[ Pobierz całość w formacie PDF ]
.Erst als er schon zu stolpern begann, stoppte die Kutsche.Thomas griff nach der Tür und riss sie auf.„Bedenken Sie doch.Wenn es tatsächlich eine unbekannte Tierart ist und ich sie zeichne, dann sind Sie der Wissenschaftler, der eine völlig neue Raubtierart kategorisieren kann.“De Buffons Augen wurden schmal, doch Thomas meinte, einen Funken Respekt darin zu sehen.Was gut oder schlecht sein konnte.„Bitte!“, stieß Thomas atemlos hervor.„Nicht für mich, sondern für die Histoire Naturelle.Denken Sie wenigstens darüber nach?“Lange, viel zu lange musterte der Forscher Thomas, als würde er sich überlegen, ob er ihn nicht doch lieber endgültig zum Teufel jagen sollte.„Vielleicht“, knurrte er schließlich und gab dem Kutscher das Zeichen zur Weiterfahrt.„Aber versprechen werde ich Ihnen nichts.“Isabelle ertastete erst eine Hohlwurzel, dann ihr wirres Haar und am Hinterkopf schließlich eine schmerzende Beule.Ihre Wange presste sich an etwas Nasses, das nach Moder roch.Vorsichtig bewegte sie den linken Fuß – und stellte fest, dass er taub vor Kälte war.Wie durch eine Eisschicht schimmerte nur ein fernes Flackern von Schmerz.Als sie die Zehen bewegte, schienen sie in weichen Schlamm zu sinken.Bin ich barfuß? Stöhnend setzte sie sich auf.Laub raschelte in ihrem Haar.Bild für Bild kam die Erinnerung zurück.Sie war an einem Ast hängen geblieben und dadurch aus dem Sattel gerissen worden.Das Pferd hatte sie am Steigbügel mitgeschleift – und dann war sie mit dem Kopf gegen etwas Hartes geschlagen, eine Wurzel oder einen Stein.Und während ihre Stute sie bewusstlos weitergezogen hatte, hatte sich ihr Fuß aus dem Steigbügel gelöst.Trotz der Dunkelheit konnte sie erkennen, dass sie ihren linken Schuh verloren hatte.Offenbar hatte sich die Schnürung gelöst und so war ihr Fuß aus dem Steigbügel freigekommen.Vorsichtig bewegte sie das rechte Bein und ihre Arme.Immerhin – ihr Kapuzenmantel hatte sie vor weiteren Verletzungen bewahrt.„André?“ Ihr Ruf war nicht mehr als ein Krächzen.Es kam keine Antwort, nur der Wind strich durch die Zweige, als würden die Geister des Waldes ihr warnend zuwispern.Benommen blickte sie nach oben.Zwischen den Kronen, die sich als gezackte Schattenrisse über ihr erhoben, blühte der Himmel in einem kalten Nachtblau.Die Wolken hatten silbrige Mondränder.Das war der nächste Schreck.Wie lange war ich bewusstlos?Die Nacht kam schnell, aber es musste mindestens eine halbe Stunde her sein, seit sie vom Pferd gestürzt war, denn da war noch Sonnenuntergang gewesen.Ihre Stute war fort.Schwer hing die Pelisse an ihren Schultern, als sie sich mühsam aufrichtete.Sie konnte mit dem linken Fuß kaum auftreten, also griff sie nach Ästen und stützte sich an Baumstämmen ab, um vorwärtszukommen.So stolperte sie hinkend weiter, bis ihr plötzlich schwindelig und todübel wurde.Schwer atmend lehnte sie sich an einen Baumstamm.Erst jetzt kroch die Panik heran.Der Wald schien Augen zu bekommen, die sie lauernd betrachteten.Jedes Knacken ein Schritt, jeder Windstoß ein kalter Atemhauch an ihrem Nacken.Denk nach!, befahl sie sich verzweifelt.Das Pferd ist ohne mich weitergelaufen – und André ist natürlich dem Hufschlag gefolgt.Aber sobald er sieht, dass Blanche reiterlos ist, kommt er zurück und holt mich! Aber hätte er nicht schon längst nach ihr suchen, sie rufen müssen?Jetzt, als der Schock langsam nachließ, spürte sie den verstauchten Knöchel umso mehr.Mit zitternden Händen griff sie nach den nächsten Ästen und hangelte sich weiter.Schlamm quoll zwischen ihre Zehen und knackende Zweige fühlten sich an, als würde sie über Knochen laufen.Heilige Maria, beschütze mich! Sirona, Hüterin des Waldes, lass mich nicht allein!Keuchend und den Tränen nah erreichte sie eine winzige Lichtung, kaum mehr als ein kreisrunder freier Fleck zwischen neun Kastanienbäumen.Ihre Augen hatten sich an das Dunkel gewöhnt, sie sah Laub auf dem Boden und die raue Rinde der Bäume.Astlöcher wie verzerrte Münder, fünffingrige Blätter, die wie erstarrte Hände an Zweigen hingen.Der Wind hatte sich gelegt, als hätte der Wald ausgeatmet und würde nun schweigend auf etwas warten.Neben einem Baum zeichnete sich etwas Dunkles ab, sicher ein Matronenstein, den jemand aus Granitbrocken aufgeschichtet hatte.Krampfhaft versuchte sie mehr zu erspähen, lauschte auf jedes Geräusch, doch alles, was sie wahrnahm, war ein fernes Wolfsheulen.Der Laut rief sofort wieder die Erinnerung herbei, die sie schon seit Wochen bis in ihre Träume verfolgte.Und diesmal war es nicht das arme Bauernmädchen, das dort auf dem Feld lag, sondern eine andere Gestalt, mit kupferrotem Haar und den zarten Zügen einer Fee.Hör auf damit, schalt sie sich.Die Bestie ist erlegt worden.Das Wolfsgeheul verstummte abrupt.Sie wusste, dass sie nicht allein war, noch bevor sie das Rascheln von Zweigen hörte.Alle Härchen an ihren Armen stellten sich auf.Vorsichtig wich sie zurück, bis sie mit dem Rücken gegen einen Baumstamm stieß.Sie presste sich gegen die Rinde und zog das kleine Jagdmesser hervor, das früher ihrem Vater gehört hatte und das sie seit seinem Tod immer bei sich trug.Ihre Knie gaben unter ihr nach, sie konnte nicht verhindern, dass sie am Baum herunterrutschte.Kauernd wartete sie, das Messer vor sich mit beiden Händen umklammernd.Und was, wenn die Bestie noch lebt?Alle Gewissheiten wurden fadenscheinig wie Spinnweben, die der nächste Windstoß endgültig zerreißen würde.Ein Laut ließ sie zusammenzucken, rieselte wie ein Funkenschauer durch ihren Körper.Ein Scharren.Es hörte sich an wie … Krallen, die über eine Wurzel kratzen? Heilige Muttergottes, bitte nicht!Links hinter ihr atmete etwas aus.Doch Isabelle hörte es kaum.Isabelle schrie.CHAPITRE IIMONSIEUR ANTOINEMonsieur de Beauterne und seine Männer, die Prinzen von Geblüt und die Jäger, kommen auf Unseren Befehl, um das grausame Biest zu töten, das in den Provinzen der Auvergne und des Gévaudan sein Unwesen treibt.Sie sollen so viele Wölfe wie möglich zur Strecke zu bringen.Jeder, der sich an den Jagden oder an den Wachen beteiligt, erhält zwölf Pfund von Monsieur Lafont, Syndicus des Gévaudan.Derjenige, der einen ausgewachsenen Wolf tötet, erhält von Monsieur Antoine sechs Livre und für einen Welpen die Hälfte dieser Summe.Order von König Louis XV.Versailles, Mai 1765DIE SCHWARZE STADTWo sie auch hinkamen, wurde Monsieur Antoine als Repräsentant des Königs mit den höchsten Ehren empfangen.Mit ihm reisten sein Sohn und vierzehn der besten Jäger Frankreichs, außerdem zwei Hundeführer.Die Prinzen von Geblüt, die ihn begleiteten, fuhren in ihren eigenen Kutschen
[ Pobierz całość w formacie PDF ]