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.Als die beiden näherkamen, erkannte der Schlafwandler die Fremde als Mrs Erskine wieder, die Mitarbeiterin des Sicherheitsausschusses – ohne diese Maskierung nunmehr jedoch bedeutend verjüngt und so gekleidet, wie es einer eleganten Dame ihres wahren Alters zukam.»Dies ist mein Freund, der Schlafwandler«, erklärte Moon, und seine hübsche Begleiterin knickste zur Begrüßung.»Ich glaube nicht, dass du meine Schwester schon kennst.«Skimpole verließ das Hotel in lebhaftem, präzisem Schritt.Obwohl er für ein wichtiges Treffen bereits spät dran war, zog er es vor, keine Droschke zu nehmen, sondern durch die Straßen und über die dicht bevölkerten Bürgersteige der Stadt zu eilen, wo er sich blitzschnell durch die Massen von Fußgängern bewegte und sich an Schwärmen heimischer Großstädter vorbeidrängte.Spontan würde man annehmen, dass ein Regierungsbeamter die Richtung nach Whitehall oder Westminster einschlagen sollte, doch Skimpole lenkte seine Schritte – immer auf der Hut vor einem möglichen Verfolger – ins East End, nach Limehouse und zum Direktorium.SCHWESTER?schrieb der Schlafwandler hastig auf die Tafel, wischte sie wieder ab und schrieb es erneut, diesmal in größeren, dramatischeren Buchstaben:SCHWESTER?»Dies ist Charlotte«, erklärte Moon.Miss Moon lächelte so gewinnend wie möglich.»Ich bin entzückt, Sie kennenzulernen.«Der Schlafwandler runzelte die Stirn.Er hatte das eigenartige Gefühl, mitten in einem sorgfältig vorbereiteten Streich zu stecken, und hoffte, sein Freund und die Fremde würden jeden Moment in Gelächter ausbrechen, ihm auf die Schulter klopfen und ihm dafür danken, dass er mitgemacht hatte.Er übte sich in Geduld und wartete auf die Pointe.»Ist er wirklich stumm?«, fragte Charlotte ein wenig ungehobelt.»Er hat jedenfalls noch nie zu mir gesprochen.Nichtsdestoweniger ist es eine meiner großen Hoffnungen, dass er es eines Tages tut.Und ich habe keinen Zweifel: Falls es tatsächlich geschieht, wird er uns alle in Erstaunen setzen.«Sie ließ den Blick noch einmal über den Schlafwandler gleiten und schien ziemlich unbeeindruckt.»Nicht so gut aussehend wie sein Vorgänger.«»Glaub mir«, sagte Moon, und es klang gequält, »könntest du seinen Vorgänger jetzt sehen, würdest du nicht mehr so sprechen.«»Vermutlich nicht.«»Der Schlafwandler ist ein großartiger Illusionist.« Moon bemühte sich, nicht gönnerhaft zu klingen.»Hast du je die Vorstellung besucht?«»Dreimal«, antwortete Charlotte.»Einmal als alte Frau, einmal als betrunkener Pole und einmal als Zwerg.Ich gebe zu, letzteres war eine echte Herausforderung.Es ist kein Spaß, stundenlang so auszusehen, als wäre man nur halb so groß.« Sie kaute an ihrer Unterlippe und wand sich ein wenig.»Tut mir leid, was mit dem Theater passiert ist.«»Skimpole«, sagte Moon, als würde das alles erklären.»Er mag dich wirklich nicht, oder?«Moon sah zur Seite.»Du hast mir nie erzählt, dass du beim Sicherheitsausschuss arbeitest.«»Und du hast mir nie erzählt, was in Clapham vorgegangen ist.Ich musste aus der Zeitung davon erfahren.«»Tatsächlich? Das ist mir völlig entgangen.«Das darauffolgende Schweigen wurde vom vertrauten Knirschen der Kreide auf der Tafel unterbrochen.Der Schlafwandler hatte begonnen, sich ausgeschlossen zu fühlen.WAS ZU DRINKEN»Famose Idee!«, rief Moon in einem unerwarteten Ausbruch von Fröhlichkeit.»Charlotte?«»Ein kleines Glas nur«, sagte sie zögernd.»Nichts allzu Starkes.«Aber Moon rannte bereits durstig hinüber zum Tresen und war längst außer Hörweite.Als er seine umfangreiche, kostspielige Bestellung aufgab, entbot er dem Barmann sein schönstes Hailächeln.»Und achten Sie darauf«, grinste er, »dass Sie all das auf Mister Skimpoles Rechnung setzen.«Limehouse ist einzigartig unter Londons Stadtbezirken; es gehört einfach nicht zu England.Die seltsamen Gerüche, die sich durch die Straßen ziehen, weisen entschieden fremdländischen Charakter auf; die Anschlagbretter, Aushängeschilder und Hinweistafeln sind übersät mit unergründlichen Schriftzeichen, die Uneingeweihte verwirren; die Menschen, obwohl entgegenkommend und recht gesittet, sind samt und sonders blässlich und gelbhäutig.Sollten Sie je durch diese grellbunten, hektischen Straßen wandern, wird dieses Viertel auf Sie zweifellos genau so wirken wie auf mich: nämlich wie ein Teil einer fernöstlichen Stadt, den man von dieser abgetrennt und mitten unter Londons Bezirke fallengelassen hat – die Vision eines undenkbaren England, in dem das Empire untergegangen und der Orient König ist.Da mutete es wohl merkwürdig an, Mister Skimpole mit solch festem Schritt und solcher Ungezwungenheit durch diese Straßen laufen zu sehen, doch auch seine Erscheinung war so ausgefallen wie immer – Kneifer auf der Nasenspitze, Haar und Haut weiß wie ein Laken.Daraus könnte man mit einiger Berechtigung schließen, dass er unter dieser Masse gelber Gesichter wie ein Fremdkörper wirkte, aber seine Umgebung schien ihn freundlich und fast wie einen der Ihren aufzunehmen, und er rief keine offene Neugier hervor, keine aufdringlichen Blicke, kein unterdrücktes Lachen.Nicht ganz eine halbe Stunde, nachdem er das Hotel verlassen hatte, erreichte der Albino sein Ziel und hielt vor einem heruntergekommenen Metzgerladen jener Sorte, die aussieht, als existiere sie seit Jahren, ohne je von einem Kunden betreten zu werden; Spinnweben und schwarzbraune Rinnsale verdunkelten die Schaufenster, die zu alldem innen mit einem matten Belag aus fettigem Dunst und etwas, das aussah wie eingetrocknetes Blut, bedeckt waren.Auf einem Spieß im Fenster briet irgendein Vogel, dessen nackter Kadaver sich langsam im Schein der Glut drehte, um unter den Blicken der Passanten zusehends brauner und knuspriger zu werden.Skimpole konnte nicht feststellen, als welche Spezies der Vogel sein früheres Dasein verbracht hatte – als Ente vielleicht oder als Huhn oder als irgendein namenloses Federvieh, das nur den Völkern des Orients bekannt war
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