinter dieser Sache?«»Martin ist an der Börse ein Abenteuer eingegangen und hat dabei viel, sehr viel Geld verdient.« Mit einem gewissen Lächeln setzte sie hinzu: »Er ist nun einmal ein moderner Cagliostro …«»Meinst du damit – ein Hochstapler?«»Nein, wirklich nicht, Kind.« Als suche sie nach Worten, fuhr Bettina langsam fort: »Wenn bei Geschäften das Risiko größer ist als die Verantwortung, dann werden sie eben problematisch …«»Ich verstehe nicht, was daran auszusetzen ist, wenn ein Mann an dem Verkauf eines Artikels verdient.«»Nichts«, stimmte Bettina zu, »sofern der Artikel nicht wertlos …«»Es ist doch Sache des Käufers, die Qualität zu prüfen«, entgegnete das Kind, leicht aggressiv.»Ja, aber – wie soll ich es dir nur erklären? Nehmen wir an«, fuhr Bettina fort, sie lächelte hintergründig, »ein Mann verkauft einem Interessenten ein Pferd, preist es an …«»Reklame«, wandte Petra ein.»Reklame ist nur Übertreibung«, erwiderte die Mutter, »aber wenn er zum Beispiel das Pferd für fünf Jahre jünger ausgibt, als es ist, oder über die Zucht unlautere Angaben macht, dann …«»Dann wäre er ein Rosstäuscher«, antwortete Petra, »das willst du doch damit sagen?«»Lass mich doch erst ausreden«, verwischte Bettina den Einwurf.»Martin befand sich in bestimmten Schwierigkeiten …«»Finanziellen?«»Ja«, antwortete die Mutter, »nicht so, wie du denkst – nicht, daß es bei ihm auf ein paar hunderttausend Mark angekommen wäre, es ging um Millionen, um viele Millionen, die er als Sicherstellung für einen geschäftlichen Rückschlag brauchte, dem jeder einmal ausgesetzt sein kann.Nun hat er für Leute, die nichts vom Pferdehandel verstehen, einen Gaul prächtig herausgeputzt, du weißt schon, mit diesen aufgeblasenen Zeitungsenten, und einige Leute, die vom Pferdehandel wirklich etwas verstehen, sind der Meinung, daß er mit Hilfe der Schlagzeilen einen Ackergaul als Rennpferd auffrischte.«»Wenn die so dumm sind«, entgegnete Petra hartnäckig.»Sicher, Liebes, aber das werden sie erst merken, wenn sie es eines Tages büßen müssen.« Sie sah, daß sie Petra nicht überzeugt hatte, die sich fragte, warum ein Händler, der hundert untaugliche Gäule im Stall hat, einundfünfzig behalte, obwohl er sie mit Riesengewinn loswerden könnte.»Aber lassen wir doch das«, sagte Bettina, Petras Überlegungen richtig deutend, »Hauptsache: es ist alles gut gegangen – und du wirst wahrscheinlich einmal eine reiche Erbin …«»Da pfeif ich drauf!«»Bitte, Kleines«, rügte Bettina nachsichtig, »sei nicht so vulgär.Außerdem ist ja gar nicht gesagt, daß Martin nicht wieder heiratet …«»Wieso?« fragte Petra schnell.»Er ist erst zweiundvierzig – und er wird nicht immer wie ein Einsiedler leben, zumal ihm das wohl auch nicht gegeben ist
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