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.Harriet trank ordinären Kaffee.Sie brachte Anna durch das Frühstück, wusch das Kind und setzte es mit seinem Dreirad auf den Balkon.Schnaufend und ernst fuhr Anna die drei Meter hin und zurück.Die Sonnenstrahlen fielen schräg auf den südöstlich gelegenen Balkon.Harriet sammelte ihre Notizen aus der vergangenen Nacht vom Klavier und stopfte sie in ihre Tasche.Wie oft kam sie dieser Tage zum Spielen? Fast nie.Dort draußen gab es erstaunliche neue Musik, aber Liese gefiel es, wenn sie bei Chopin blieb.»Es wird heiß werden«, sagte sie zu Liese.»Du nimmst besser ein Mückenschutzmittel mit.«Liese hatte mit Sahnekäse und Salami gefüllte Brioche-Sandwiches gemacht.Sie reichte sie ihr zusammen mit einem Apfel.»Wie üblich zurück?«»Wüßte nicht, warum nicht.«»Viel Glück mit Fovas.«Harriet hielt gekreuzte Finger hoch.»Ich werd kühlen Kopf bewahren.«Professorin Andrea Fovas war Harriets Chefin, Leiterin von Unikhems Syndrom-Forschungsabteilung.Von den Körperöffnungen her gesehen eine Frau, ansonsten jedoch kaum.Harriet ging auf den Balkon hinaus.»Tschüs, Annielein.Sei brav bei Tante Liese.Einen schönen Tag.«Anna sah nicht auf.Sie schnaubte unentwegt weiter.Harriet kehrte in die Küche zurück, nahm ihre Aktentasche und küßte Liese auf die Wange.»Ich werde auch brav sein«, sagte Liese.Unikhem hatte einen Protzbau mitten in die Stadt gestellt, nahe der alten Stadtmauern – Spiegelglas-Verkleidung, Atrium-Foyer mit Dschungelblattwerk und einer zehn Meter hohen Fontäne.Auf einem vom Fußboden bis zur Decke reichenden Bildschirm, durch den man hindurchtreten mußte, wenn man hineinwollte, stand SYNDROM-FORSCHUNGSABTEILUNG.Auf der anderen Seite und jenseits des Foyers und einem letzten Paar schicker automatischer Flügeltüren endeten Teppiche und Glamour und Glimmer.Keine Musik: gemusterte Linoleumfußböden, Robotschienen für die interne Kommunikation, und klare, leuchtend helle Farben zeigten die verschiedenen Abteilungen an.Harriets Abteilung – Molekulargenetik – war dunkelgrün.Ihr eigener Arbeitsbereich lag hinter luftdicht schließenden Türen und wies eine blaßgrüne Schattierung auf, die eine semikontrollierte Umgebung anzeigte.Die Temperaturen lagen niedrig, und zumindest der gröbere Dreck des Alltags war ausgeschlossen.Harriet arbeitete an diesem Tag allein.Sie richtete menschliche DNA-Bruchstücke für das Computer-Scannen sowie die Mikrofotographie her.Genkartographie als grundlegendes Forschungswerkzeug war out.Das Weltprogramm zur Kartographie des gesamten menschlichen Genoms war längst ad acta gelegt worden, Opfer von Zuschußkürzungen angesichts wachsender Ausgaben für AIDS-bezogene Forschung.Außerdem war die Öffentlichkeit bezüglich der Ziele des Programms sehr mißtrauisch geworden.Genetische Überprüfung auf Erbkrankheiten (Huntigtons Chorea, zystische Fibrose, Hämophilie) war schön und gut, aber Überprüfung auf bloße Anlagen (Depression, Schizophrenie, Alkoholismus) roch zu sehr nach genetischer Diskriminierung.Das Bild einer Unterklasse von Menschen, die aus genetischen Gründen nicht vermittelbar waren, wurde an die Wand gemalt, und die Unterstützung für das Projekt schwand dahin.Auf der anderen Seite waren Untersuchungen genetischer Profile von aufstrebenden Präsidenten und Managern auf der obersten Etage anscheinend Grund für endlose juristische Streitereien, einfach nur eine weitere mögliche Gelegenheit, im Dreck zu wühlen.Die Syndrom-Forschung folgte vielen verschiedenen Pfaden.Unikhem ging das Problem unter der Annahme an, daß verstärkte UV-Strahlung, verbunden mit dem Ozonabbau, eine Rolle spielte, und suchte nach diese These unterstützenden Beweisen.Eine Weile lang hatte der immunitätsunterdrückende Effekt der UV-Strahlung den Verdacht ausgelöst, dieser sei für AIDS verantwortlich, aber als die Forschung in dieser Richtung nirgendwohin führte, blieb das Feld für Arbeiten an DNA-Veränderungen weit offen.Niemand wußte mit Sicherheit, ob das Syndrom auf der DNA-Ebene lag und deshalb erblich war – Töchter der daran Leidenden waren nach wie vor Opfer, aber das mochte auch an einer erneuten Ansteckung liegen –, aber falls vergleichende Studien von Vor- und Nach-Syndrom-DNA deutliche Unterschiede ergäben, wäre dies ein starker Beweis für einen vererbungsbedingten Faktor.Die Identifikation des defekten Gens würde dann die biochemischen Wege zeigen, über die es seine Zerstörung bewirkte.Harriet hatte während der vergangenen zehn Monate an Schnipseln der verfaulten Tiefgefrorenen der nächstgelegenen Kryobank gearbeitet.Einige der Kadaver, die in den neunziger Jahren so voller Optimismus tiefgefroren worden waren, befanden sich in einem schrecklichen Zustand und erfreuten sich bei ihren überlebenden Verwandten einzigartiger Unbeliebtheit.Ihre DNA war zuverlässig frei vom Symptom, und Harriet verglich sie mit heutigen Proben.Es war eine langwierige, mühevolle Arbeit, bei der vielleicht 100.000 Genpaare zu untersuchen waren, aber sie hatte nach der Promotion auch molekulargenetisch gearbeitet, und ihr war niemals langweilig.Wissenschaftlich gesehen zählte es nicht, daß sie persönlich der Theorie der UV-Strahlung als auslösendem Faktor keinen großen Glauben schenkte.Eine Nichtübereinstimmung, irgendeine Nichtübereinstimmung zu finden wäre ein Durchbruch.Persönlich gesehen spielte es schon eine erheblichere Rolle.Nach zehn Monaten Arbeit wurde sie unruhig.Sie spürte, daß sie einen Nebenfluß hinaufpaddelte, während der Hauptstrom brüllend an ihr vorüberfloß.Enzyme hatten die aufgetaute DNA zerschnitten.Die Schnipsel wurden in Gel aufgefangen und auf automatische Objektträger gebracht.Ein Band nahm die Objektträger zum Mikroscanner und weiter zur Computeranalyse mit.An diesem Morgen war mitten im Programm das Band ausgefallen, hatte sich an einer Seite des Führungskanals festgeklemmt.Statt den Labortechniker anzurufen, der die ganze Einheit auseinandernähme, behob Harriet den Schaden selbst.Die Materialtemperatur lag nahe beim Nullpunkt, und sie drückte das Band mit einer chirurgischen Pinzette auf seine Rollen zurück.Da die Kälte das Metall zusammenzog, hatte sie es in ihr Taschentuch gehüllt.»Sie sehen aus, als ob Sie ein weiteres Paar Hände gebrauchen könnten.«Harriet fuhr zusammen, ließ die Pinzette los, fing sie jedoch auf, ehe sie in das Trockeneis fallen konnte, das die Bandeinheit umgab.Über den Apparat gebeugt hatte sie Professor Fovas nicht hereinkommen hören.»Lassen Sie mich helfen, Harriet.Ich glaube, ich sehe, wo das Problem liegt.Reichen Sie mir das Metallineal herüber!«Gemeinsam hebelten sie das Band auf seine Führungsrollen zurück.Harriet schaltete wieder den Motor an.Die automatischen Objektträger nahmen ihre Wanderung zum Mikroscanner wieder auf.Sie schaltete ab.Der Zeittakt war durch das Anhalten unterbrochen worden und mußte neu eingestellt werden.Vorsichtig wandte sie sich der Professorin zu.»Vielen Dank! Ich hätte wohl stundenlang herumfummeln können.«Fovas lachte.»Zwei kostspielig ausgebildete Wissenschaftlerinnen, ein Teil der am weitesten entwickelten wissenschaftlichen Ausrüstung der Nation, und wir sticheln wie Bauernknechte darin herum.«Harriet traute dem Gelächter nicht, der Vertraulichkeit.Sie stopfte das Taschentuch in die Tasche ihres Overalls zurück
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