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.Ihre gleichmäßigen leisen Atemgeräusche waren das Einzige, was im Raum zu hören war.Irgendwann in der Nacht, in dem verschwommenen, traumähnlichen Zustand, sah plötzlich alles anders aus.Alles war auch anders! Jaime war nicht die zickige Mitbewohnerin, die Hazel wohl oder übel erdulden musste.Jaime war ihre Mutter! Und auf einmal war Hazel nicht mehr wütend oder aufgebracht, sondern glücklich.Sie hatte das bekommen, was sie sich schon immer gewünscht hatte:Die Gelegenheit, ihre Mutter kennenzulernen.Nicht, dass sie dachte, es würde einfach.Jetzt war ein neuer Tag, und die gestrige Fahrt in die Klinik schien fast unwirklich.Und nun war Hazel hier vor dem Eiscafé, kam einfach unangemeldet vorbei und rief Jaime damit in Erinnerung, dass all das Wirklichkeit war.Wie war Hazel nur auf die Idee gekommen, Jaime würde sich darüber freuen?Nur weil sie plötzlich einen Grund hatte, Jaime kennenzulernen, hieß das noch lange nicht, dass Jaime ein Interesse daran hatte, sich kennenlernen zu lassen!Hazel schloss die Augen und lehnte sich gegen das Schaufenster.Sie holte gerade zum wiederholten Mal tief Luft, als Jaime herauskam und sich neben sie auf die Stufen setzte.»Mir reicht’s«, murrte sie.»Heute geht es zu wie beim Meldeamt.Man sollte meinen, die Leute hätten bessere Laune.Meine Güte, die holen sich bei mir doch kein neues Nummernschild, sondern ein Eis!«Hazel lächelte.Es tat gut zu hören, dass Jaime wie immer klang.»Was machst du denn hier?«, fragte Jaime.»Rosanna hat mich in die Stadt geschickt«, antwortete Hazel, »und da wollte ich einfach mal hallo sagen.«»Hallo«, murrte Jaime und stieß mit dem Fuß nach einer klebrigen, getrockneten Eiscremespur auf dem Boden.»Hast du vielleicht Zeit zum Mittagessen?«, fragte Hazel.Sie hatte diesen Plan noch nicht richtig durchdacht und musste improvisieren.Vielleicht wäre es gut, etwas zusammen zu essen.Hazel reckte den Hals und entdeckte an der Ecke einen Pizzastand, vor dem sich bereits eine Schlange gebildet hatte.»Du solltest wahrscheinlich etwas essen, weißt du.«Sie trat auf die Straße und wich ein paar Studenten aus, die alle das gleiche braungraue T-Shirt ihrer Uni trugen.»Halt«, hörte sie Jaime hinter sich rufen.»Auf keinen Fall.Nein.Nein und nochmals Nein.Auf keinen Fall!«»Auf keinen Fall was?« Hazel drehte sich um.»Du wirst auf keinen Fall anfangen, mich zu bemuttern«, sagte Jaime und verschränkte nachdrücklich die Arme vor der Brust.»Wenn ich eine Gouvernante hätte haben wollen, hätte ich es Rosanna erzählt.«»Was meinst du denn?«, fragte Hazel.»Ich habe nur gefragt, ob du was essen willst.«»Ich werde essen, wenn ich Hunger habe«, gab Jaime zurück.»Nur weil bei mir ein … Ding im Bauch wächst, heißt das nicht, dass ich plötzlich vergessen habe, was man als Mensch im Allgemeinen so tut.«Hazel wusste nicht, was sie darauf sagen sollte.Ein Ding? Ein Baby war doch kein Ding.Sie war kein Ding.Und sie hatte nur helfen wollen.»Okay«, Hazel seufzte.Ihr wurde klar, dass es nach Jaimes Bedingungen ablaufen musste, wenn sie mit ihr zusammen sein wollte.»Was willst du dann machen?«»Als Erstes«, sagte Jaime, stand auf und ging in die andere Richtung, »will ich so schnell wie möglich von hier weg.«Hazel beeilte sich, mit ihr mitzuhalten, und folgte ihr zum Hafen und den Kai entlang, wo es Cafés und alle möglichen Läden gab.Die meiste Zeit liefen sie schweigend, aber ab und zu deutete Jaime auf die verschiedenen Buden.Sie kannte den Stand mit den besten gebackenen Muscheln oder mit der fettigsten Pizza.Genauso wusste sie, welche die Touristenfallen mit den hässlichsten T-Shirts oder total überteuerten Souvenirs waren.Schließlich landeten sie vor dem Karussell, das Hazel schon bei der Ankunft auf der Insel aufgefallen war.»Das Flying Horses«, verkündete Jaime stolz.»Es ist das älteste Karussell im ganzen Land.«Sie stürmte die breite Vordertreppe hinauf und nahm gleich drei Stufen auf einmal, Hazel folgte ihr.Gleich am Eingang wurde sie vom aufdringlichen, buttrigen Duft nach Popcorn willkommen geheißen.Im Inneren herrschte ein Durcheinander aus Farben und Lärm, Zirkusmusik und Kindergeschrei, das wellenartig von der drehenden Plattform her auf sie einströmte.»Es geht darum, den Messingring zu bekommen«, erklärte Jaime und deutete auf einen langen Metallarm, der aus einer Wand ragte.Während das Karussell sich drehte, streckte jeder Reiter auf dem äußeren Kreis des Karussells den Arm aus und versuchte, die dort aufgereihten Ringe zu fassen und auf einen kleinen silbernen Stab zu stecken, der aus der langen Mähne jedes Pferdes ragte.Manche Reiter schnappten sich einfach einen Ring, während andere mit geschickten Fingern gleich drei oder vier auf einmal erwischten.»Ich glaube, mein Rekord waren sieben auf einmal«, erzählte Jaime strahlend.»Ich habe es schon ewig nicht mehr gemacht.«»Dann los«, schlug Hazel vor und war von sich selbst überrascht.Sie war noch nie in einem Karussell gefahren.Die einzige Gelegenheit dazu hatte sie gehabt, als sie mit dem Kinderheim, in dem sie ein Jahr lang untergebracht war, einen Ausflug zum Jahrmarkt machte.Die anderen Kinder waren total verrückt nach dem Karussell gewesen, doch Hazel hatte nicht verstehen können, was sie daran gereizt hatte.Das Karussell hatte in der Mitte eines staubigen, verlassenen Fußballfelds gestanden und sich einfach immer nur im Kreis gedreht, während blecherne Countrymusik aus einem Lautsprecher drang, der daneben auf einem Klappstuhl stand.Aber das hier war ganz anders, das wusste sie genau.Nachdem sie noch kurz in der Schlange gewartet hatten, durften sie auf die Pferde steigen.Jaime saß auf einem beige-braun gepunkteten Pferd unmittelbar vor Hazel.Hazels Pferd war lila und pink, seine Mähne blond.Das Karussell fuhr an, und Hazel griff in die Mähne ihres Pferdes, um sich festzuhalten.Nach und nach wurden sie immer schneller, bis die Welt außerhalb des Karussells vor Hazels Augen verschwamm.Jaime sah sie ganz deutlich vor sich und erhaschte kurze Seitenblicke auf ihr Gesicht.Die dunklen Locken flogen um ihren Kopf, und ihre Augen waren weit aufgerissen und funkelten.Sie sah genauso aus wie auf dem Foto an Rosannas Wand.Als gäbe es keinen Ort auf der Welt, wo sie gerade lieber wäre.Hazel versuchte, Jaimes Bewegungen nachzuahmen, aber sie war zu angespannt und verfehlte den Metallarm.Schließlich begriff sie, dass sie bis zum letzten Moment warten musste, und schnappte dann mit jedem ihrer ersten drei Finger einen Ring.Als der Rotschopf an der Kasse verkündete, dass sich jetzt auch der Messingring auf dem Arm befand, hatte Hazel es geschafft, bei jeder Umdrehung vier Ringe zu holen [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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