[ Pobierz całość w formacie PDF ]
.«Jade überlegte, ob sie sich Sorgen machen musste, und entschied sich dagegen.Wenn die Lady in jemanden Vertrauen setzte, dann waren es ihre Gefolgsleute im Hafen.»Arif meint, ihr neuer Berater hat etwas damit zu tun.« Er zog vielsagend die Augenbrauen hoch.»Und jetzt rate mal, wer das ist.«»Tam«, antwortete Jade prompt.»Er war heute Nacht im Palast.«»Er ist ständig dort.Vorgestern waren sie sogar in Begleitung der Lady mit der goldenen Barke auf der Toteninsel im Gefängnistrakt.Sie waren bei den Verhören dabei.«»Sie? Du meinst, Faun auch?«Martyn sah sie seltsam an.Verlegen blickte sie weg.»Nein, der zweite Nordländer nicht«, sagte Martyn gedehnt.»Zumindest hab ich ihn nicht gesehen.«Jade schlang die Arme um die Beine.Eine Pause entstand.»Willst du nicht zu uns kommen?«, fragte Martyn eindringlich.»Wenigstens für ein paar Tage.Elanor ist verletzt, wir kommen zwar auch ohne sie klar, aber du könntest trotzdem an den Winden helfen.Dann wärst du wenigstens nicht in der Nähe der Nordländer.«Jade schüttelte heftig den Kopf.»Ich muss bei Jakub bleiben.« Eine nasse Locke klebte an ihrem Kinn und sie strich sich unwillig das Haar aus dem Gesicht und knotete es im Nacken zusammen.»Ist es wirklich Jakub?« Dieser Satz kam schneidend, wie ein Schlag, und Jade zuckte unwillkürlich zusammen.»Was ist denn mit dir los?«»Dasselbe könnte ich dich fragen!« Seine Augen funkelten plötzlich vor Zorn, mit einem Mal war die Atmosphäre geladen wie die Luft vor einem Gewitter.»Kannst du dich vielleicht so ausdrücken, dass ich dich verstehe?«, gab sie zurück.Martyn sprang mit einem Satz, der das Boot gefährlich zum Schaukeln brachte, zu ihr und griff ihr mit der Hand an den Nacken.Jade war viel zu verblüfft, um sich zu wehren.Sie folgte dem Druck seiner Hand und blickte ins Wasser.Über dem Bootsrand sah sie ihr Spiegelbild auf der Oberfläche treiben.Eine Jade mit zerwühltem Haar und gespenstisch leuchtenden Augen.Sie sah beinahe erschreckend erwachsen aus.»Ich könnte kaum vor ihm verbergen, dass ich mich in dich verlieht habe«, hallten Fauns Worte in ihrem Kopf.»Sieh dich an«, sagte Martyn.»Und dann sag mir, was ich davon halten soll!«Er ließ sie los und Jade zuckte mit den Schultern und beugte sich noch weiter nach vorne.Das Wasser hatte den graugrünen Glanz von Zwielicht und Geheimnissen.Und Jade sah darin zwei Dinge.Das eine, die Spur eines Kusses, ein rotes Mal oberhalb ihres Schlüsselbeins, das sie an Martyn verraten hatte, trieb ihr vor Verlegenheit die Röte ins Gesicht.Doch das andere erschreckte sie so sehr, dass sie sich an den Bootsrand klammerte.Zum allerersten Mal, seit sie denken konnte, war das Mädchen im Wasser einfach nur ein Spiegelbild.»Er ist es doch? Dieser Faun? Hast du ihn nur geküsst?«, fuhr Martyn sie an.»Oder ist da mehr?«Jade stieß sich vom Bootsrand ab und schnappte nach Luft.Ihr Herzschlag pochte in ihrer Kehle.»Ich glaube nicht, dass dich das etwas angeht«, gab sie so ruhig wie möglich zurück.Martyn sah sie an, als hätte sie ihn geohrfeigt.»Großer Gott, Jade!«, stöhnte er und schüttelte den Kopf.»Was für ein Idiot ich war.Ein blinder Idiot.Dabei habe ich es von Anfang an geahnt!«Er nahm das Ruder und stieß es ins Wasser.Ein Ruck warf das Boot in der Strömung herum.Jade hätte beinahe das Gleichgewicht verloren.»Martyn, was machst du?«Doch ihr Freund kniff nur die Lippen zusammen und manövrierte das Boot zum Ufer.Kies knirschte unter dem Bootsrumpf.»Raus aus meinem Boot!«, sagte er heiser.Jade klappte die Kinnlade nach unten.»Du wirfst mich aus dem Boot?«, fauchte sie.»Du kannst mich doch nicht einfach mitten in der Stadt aussetzen!«»Entweder du steigst hier aus oder du schwimmst!« Er war totenblass geworden, und er schluckte so oft, als müsste er die Tränen zurückhalten.Und Jade verstand es besser, als ihr lieb war.Sein Schmerz, der gekränkte Stolz – es war, als würde sie alles selbst fühlen.Mit weichen Knien stand sie auf.Nicht nur das Boot schien unter ihr zu schwanken, sondern auch der steinige Uferboden, den sie betrat.Martyn nahm das Ruder und versetzte dem Boden einen wütenden Stoß.Das Boot, nun leichter, trieb schneller über das Wasser, doch Martyn riss auch noch die Leine des Motors.Das knatternde Geräusch dröhnte in Jades Ohren, dann konnte sie nur hilflos zusehen, wie das Boot sich aufbäumte und mit dem Schweif einer schäumenden Furche flussabwärts davonschoss.Die andere Seite des FlussesFaun hatte sie auch diesmal nicht belogen.Als sie ihm zum ersten Mal wieder im Haus begegnete, war es, als stünde sie einem Fremden gegenüber.Der Ausdruck in seinen Augen war so feindselig, dass sogar Lilinn irritiert die Stirn runzelte.Ob er wegen Martyn wütend war? Jade beschloss, nicht darüber nachzudenken, sondern gab sich ebenfalls abweisend.Sie wusste nicht, ob es Zufall war oder ob sie sich wie zwei Magneten anzogen, aber an diesem Tag liefen sie sich gleich mehrmals über den Weg.Es war ein gefährliches Spiel, aber Jade konnte nicht anders, als ihm einmal einen betont kühlen, herausfordernden Blick zuzuwerfen.Faun gelang es plötzlich nicht mehr ganz so gut, so zu tun, als würde er sie gar nicht bemerken.Und Jade stellte fest, dass Martyn sie wirklich erschreckend gut kannte.Du willst immer das am meisten, was du am wenigsten haben kannst.Sie wollte Faun, sie war süchtig nach seinem Duft und seinen Lippen und jenseits jeglicher Vernunft sehnte sie sich nach ihm.Wenige Stunden später, als sie im ersten Stock am Fahrstuhl vorbeilief, fühlte sie sich plötzlich von seinen Armen umfangen und ließ sich ganz in den gestohlenen Kuss fallen.»Was hast du mit diesem Kerl vom Boot, der dich angefasst hat?«, flüsterte Faun ihr unfreundlich zu.»Er ist kein ›Kerl‹, sondern mein bester Freund.Und er hat mich nicht ›angefasst‹.«Fauns Augen glommen in einem kalten Licht und seine Umarmung nahm ihr beinahe die Luft.»Danach sah es aber nicht aus.«»Bist du etwa eifersüchtig?«»Rasend«, antwortete er mit leidenschaftlicher Aufrichtigkeit.Eine Tür schlug zu und sie trennten sich hastig und ohne ein weiteres Wort, glitten zurück in ihre Welten und verloren sich für den Rest des Tages.Es war eine Zeit der Geheimnisse.Sogar die Geister im Larimar hatten sich in ihre Winkel verkrochen und verhielten sich still.Selbst der Fahrstuhl schwieg, seitdem Tam immer häufiger in der Stadt unterwegs war
[ Pobierz całość w formacie PDF ]