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.Sorge und Angst bildeten plötzlich einen großen Klumpen in ihrem Magen.War es wirklich nur die Suche nach ihr? Oder war etwas passiert? Allein schon die Vorstellung, dass ihre Mutter verrückt vor Angst war, machte sie unruhig.Ich hätte die Nummer auswendig lernen müssen, dachte sie wütend auf sich selbst.Ich werde das nachholen, wenn ich mein Handy wieder in Gang habe, bestimmt!»Was ist mit dir, nicht gut?«, erkundigte sich Jaroslav, denn offenbar war sie nicht nur erstarrt, sie musste auch ganz blass geworden sein.»Ich … der Name eben.Das bin ich.Der Reiseruf war für mich«, antwortete sie.»Oh, hoffentlich nichts passiert.«»Nein, nein, bestimmt nicht, ich glaube eher, meine Familie sucht mich.«»Warum? Sie nicht wissen, dass du kommen?«»Nein, sie wissen nicht, wo ich bin.« Anna fasste ihm ihre Odyssee in wenigen Sätzen zusammen.Die Worte waren ohne einmal Luftholen aus ihr herausgesprudelt, und jetzt war sie aus der Puste.Der Fahrer betrachtete sie mit hochgezogenen Augenbrauen.Es war fraglich, ob er wirklich alles verstanden hatte.Aber Anna wollte es nicht wiederholen.Und wenn nun doch zu Hause irgendwas passiert ist? Der Gedanke ließ Eiseskälte über ihren Rücken kriechen und Tränen in ihre Augen steigen.Warum war sie nicht früher gefahren? Warum hatte sie sich nicht schon eher um alles gekümmert …»Keine Gedanken machen«, sagte der Fahrer und tätschelte ihren Arm.»Wird schon werden.Wir sind bald in Berlin, wenn du mir sagen, wo du wohnst, ich dich fahre.«Anna nickte und wischte sich die feuchten Spuren von den Wangen.Vielleicht hätte sie sich gestern nicht so lange bei Paula aufhalten sollen.Vielleicht hätte sie schon eher versuchen sollen, eine Mitfahrgelegenheit zu finden.Stattdessen habe ich nett mit den alten Damen geplaudert, dachte sie.Während sie grübelte, dudelte die Musik im Radio weiter.Der polnische Moderator meldete sich zu Wort und sprach so schnell, dass Anna die englisch anmutenden Worte zwischen den polnischen gar nicht mitbekam.Doch dann ertönten Klänge, die ihr sehr bekannt vorkamen.»Last Christmas …«Anna war viel zu fassungslos, um das Gesicht zu verziehen.Reichte es noch nicht, dass sie in einem Truck saß, einen Reiseruf hörte und keine Ahnung hatte, was in ihrer Familie passiert war? Dass sie überhaupt in diesem Schlamassel steckte? Musste jetzt auch bei jeder Etappe dieses verdammte Lied dudeln?Mit einem durchdringenden Gefühl von Hilflosigkeit ließ sich Anna in den Sitz sinken.Sie kniff sich in den Arm, obwohl sie wusste, dass es kein Traum war.So was wie das hier konnte man nicht träumen.Auf der Autobahn ging es nicht besonders zügig voran, denn der Räumdienst verrichtete seine Arbeit zwar gut, aber der Schnee brauchte eine Weile, bis er unter Einwirkung des Streusalzes taute.Die Fahrzeuge vor ihnen schlichen, einige Fahrer waren ganz mutig und zogen an dem Truck vorbei.Aber größtenteils fuhren die Leute vernünftig.Allerdings wurde es auf der Autobahn immer voller.Einige der Wagen hatten Tannen und Fichten auf ihre Dächer geschnallt.Wer fährt denn erst jetzt los und holt einen Weihnachtsbaum?, fragte sich Anna kopfschüttelnd.Die Leute wussten es offenbar nicht zu schätzen, dass sie eigentlich nicht mehr unterwegs sein müssten – im Gegensatz zu ihr.Eine Sirene riss sie aus ihren Gedanken fort.Im Seitenspiegel tauchte kurz das Blaulicht eines Polizeiwagens auf.Oder war es ein Krankenwagen? Sogleich kehrte ihre Unruhe wegen des Reiserufs zurück.Das Fahrzeug verschwand schnell wieder aus dem Spiegel, aber nicht, weil es abgefahren wäre.Der Wagen tauchte neben ihnen auf.Auf dem breiten grünen Streifen auf der Karosserie prangte der Schriftzug »ZOLL«.Als sei das noch nicht genug, setzte sich das Fahrzeug vor sie und schaltete eine LED-Beleuchtung an, auf der die Aufforderung »Bitte folgen« in drei Sprachen aufleuchtete.Kein Zweifel, diese Polizisten wollten etwas von Jaroslav.Der Fahrer stieß ein polnisches Schimpfwort aus, jedenfalls klang das, was er sagte, so, dann schloss er sich dem Zollfahrzeug an.»Verdammte Polizei«, meckerte er jetzt auf Deutsch, außer Acht lassend, dass es nicht nur die Polizei war, sondern auch der Zoll.»Nicht mal Weihnachten sie uns in Ruhe lassen! Immer Kontrollen! Immer, wenn keine Zeit.« Aber Widerstand war zwecklos.Mal davon abgesehen, dass er bei einer Verfolgungsjagd mit den Beamten den Kürzeren gezogen hätte, hätte er wahrscheinlich auch seinen Führerschein und den Job verloren.Anna fragte sich, wie es sein konnte, dass Polizisten und Zöllner auch zu Weihnachten auf der Autobahn standen.Doch dann korrigierte sie sich.Es war noch nicht Weihnachten, sondern erst der Heilige Abend.Ein Arbeitstag, für die meisten allerdings nur bis Mittag.Diese Zeit musste natürlich genutzt werden, um Schmuggler und Regelübertreter, die es auch zu Weihnachten gab, zur Ordnung zu rufen.Doch warum gerade bei dem Truck, in dem ich sitze?Anna schielte zum Radio.Kam das von diesem unsäglichen Lied? Seit sie von Berlin aufgebrochen war, hatte sie es nun schon dreimal gehört – und immer war irgendwas Schreckliches passiert.Was kam jetzt? Wie lange würde man den armen Fahrer aufhalten? Und wie sollte sie weiterkommen?Bleib ruhig, sagte sie sich.Es wird schon alles werden.Diese verflixte Reise hat dich bisher nicht kleingekriegt, dann wird sie es auch weiterhin nicht tun.Nachdem der Truck von einem Polizisten auf einen bestimmten Standplatz gewunken worden war, tauchte der Mann in dick gefütterter Lederjacke und knallroten Ohren unter seiner Mütze auf der Fahrerseite auf.»Papiere bitte«, forderte er.»Und Ihren Fahrtenschreiber.«Jaroslav wurde auf einmal blass.Schweiß trat auf seine Stirn.Anna kam ein unheimlicher Verdacht
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