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.Anselmo ließ Bernina los, um das eine Ende des Seils am Schornstein festzubinden.An der Giebelspitze, genau über dem darunterliegenden, nach wie vor erleuchteten Fenster, hielt er kurz inne.Er legte den Arm um Berninas Hüften.»Halt dich gut an mir fest.« Seine Stimme war nur ein Hauchen, dennoch sprach Entschlossenheit aus ihr.Das andere Seilende umschloss mehrfach seine Rechte.Ganz kurz zögerten sie, zwei Gestalten auf der Dachspitze, wie miteinander verwachsen.Erneut drangen seine Worte fast unhörbar an ihr Ohr: »Denk daran, die Beine ganz stark anzuziehen.So fest es nur geht.«Bernina nickte.Ihre Hände krallten sich an Anselmo fest.Sie schloss die Augen.Dann sprangen sie in die Tiefe.*Der Windzug wie eine eisige Welle.Ein Rauschen, ein Krachen, ein Bersten.Geräusche von zersplitterndem Holz und Glas, und plötzlich Helligkeit, verströmt von mehreren Kerzen, deren Flammen in der auf einmal durcheinandergewirbelten Luft tanzten.Der Aufprall auf hartem Boden, und so viele Eindrücke, denen die eigenen Blicke hinterherhetzen mussten.Holzboden, teilweise bedeckt von Teppichen, Holzwände, wuchtige Holzpfeiler, die die Decke nach oben stemmten.Und zwei Augen, in denen Überraschung und Ungläubigkeit miteinander rangen.Anselmo war als Erster von ihnen auf den Beinen.Während er Bernina nach oben zog, regneten Glassplitter aus seiner Kleidung, aus seinem Haar.Und in seiner Hand lag bereits die Pistole.Alles ging schnell, so verstörend schnell.Die Tür sprang auf, vier Männer mit roten Umhängen strömten herein.Die Mündung der Waffe jedoch ließ sie wie gegen eine unsichtbare Wand prallen.Anselmos Stimme surrte entschlossen durch den Raum, und die spanischen Worte brachten die ihrerseits bewaffneten Söldner dazu zurückzuweichen.Er wiederholte, was er gesagt hatte, und widerstrebend verließen sie wieder den Raum.Darauf schlug Anselmo die Tür so heftig zu, wie sie eben aufgestoßen worden war.Noch immer grenzenlos angespannt, nahm Bernina aus den Augenwinkeln den Tisch wahr, der von Essensresten, leeren Weinflaschen, Lachen aus Kerzenwachs übersät war.Sie sah das Bett, die Stühle, einige große Truhen, die Kiste, mit Seide ausgeschlagen, in der die Geige gebettet war.Zwei Schritte entfernt stand ein mit Schnitzereien verzierter Ständer, auf dem sich Degen aneinanderreihten.Mit einem kurzen Blick bedachte sie den nachtblauen samtenen Vorhang, hinter dem sich gewiss eine Wanne oder zumindest eine Waschkommode befinden musste.Und endlich sah sie von Neuem zu den beiden Augen, in denen die Bestürzung bereits wieder einer kalten Selbstgewissheit gewichen war.Ein breiter weinroter Sessel umfasste einen Mann mit grauem Haar und schwarzer Kleidung.Tiefe Falten um Mund und Nase schienen nicht unbedingt vom vorangeschrittenen Alter, sondern eher von dem Leben zu stammen, das dieser Mann geführt hatte.Gnadenlosigkeit sprach aus diesen Augen, die schwarz waren, nicht von diesem strahlenden Blau, mit dem Anselmo die Welt betrachtete.Doch wie verwirrend war für Bernina die Ähnlichkeit, die ansonsten zwischen ihrem Mann und dem Fremden im Sessel bestand.Tatsächlich, sie sahen aus wie Vater und Sohn.Anselmo sagte etwas auf Spanisch, worauf Ernesto Alvarado ein schmales Lächeln präsentierte, das die Härte seines Blickes jedoch nicht minderte.Und in diesem Moment schimmerte auch eine Ähnlichkeit zwischen ihm und seinem Bruder Juan auf, der weit von hier seinen letzten Atemzug getan hatte.Wiederum begann Anselmo in seiner Heimatsprache zu reden, nur um dann innezuhalten und in Berninas Sprache fortzufahren: »Deine Wege waren immer ungewiss, doch dass sie dich ausgerechnet hierher führten, das war ein böser Scherz des Lebens.«Der Mann erhob sich mühsam aus dem Sessel und griff nach einer Krücke, die daneben auf dem Boden gelegen hatte.Jetzt erst fiel Bernina auf, dass sein rechter Fuß verkrüppelt war.Auch Anselmos Blick blieb daran hängen, doch nur kurz.»Ein dummer Unfall«, erklärte der Mann mit hartem spanischem Akzent.»Beim Sturm einer Stadtmauer wurden wir mit Steinbrocken beworfen.Einer landete genau auf meinem Fuß.« Alvarado humpelte zum Tisch herüber, ohne Anselmos Pistole Beachtung zu schenken.Jeder Schritt schmerzte ihn, das war nicht zu übersehen.»Leider sind die Weinflaschen leer.« Spott lag in jeder einzelnen Silbe.»Aber wenn du möchtest, lasse ich für dich noch welche bringen.«»Du kannst etwas anderes für mich tun.«»Und das wäre?« Gestützt auf die Krücke, sah Alvarado mit hartem Blick auf seinen Sohn.»Verschwinde mit deinen Männern von hier.Und gib vorher noch den Menschen die Wertsachen zurück, die du ihnen abgenommen hast.«Ein ironisches Auflachen.»Das kann ich nicht.Es ist unser Lohn.Er steht uns zu.«»Nichts steht dir zu.Du hast unsere Familie zerstört – und viele weitere Familien im Laufe der Jahre.Ich habe angenommen, dich hätte längst das Schicksal ereilt, das du verdient hast.«»Ach, das Schicksal ist nicht gerade verlässlich.Aber es hat zumindest Sinn für Humor.Sonst würden wir uns nicht in diesem kleinen jämmerlichen Dorf wieder begegnen.«»Vielleicht war es unausweichlich.«»Wie ist es dir in der Heimat ergangen? Ehrlich gesagt, bin ich erstaunt, dass du den langen Weg zurück geschafft hast.Auf deinen Vetter Pablo ist wohl ebenso wenig Verlass wie auf das Schicksal.«»Pablo ist tot«, entgegnete Anselmo hart.»Es hat ihm also nichts gebracht, dich und Juan zu unterstützen.Nichts als den Tod.Und das gilt auch für deinen Bruder.Juan starb durch eine Degenklinge.«Keine Regung in den schwarzen Augen.»Dann muss ich wohl annehmen, dass deine Mutter noch lebt.«»Sie erfreut sich bester Gesundheit.«»So bin ich wohl der Letzte der Alvarados.Oder gibt es irgendwo noch jemanden von uns? Womöglich ganz in der Nähe?« Rätselhaft, wie er das betonte.Dann folgte ein verächtliches Schnauben.»Denn du bist gewiss keiner von uns.Sieh dich an.Du bist ein Bauer.« Und wieder dieses kalte Lächeln.»Aber immerhin hast du eine schöne Frau für dich gewonnen.Das ist mehr, als ich dir zugetraut habe.« Zum ersten Mal legte sich der Blick des Mannes auf Bernina.»Ich sollte dich einfach erschießen«, zischte Anselmo.»Dazu fehlt es dir an Mut [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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