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.War sie da unten so hellblond wie auf dem Kopf oder so dunkelblond wie im Gesicht?Ihre unbekümmerte Art, mit Sex um sich zu werfen, ohne sich anscheinend sonderlich dafür zu interessieren, haute Giovanni um.Zwar behandelte sie sein Hauptthema wie eine Nebensache, aber doch so ausführlich, daß er keineswegs zu kurz kam.Und sie besuchte ihn, als sei das die normalste Sache der Welt, schon zum dritten Mal.Ab morgen würde sie ihn mit ihrem Vater abholen und zur Schule fahren.»Bis der Gips abkommt«, sagte sie.Das Blaupunkt-Radio gab die Landtagswahlergebnisse bekannt.Der Vater freute sich über vierzehn Prozent für die FDP, Arno und Norbert entsetzten sich über neun Komma acht für die NPD.Giovanni interessierte sich für nichts, was im Radio passierte, außer Musik.Die Mutter sagte: »Jetzt hört doch mit eurer ewigen Politik auf.« Der Vater sagte: »Wenigstens haben eure Kommunisten keinen Stich gemacht«, und konnte sich in der Folge seinen mittlerweile hundertprozentigen Autoritätsverlust vor Augen führen lassen.»Eure Kommunisten« war insofern eine Aussage mit Zündstoff gewesen, als Norbert der ML angehörte und Arno Flugblätter für die GIM verteilte.Die Mitglieder dieser beiden Gruppen kannten einander aber nur unter Bezeichnungen wie »Revisionist«, »Revanchist« oder »Arschloch«.Keinesfalls war für die jeweils anderen der Begriff »Kommunist« vorgesehen.Insofern war die Bemerkung des Vaters ein geschickter Schachzug, denn die beiden führten jetzt lautstark und in schönstem Traktatskauderwelsch exemplarisch die Spaltung der Linken vor.Das war den Autoritätsverlust wert.»Lauras Vater ist Professor für Kunstgeschichte«, sagte die Mutter, die das für eine gute Nachricht hielt.»Ach«, sagte der Vater, »und wer ist Laura?«Bevor die Mutter noch »Pauls Freundin« hätte sagen können, gaben Arno und Norbert ihre Meinung dazu.»Ist ja dufte«, sagte Norbert und »Kann er sich den Arsch mit wischen« Arno.Giovanni fiel Bos Vater ein.Der würde jetzt sicher betrunken und im Siegestaumel vor dem Fernseher sitzen und auf Adolf von Thadden anstoßen.Und er dachte auch an Bo.Nach dem ersten Schrecken über dessen Versuch, sich Laura zu nähern, war Giovanni der Gedanke gekommen, Bo könne nicht anders, und er, Giovanni, müsse ihn einfach bitten, sie in Ruhe zu lassen.Bo würde das tun.Er mußte Gewissensbisse haben, sonst wäre er nicht weggeblieben.Gewissensbisse würden später einmal »Ein Moralischer« heißen.FÜNFParis war vorübergehend nicht mehr die Hauptstadt der Liebe.Wer war Beate Klarsfeld?Dieselben Frauen, die einst Erich Mende zum attraktivsten Mann erklärt hatten, wandten sich jetzt von Kurt- Georg Kiesinger ab und Alexander Dubdek zu.Die Notstandsgesetze erzeugten genau den Notstand, zu dessen Kontrolle sie erfunden wurden.Bo war von der Schule geflogen.Giovanni erfuhr die Geschichte von Ilse.Im Religionsunterricht hatte die Lehrerin einer modernistischen Anwandlung folgend gefragt, worin der Sinn der Schöpfung bestehe.Bo hatte geantwortet, die Schöpfung habe seiner Meinung nach das Ziel verfolgt, ihn, Bo Pletsky, schließlich hervorzubringen, und sei deswegen jetzt abgeschlossen.Wortlos und nach Atem ringend war die Lehrerin aus der Klasse gestürzt, um den stets bereiten Winkler zu rufen, und Bo hatte nicht einmal mehr die Gelegenheit bekommen zu erklären, daß er damit irgendwie auf seine Gotteskindschaft habe anspielen wollen.Er war nach Hause geschickt worden, und am nächsten Tag war ihm ein blauer Brief gefolgt, der den Schulverweis besiegelte.»Ich, Bernward Pletzky, verehrt und angespien!« hatte er mit Emphase geschrien, als ihn Winkler aus der Klasse winkte.Das war aus seinem derzeitigen Lieblingsgedicht von François Villon.Er hatte nur die Namen ausgetauscht.Das Ganze war ein Mißverständnis.Er hatte zwar witzig sein wollen, aber nicht blasphemisch.Im Gegensatz zu Giovanni war er nämlich religiös.Erst vor einem halben Jahr war er von der katholischen Konfession seines Vaters zur evangelischen seiner Mutter übergetreten, hatte dafür extra Unterricht bei einem Pfarrer genommen und geduldig Giovannis Witzeleien ertragen.Es war ihm wirklich ernst, und er fühlte sich wie neu geboren, als er endlich dem Schoß dieser Kirche entkommen war.Gerade rechtzeitig vor der Enzyklika Humanae vitae, in der Papst Paul der Sechste seine Abneigung gegen Bos Lieblingsbeschäftigung in die Welt hinausposaunen würde.SECHSIm Blaupunkt-Radio starb Robert Kennedy, ohne je etwas von Panzern in Prag gehört zu haben.Eine Sache, die man dufte fand, nannte man »Spitze« [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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