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.Seine Gefühle gehen jetzt offen aus der Deckung, werden zu purem Hohn: »Ihr habt die beste Verpflegung, die vorbildlichsten Unterführer, die feinste Behandlung! … Ich werde das unverzüglich an den Reichsführer SS weitermelden …« Wieder genießt er die Resonanz seiner Worte.»Ihr habt alle etwas gutzumachen … und nach euren eigenen Aussagen seid ihr auf dem besten Weg dazu … Ich kann euch dazu nur beglückwünschen … Ihr habt eine bessere Einheit gefunden, als ihr sie verdient.«Er beobachtet aus schrägen Augenwinkeln, wie sich Müller-Würzbach und Oberscharführer Weise vergnügt angrinsen, und setzt laut hinzu: »Es bleibt mir nur noch festzustellen, daß alle Gerüchte, die zu dieser Untersuchung führten, völlig haltlos waren … Ich glaube, ihr seid auf dem richtigen Weg … Für eure weitere Bewährung alles Gute!«Der Polizeioffizier bricht ab und nickt.Ein paar Gesichter sind noch fassungslos.Prinz merkt sie sich.In der ersten Reihe kippt einer um, schlägt lang hin, röchelt, zuckt die Arme im Veitstanz: Kirchwein, der Epileptiker, erleidet den langbefürchteten Anfall.Es ist still, gespenstisch still.Man hört nur das gewürgte Röcheln des Kranken.Keiner rührt sich.Alle versuchen, gleichgültig zu wirken.Oscha Weise ist nicht entgangen, daß Kirchwein gerade in einem ungeeigneten Moment auffiel.Diesmal ist es tödlich, denken die Männer.Oberst Prinz kommt näher.»Warum helfen Sie dem Mann nicht?« ruft er Vonwegh an.»Nur auf Befehl, Herr Oberst«, antwortet der Zugführer.»Auf was warten Sie noch?« ruft der Polizeioffizier aufgebracht.Vonwegh beugt sich sofort über Kirchwein, wischt ihm den Schaum vom Mund, redet ihm beruhigend zu, versucht, seine Arme festzuhalten.Der Spieß kommt von hinten näher.»Ein Epileptiker, Herr Oberst …«, erklärt er dem Besichtigenden.»Das sehe ich selbst … Warum kommt der Mann nicht in das Lazarett?«»Wir haben keines, Herr Oberst«, erwidert Müller-Würzbach fast geringschätzig.»Dann versetzen Sie ihn zurück zum Stammtruppenteil, bis er auskuriert ist.«»Haben wir auch nicht, Herr Oberst«, versetzt der Spieß mit deutlichem Triumph.»Los«, wendet er sich dann an Vonwegh und Gruhnke, »schafft ihn auf seine Bude!«Während Kirchwein weggetragen wird, wirkt der Besichtigende irgendwie unschlüssig.»Soll ich wegtreten lassen?« fragt Müller-Würzbach.»Einen Moment noch«, erwidert Prinz mit der Miene eines Mannes, dem eben noch eine Nebensächlichkeit eingefallen ist.»Wer von euch ist schon länger als ein Jahr … bei dieser Einheit?«Keiner rührt sich, niemand möchte auffallen.»Wer war in Polen dabei?« fragt er jetzt drohend.Wieder rührt sich nichts.»Soll ich eurem Gedächtnis nachhelfen?« Prinz tritt mit gezielten Schritten an Petrat heran.»Wollen Sie in den Bau?« fragt er ruhig.»Nein, Herr Oberst«, antwortet der Frauenmörder schnell.»Soll ich erst in euren Papieren nachlesen lassen?« wendet sich der Polizeioffizier wieder an alle.Ein zweiter B-Soldat hebt zögernd den Arm.»Na also«, antwortet Prinz fast gleichmütig.»Noch einer?« fragt er dann.»Jawohl, Herr Oberst«, entgegnet Müller-Würzbach, der Spieß, »ich …«»Seh' mal einer an«, schließt der Besichtigende und nickt befriedigt.»Jetzt können Sie wegtreten lassen … und dann melden Sie sich bei mir … mit den beiden anderen … Kapiert?«»Jawohl, Herr Oberst«, erwidert der Spieß.Paul Vonwegh beugt sich über den Epileptiker.Kirchwein stöhnt im Delirium.Unvermittelt läßt der Krampf nach.Der Patient wirkt ruhiger.Der Zugführer richtet sich auf.Gruhnke zuckt die Schultern: Was soll's, heißt das, Kirchwein ist ohnedies erledigt.Und sicher ist es so besser für ihn.Vonwegh nickt zerstreut.Gruhnke reicht ihm eine Zigarette.»Organisiert«, erklärt er lächelnd.Der Zugführer zögert einen Moment.Der gutmütige Ganove von Wedding missversteht es.»Ich steh' schon Schmiere …«, sagt er und geht an die Tür.Gerade als sie Kirchwein wegtrugen, bekamen sie noch mit, daß Polizeioberst Prinz jetzt B-Soldaten sucht, die schon in Polen dabei waren.Für den Zugführer ist es nichts Neues.Er taxiert die Chancen kühl: drei Mann, denn Müller-Würzbach schweigt bestimmt.Petrat wäre vielleicht zum Reden zu bringen, falls man ihn richtig anfaßt.Richtig heißt brutal, anders geht es nicht.Dieser Mörder hat kein Gefühl, aber Schläge spürt er.Kirchwein spricht ruhiger, artikulierter.Silben werden zu Worten.Die Worte nehmen Sinn an.Der Epileptiker wiederholt etwas immer wieder.In seinem Unterbewußtsein rumort Todesangst.Er stammelt, stottert und keucht.Alles bricht aus ihm heraus, verquer, durcheinander, unverdaut.Plötzlich horcht Paul Vonwegh auf.Er verfolgt konzentriert das Gestammel.Einen Moment wirkt er nachdenklich.Er begreift.Das Lächeln gerinnt, als er sich aufrichtet.Er dreht sich nach Gruhnke um und stellt fest, daß der Mann den Zwischenfall nicht mitbekommen hat.»Die anderen müssen ausrücken zum Holzkommando«, stellt der Berliner feixend fest, »aber wir machen noch blau …«Der Zugführer nickt zerstreut.Die Zündschnur glimmt, die Bombe muß platzen.Es sieht aus, als ob dieser, von seinem Willen auf Draht gehaltene Mann in sich hineinhorchte.Vielleicht habe ich alles falsch gemacht, überlegt er.Ich hätte mich nicht auf Kleinschmidt verlassen sollen … Einen Anschlag dieser Art löst man selbst aus.Seine Gedanken wuchten zurück.Einmal schon quälte er sich fast schmerzhaft damit ab.Er lief sich an der Frage wund.Nichts sprach für sein Ja und nichts für sein Nein.Es stand fünfzig zu fünfzig.In einem solchen Fall wirft man bei nebensächlichen Dingen eine Münze und fragt: Kopf oder Zahl?Die Zahl war zwei.Karen und er.Und es ging um ihre Köpfe
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