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.Es roch nach Nässe, Sojasoße und gebratenem Fisch.Die blauweißen Vorhänge, auf denen in schwungvollen Schriftzeichen die Namen des Restaurants gedruckt waren, blähten sich im Wind.Tokio erwachte, und die riesigen Bahnhofshallen, die unterirdischen Gänge, mit hellen Fliesen überzogen, vervielfältigten das Echo tausendfacher Schritte.Der 52Strom der Angestellten quoll aus den Vorstadtzügen, drängte sich durch die Sperren, fuhr auf Rolltreppen empor und hinunter.Schwärme von Schülern überquerten die Fußgängerstreifen, die Mädchen in marineblauen Faltenröcken und Jacken mit Matrosenkragen, die Jungen in Uniformen mit Goldknöpfen.Tokio erwachte; unter dem engen Netz von Elektrizitäts- und Telefonleitungen erfaßte das Sonnenlicht die alten, zerbrechlich wirkenden Holzhäuser, glänzte auf den grün- oder türkisfarbenen Dachziegeln.Hausfrauen schoben die Fenstertüren auf, hingen die baumwollgefüllten Schlafmatratzen an die frische Luft.In schwindelerregenden Höhen funkelten im Morgenlicht die Giganten aus Glas und Stahl, schwungvoll sich erhebend wie Riesenwogen.Tokio erwachte und mit ihm auch Japans verwunschenes Herz, der Kaiserpalast.Die Steinquadern der Ringmauer spiegelten sich in den Gewässern des Wallgrabens.Schwäne ruhten in ihren Schwingen, und manchmal glitt der goldene Schatten eines Karpfens unter der Wasseroberfläche dahin.Mauer und Graben bewachten ein Symbol, einen Traum, einen geheimnisvollen Bereich, wo Mythos und Geschichte verschmolzen.Tokio erwachte, und in verdunkelten Zimmern schliefen die vielen tausend»Schmetterlinge der Nacht«, die ihre Gäste in den Bars von Shinjuku und Roppongi unterhalten hatten.Vor den Pachinko-Spielsalons blühten rosa und hellblaue Riesenblumen aus Plastik; das ohrenbetäubende Rasseln und Klingeln der fallenden Kugeln in den Automaten, mit Musik aus den Lautsprechern vermischt, schallte bereits bis auf die Straße.Es erwachte auch der Sensoji-Tempel in Asakusa, der buddhistischen Göttin der Barmherzigkeit, Kannon, gewidmet.Mit ihm erwachten die tausend kleinen Läden, Kneipen und Sake-Bars der Nakamisestraße.Über dem wuchtig geschwungenen Tempeldach schwirrten Tauben im kristallklaren Licht, und aus einem gußeisernen Becken stieg Weihrauchnebel empor.Tokio erwachte, und auf der Ginza, der größten Einkaufsstraße des Fernen Ostens, staute sich der Verkehr.Der Morgenwind strich über die Gärten, die Parkanlagen, die Friedhöfe.In Tokio begannen jetzt dreizehn Millionen Einwohner dreizehn Millionen täglicher Dinge.Die Stadt atmete den neuen Morgen ein, und es atmeten seine vollklimatisierten Büros, seine unzähligen Schreine, Tempel, Bars, Spielhöllen, Massagesalons, Bordelle, Kinos, Theater, Badehäuser, Banken, Universitäten, Fabrikanlagen und Teehäuser.Die Sonne, in Tausenden von Fensterscheiben funkelnd, spiegelte sich auf der Westfassade des Hotels Plaza, wo ich im elften Stockwerk, im Zimmer 423, jetzt die Augen aufschlug.Es war acht Uhr morgens, japanische Zeit.Ich war um die halbe Erdkugel gereist.Der anbrechende Morgen, die ganze Stadt gehörten heute nur mir.Am Vortag waren wir angekommen; es war vier Uhr nachmittags, die Sonne schien durch Wolkenschleier.Die Luft war wärmer als in Europa, schon frühsommerlich.Am Flughafen gab es keine umständlichen Kontrollen, kein 53langes Warten.Unser Gepäck wurde nicht durchsucht.Wir wechselten Geld, bevor wir aus der Ankunfthalle traten.Busse fuhren in kürzeren Abständen vor.Franca wußte, wo wir die Scheine zu lösen hatten, welcher Bus zum City-Terminal fuhr.Die Fahrt dauerte über eine Stunde.Es dämmerte bereits; der Himmel blieb nur kurze Zeit rot, die Dunkelheit kam schnell.Auf beiden Seiten der Autobahn zogen Wohnblöcke, Lagerhäuser, unfertige Brückenteile, Eisenbahngleise und Kräne vorbei.Bunte Neonschriften zuckten und tanzten; Tausende von Blinklichtern funkelten auf der Autobahn, die, von mächtigen Pfeilern getragen, sich in einer weit ausholenden Schleife über ganze Stadtviertel hinzog.Dreifache Autoschlangen kamen aus allen Richtungen.Eine Zeitlang schleppte sich der Bus nur noch im Schrittempo vorwärts, bis er plötzlich in eine Kurve abschwenkte und in den unterirdischen City-Terminal tauchte.Wir stiegen aus, warteten müde und lethargisch vor dem Fließband und nahmen unsere Taschen in Empfang.Hinter aufschwingenden Glastüren standen Taxis.Franca hob die Hand.Ein Wagen fuhr vor, die Tür sprang automatisch auf.Der Fahrer, mit weißen Handschuhen, half uns das Gepäck zu verstauen.Er schloß die Wagentür mit einer Stange vom Fahrersitz aus und fuhr los.Der Wagen war klimatisiert, weich gepolstert; ich lehnte mich bequem zurück.Ein hellrosa Strahlenzelt schimmerte über der Stadt, die Umrisse der Gebäude traten, wie mit Tusche gezeichnet, hervor.Vor den hellen Rechtecken der Schaufenster kamen und gingen Passanten wie bewegliche schwarze Scherenschnitte.Geschäftsreklamen funkelten, blitzten, tanzten vor meinen müden Augen.In den hohen Fassaden beiderseits der Straße waren sämtliche Büros taghell erleuchtet.Hinter jedem Fenster sah man Angestellte, fast alle in weißen Hemden, sitzend, gehend, stehend, wie in einem Glaskasten der Außenwelt präsentiert.Das Hotel: ein prunkvoller Riesenkasten.Eine mit Sträuchern bewachsene Betonrampe, surrende Schiebetüren aus Glas.Ein gelblich gesprenkelter Marmorfußboden, wuchtige Kronleuchter, lautlos auf- und abfahrende Rolltreppen
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