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.»Mir … geht … es … gut …« Seine Stimme war dünn, und schon hatte er das Bewusstsein verloren.»Anselmo«, flüsterte sie, aber er reagierte nicht.Er lag auf dem Rücken, schlafend, die Gesichtszüge völlig entspannt.»Schlaf, Anselmo, schlaf, und schöpfe neue Kräfte.«Plötzlich drangen Geräusche ins Zimmer, von unten, ein lautes Krachen.Bernina hörte Poppels Stimme: »Wer ist da?«Wieder das Krachen, dann zersplitterndes Holz, als hätte jemand die Tür eingetreten oder eingedrückt.Bernina hielt den Atem an.Ihr Blick fiel auf Anselmo.Unverändert lag er da.Dann laute Männerstimmen, gleich darauf das wilde Stapfen von Stiefeln auf der Treppe.Mit der Nacht war ein Wind gekommen, der an der schiefen Wand des Turmes brach und an dem Gebäude rüttelte.Bernina hörte ihn und hörte ihn auch nicht.Selbst die Schritte drangen kaum in ihr Bewusstsein.An Anselmos Seite saß sie ganz ruhig da und betrachtete seine gleichmäßigen, entspannten Züge.Die Tür wurde aufgestoßen.Das Knirschen der Sohlen auf schmutzigem Boden.Erst jetzt drehte Bernina sich um.Ein Soldat, wie ihr schon viele begegnet waren.Unrasierte Wangen, spitzer Kinnbart, gehetzte Augen, der Degen kampfbereit in der Hand.Er sah auf sie hinab, dann rasch hinter sich.»Hier!«, brüllte er, worauf wieder Stiefelschritte erklangen.Keine eiligen, sondern geradezu aufreizend ruhige Schritte.Der Soldat schob sich aus dem Raum, ohne den Blick von Bernina zu lassen.Im körnigen Schein der Kerze erwuchs die schlanke Gestalt eines anderen Mannes.Er betrat das Zimmer und schloss mit einer lässigen Bewegung die Tür hinter sich, genau vor den Augen des Soldaten, in die sich ein neugieriger Ausdruck gemischt hatte.Bernina richtete sich auf.Wie ein Schutzschild ragte sie vor dem ruhenden Mann hinter ihr auf, um den eben Eingetretenen zu betrachten, der sich auf einem der Schemel niederließ.Erneut auf betont aufreizende Art.Von gewohnter Eleganz seine Kleidung, der Hut mit der Feder nass vom Regen, an den Stiefeln ein paar Spritzer Matsch.Wie er sie nun mit seinem Blick, mit seinem Grinsen einfing, war er wieder genau der, den sie in Ippenheim kennengelernt hatte.Es ging ihm darum, Selbstsicherheit zu zeigen.Gelassenheit, Überlegenheit.Auch nach all dem, was zwischen ihnen vorgefallen war.Gerade deshalb.Es war ein Duell, so wie zu Beginn in Ippenheim und später auf Schloss Wasserhain.Ein Gefecht, das mit den Augen geführt wurde.Erst nach einer ganzen Weile begann Oberst Jakob von Falkenberg zu sprechen.»Du bist wie eine Katze.Ich hatte also von Anfang an recht.Geschmeidig, anmutig.« Sein Grinsen blieb.»Und unberechenbar.Du bist mir entwischt.Sogar zweimal.« Hätte sie ihn nicht so gut gekannt, wäre ihr der bittere Unterton in seinen Worten gar nicht aufgefallen.Er war es, der schließlich seinen Blick senkte.»Ich hätte es wohl besser wissen müssen.«»Du hättest mich nie gehen lassen«, behauptete Bernina.»An diesem Punkt waren wir ja bereits einmal.«»Schämst du dich denn nicht? Wie hast du mich nur so belügen können?«Er sah nicht auf und sagte kein Wort.Im Gebäude war es vollkommen ruhig, während von außen eine weitere Windböe an den Mauern riss.»Erst hast du mir die Unwahrheit über Anselmo gesagt und dann hast du dich in mein Herz geschlichen.Ich frage dich noch einmal, Jakob: Schämst du dich überhaupt nicht? Hast du gar kein Gewissen?«Weiterhin vermied er es, ihrem Blick zu begegnen.»Erinnerst du dich, wie sehr ich es wollte, dass du mich bei meinem Vornamen nennst?« Er lachte bitter auf.»Willst du mir wenigstens sagen, wie du es geschafft hast?«»Geschafft? Was? Dir dieses kleine Märchen aufzutischen?« Nun fanden seine Augen erstmals wieder Bernina.»Ich ließ ihn suchen, diesen Mann.So wie du es von mir wolltest, so wie ich es dir versprochen hatte.Und die Männer, die ich damit betraute, fanden ihn.Irgendwann, irgendwo in einem unserer Armeelager.Er war nicht mehr Gefangener, sondern Sprachmeister einer meiner Offiziere.Wie auch immer, jedenfalls war er da.Und ich hätte ihn dir auf einem goldenen Tablett servieren können.«»Das jedoch hast du nicht getan.«»Nein, offenbar nicht.« Er nahm den Hut ab und legte ihn auf den Tisch, wo auch Melchert Poppels von Wetter und Schweiß knautschig gewordener Hut noch lag.Erst jetzt wurde der Kopfverband sichtbar, und für einen kurzen Moment sah Bernina noch einmal, wie Falkenberg auf der Festung regungslos und blutend auf dem Boden gelegen hatte.»Da hatte ich ihn also«, fuhr er nach langer Pause fort.»Doch ich konnte es dir einfach nicht sagen.Immer, wenn ich es wollte, hielt mich irgendetwas zurück.« Sein Blick veränderte sich.»Dann wollte ich den Mann kurzerhand verschwinden lassen.Du verstehst, was ich meine …« Er bemühte sich offensichtlich, betont nüchtern zu sprechen.»Töten lassen.Einfach so.Aber wenigstens dazu ließ ich mich nicht hinreißen, zu einem Auftragsmörder wurde ich nicht.«»Dir kam ein ganz anderer Gedanke.«»Ich ließ ihn zusammenschlagen.Einer meiner Unteroffiziere sollte feststellen, ob er irgendetwas bei sich trug, das ihn von anderen unterschied.Das mir helfen würde, dich von seinem Tod zu überzeugen.Denn mir reichte es schon, wenn er nur für dich tot war.Doch was mir gebracht wurde, waren bloß ein paar Klamotten, darunter immerhin diese auffallend bunte Hose.« Erst jetzt fiel Bernina auf, dass der Oberst an Anselmo vorbeisah und ihn noch nicht einmal mit einem flüchtigen Blick gestreift hatte.»Ja, diese Hose.Und natürlich der Ring.Daran war zwar nichts Außergewöhnliches, aber mein Gespür sagte mir, dass du ihn trotzdem wiedererkennen würdest.Und genauso war es.«Auch Berninas Worte hatten etwas Nüchternes, fast Beiläufiges: »Wie konnte ein Mann wie du nur so schäbig sein? Wie konntest du nur so tief sinken?«Er grinste, aber in seinen Mundwinkeln war ein Zucken [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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