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.Die Schreie waren gräßlich, entmenscht.Hunderte von Händen griffen nach den Unverletzten und hängten sich an sie.»Los«, brüllte ein Offizier, »Luft schaffen! Werft die Toten über Bord!«Achim schuftete wie ein Roboter.Gerade als er den vierten ausließ, merkte er, daß der Mann nicht tot war, bloß verwundet.Er starrte ihm entsetzt nach, aber es war zu spät.»Los, faß an!« brüllte ihm sein Kumpel wieder zu.Da kamen die Spitfires wieder heran.Diesmal von rechts.Im ersten Moment waren die hilflosen, menschlichen Zielscheiben froh darüber, daß das Geschrei der Verwundeten vom fetzenden Motorengeräusch gefressen wurde.Diesmal lag Achim mitten im Feuer, aber es sparte ihn aus.An den Niedergängen zu den Decks gab es einen Tumult.Die Soldaten von unten hatten die Nerven verloren und drängten nach oben; die Landser vom Oberdeck hasteten in blinder Panik nach unten.An den Einsteigluken bildeten sich dicke Menschentrauben; die Bordkanonen der Spitfires übersahen sie nicht.Plötzlich drehten die Briten ab.»Oberfaul!« fluchte der Maat von der Flak, »jetzt kommt das dicke Ende!«Achim glaubte es ihm nicht.Er sah um sich, betrachtete die Bilder des Schreckens, sah auf Sterbende, auf Verstümmelte, und spürte trotzdem sinnlose Erleichterung; die gespannten Nerven rissen wie ein Seil, und so stand er da und lachte, laut, idiotisch, hysterisch, tief von unten herauf.Bis ihn sein Kumpel mit einem kräftigen Fußtritt wieder zur Vernunft brachte.Der Tod hatte aufgeräumt.An Oberdeck war jetzt Luft.Mehr als die Hälfte der Landser und fast alles Gepäck waren über Bord geworfen worden.»Da!« rief einer.Wieder schwirrten kleine, silbrige Punkte heran, so tief über dem Meer, daß man glaubte, sie würden es mit den Tragflächen streifen.Es waren Swordfishs, Torpedoflugzeuge.Plötzlich blieben sie stehen, bauten Männchen, und Achim, der ihnen dabei zusah, begriff nichts, bis er im Meer die Blasenbahn auf seinen Pott zuzischen sah.»Los, andere Seite!« brüllte einer.Kleebach folgte, einfach im Rudel der anderen, mechanisch, instinktiv, kämpfte sich wie sie stolpernd, fallend, fluchend nach der anderen Seite durch, haute sich hin.Und in diesem Moment krepierte der Torpedo auf der anderen Seite, durchschlug die Außenwand, zerfetzte den Maschinenraum und verpaßte Sekunden später dem gurgelnden Kahn eine steile Schlagseite.Vielleicht noch zwei Minuten bis zum Untergang.»Alle Mann über Bord!« hörte Achim noch und zögerte keine Sekunde.Er suchte nicht erst nach einer Schwimmweste, er wollte sich in das Meer stürzen.Im letzten Moment riß ihn ein Arm zurück, denn er wäre beinahe kopflos in die brennende Ölpfütze gefallen, aus der die Schreie kamen, die an den blanken Nerven sägten.Dann sprang Achim, stieß sich so weit wie möglich ab, landete im Wasser, holte in kräftigen Schwimmstößen aus, um nicht in den Sog des sinkenden Fünftausenders zu geraten, atmete wild, sah nur rot vor den Augen, die das Salzwasser verklebte, begriff dabei, daß die Kameraden an Oberdeck, soweit sie noch lebten, doch das bessere Los gezogen hatten, denn die anderen, in das sinkende Schiff eingeklemmt, gingen ohne Chancen unter mit den Ratten.Achim sah sich nicht um.Links und rechts von ihm, vorne und hinten, trieben Kameraden im Wasser.Einer ging unter, wurde noch einmal hochgespült und ertrank dann drei Meter neben ihm.Ein anderer lag mit ausgestreckten Armen auf dem Rücken, machte nichts, rein gar nichts, und hielt sich doch über Wasser.Er hatte die Schwimmweste nicht abgelegt, Achim hätte sie ihm am liebsten vom Leib gerissen.Der Trieb durchzukommen, weiterzuleben, verdoppelte die Kraft des Achtzehnjährigen.Nach zwanzig Minuten sah er ein kleines Schwimmfloß, an dem schon viel zu viele hingen.Die Überlast drückte es nach unten.Wellen überspülten es, aber auf einer Seite kam es immer wieder hoch.Achim, der mit verzerrtem Gesicht näher heranschwamm, sah, daß sich mindestens vier Schiffbrüchige an eine Schlaufe wie an das Leben klammerten.Ein Feldwebel sah ihn herankommen, zog sich nach oben und brüllte spuckend: »Hau bloß ab … wir sind …« Seine letzten Worte wurden mit seinem Kopf wieder nach unten gedrückt.Es war nicht die Auffassung von Kameradschaft, die man den Jungen von klein auf wie Lebertran eingegeben hatte, aber Achim begriff, daß es jetzt nicht darauf ankam, sondern nur auf die Schlaufe, auf die Rettung.Er war ein kräftiger Bursche, und so schnappte er jetzt zu, wie eine Zange umschlossen seine Hände die Beine eines Schiffbrüchigen, der ab jetzt die doppelte Last zu tragen hatte, und sich den Griff mit fünf anderen Händen teilte.Der Mann strampelte, trat Achim in den Magen.Der Pimpf spürte es nicht.Er sah auf die andere Seite, wo einer das Floß ausließ und sofort unterging, und er sah ihm ohne Entsetzen nach, denn er wußte, daß seine Chance um so größer sei, je mehr schlappmachten.Noch einmal versuchte der Landser, an dem er hing, ihn abzustoßen.Aber Achim war genauso zäh wie er.Und dann trieben weitere Schiffbrüchige auf die letzte Rettung zu.Und sie wußten, daß sie alle zum Tode verurteilt seien, falls sich noch mehr Landser an das Gummiding hängten und es überlasteten.Und soweit sie die Kraft hatten, handelten sie brutal, aus den Urgründen des Instinkts, schlugen zu, dem Nebenmann ins Gesicht, so fest sie konnten, und immer wieder, getreu nach der nihilistischen Weisheit, daß sich jeder selbst der Nächste ist, was in keinem PK-Bericht stand.So schlugen sie und trafen und mordeten den Kameraden, um sich selbst zu retten.Achim sah es, witterte seine Chance, schloß die Augen und verfluchte sich.Dann holte er Luft, hantelte sich am Leib des anderen nach vorne, und legte den ganzen Rest seines Lebens und Willens in einen einzigen Schlag mit der Handkante, Jiu-Jitsu, gelernt bei der HJ, traf den anderen an der Schläfe, merkte, wie der Mann steif wurde, und wußte, daß er ihn bewußtlos geschlagen hatte, grinste irre, sah, wie der Ohnmächtige die Schlaufe losließ, und faßte sofort nach.Und dann drehten die Wellen ihn um, und in diesem Moment sah Achim zum erstenmal sein Gesicht und begriff entsetzt, daß er den eigenen Kumpel geschlagen hatte, für den es nie mehr eine Flavia geben würde, nie mehr …Sieben Stunden später fischte ein deutsches U-Boot das Floß auf.An den Schlaufen hingen noch fünf Lebende, darunter Achim Kleebach …Der Urlaub des Panzerleutnants Thomas Kleebach ging zu Ende und war seltsam genug verlaufen: der junge Offizier, ein Mann, ein Kerl, und – was er selbst nie zugegeben hätte – ein dekorierter Kriegsheld noch dazu, pflegte jedes Ziel von vorne anzugehen, frontal und offen.Jetzt aber trat er in seltsamer Platzangst schon seit einer Woche auf der Stelle.Das Ziel hieß Luise, wohnte zwei Treppen höher und war seine Jugendfreundin [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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