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.Bitte, lass es wenigstens schnell gehen!, dachte sie verzweifelt.Dann fegte ein Schlag sie zur Seite.Die Rinde schabte über ihre Schulter, sie rutschte ab und fiel.Instinktiv drehte sie sich in der Luft, landete auf allen vieren im Kies und blinzelte zu dem Bild hin, das sich ihr bot.Zwei Raubkatzen, ineinander verkrallt und verbissen.Die Löwin und der Panther – Carla und Gil! Einen Herzschlag lang konnte sie einfach nur unter dem Baum kauern und fassungslos staunen.Gil hatte sich verwandelt, ganz und gar – er war vollkommen entfesselt, die verhaltene Kraft, die er sonst ausgestrahlt hatte, kam zum Ausbruch wie die Lava eines Vulkans.Und obwohl sein Schatten dem von Carla in Größe und Kraft unterlegen war, hatte Zoë noch nie jemanden so wütend und verbissen kämpfen gesehen.Zweige regneten auf Zoë herab, dann brachen die beiden Panthera durch das Geäst und fielenScharfer Schmerz zuckte durch meinen Unterarm, als sie mich mit den Krallen erwischte.Sie war stärker, viel stärker! Aber ich war wendiger – und vor allem wütender.Es war wie eine Lavaquelle in meiner Brust.Und sie versengte mich nicht länger, im Gegenteil! Sie nährte meine Adern und mein rasendes Herz.Mein Tritt gegen ihr Knie ließ sie aufschreien, ein wütendes, mordlustiges Gebrüll – dann brach mein Halt weg und ein Sog zog uns nach unten.Wir waren ineinander verkrallt, keine Chance, uns zu lösen, bevor wir aufkamen.Es war die Entscheidung einer Zehntelsekunde.Ich wand mich in der Luft, riss sie herum und bekam den mit Dornen bestückten Eisenring zu fassen – dann kamen wir unten auf.Ein Schlag wie mit dem Vorschlaghammer, ein Ächzen, der Körper der Löwin, der meinen abfederte.Ein Schmerzensschrei und ein gequetschtes Bein (nicht meines).Dann blickte ich in das Mädchengesicht, das mit dem Gesicht einer Löwin zu verschmelzen schien, und fühlte, dass ich ihr die Kralle entrissen hatte.Ich wunderte mich, dass ich sie niedergerungen hatte.Sie war erledigt! Töte den Löwen, Gil.Beinahe hätte ich gelacht.Ich hätte jetzt mühelos die Krallen über ihre Kehle ziehen können.Ich tat es nicht.Immer noch erinnerten die Brauen und die Augen an Ghaezel.Doch sie war es nicht.Und es würde niemals Ghaezel sein.Weil ich kein Mörder war.Ich sprang auf, die Metallkralle in der Hand, ließ die verletzte Löwin einfach liegen und fuhr herum.Gerade noch rechtzeitig, um dem Angriff der Hyäne auszuweichen.Die gewaltigen Hyänenzähne des Schattens schnappten an meinem Arm vorbei, dann sprang sie mit einem schrillen kichernden Kreischen vor meiner Metallkralle zurück.Im nächsten Augenblick war Zoë an meiner Seite, ein abgebrochenes Stuhlbein als Waffe.Und gleichzeitig war sie ein geschmeidiger Katzenkörper, durchsichtig wie ein Geist.Eine zweite Hyäne sprang auf sie zu und Zoë hieb mit dem Stock nach ihr.Im Schwung des Schlages taumelte Zoë nach rechts und die Raubkatze rang ebenfalls um die Balance.Ein seltsames Simultanballett, wie die Doppelbelichtung eines Films.Und da begriff ich erst, dass ich sah! Ihr Schatten war ein Puma! Es war, als würden wir gemeinsam träumen in diesem Augenblick.Das, was ich dort erahnte, war eine graue Gestalt mit geschmeidigem, federnden Lauf.Grau wie ihre Augen, mit einer schwarzen Zeichnung im Gesicht.Die Färbung war silbergrau, mit Konturlinien von schwarzem und hellem Fell um die Augen, die Nase und an den Ohrenaußenseiten.Das Kinn und die Brust waren weißlich wie Nebel.Eine schlanke Gestalt, eher südamerikanisch, vielleicht ein Costa-Rica-Puma.Ein Silberlöwe also.Irrsinnigerweise ratterten alle Klassifizierungen wild in meinem Kopf durcheinander, während mein Schatten-Ich, der Panther, mit kühlem Blut weiterkämpfte: Der Puma ist ein ausgezeichneter Kletterer und außerdem in der Lage, auf kurzen Strecken extrem schnell zu laufen.Wenn er jedoch z.B.von Wölfen verfolgt wird, flüchtet er eher auf einen Baum, als dass er rennend über lange Strecken flieht.Er kann bis zu vier Meter hoch und zehn Meter weit springen.Herkules, war mein nächster Gedanke, während ich Schulter an Schulter mit Zoë die zwei Hyänen zurücktrieb.Phase 4.Es muss die Angst sein.Wenn wir uns der größten Angst stellen und sie in uns aufnehmen, dann verwandelt sie uns und macht uns zu Sehern.Die Angst lässt uns mit dem Schatten verschmelzen.Das ist der Schlüssel.Die beiden Hyänen waren schwächer als wir und wichen zurück.Solange es nur zwei sind , dachte ich.»Irves!«, brüllte ich.Im selben Augenblick stürzten die anderen auf den Hof.»Oh nein!«, stieß Zoë hervor.Auf Anhieb zählte ich vier.Sechs Hyänen insgesamt also.Und eine Löwin – der Killer, der sich zum Glück immer noch auf dem Boden wand.Das linke Hinterbein schien schlimm verletzt zu sein.Dafür war der Rest des Rudels umso wendiger.Als sie uns einkreisten, huschend, mit gefletschten Zähnen und diesem grausamen Schattenlachen, sah ich die menschlichen Gestalten: die Rothaarige und ihre Freundin, eine Frau mit Schweißband und Joggingklamotten, und ein hageres, farbloses Mädchen, das ich noch nie gesehen hatte.Schließlich noch die Businessfrau aus dem Café – und eine Frau, die mir schon einmal in der U-Bahn begegnet war.Die mit dem straff zurückgekämmten Haar.Nur hatte sie damals noch eine Sonnenbrille getragen.Und natürlich: Juna.Heute trug sie weder Stöckelschuhe noch Businesskleidung, sondern eine schwarze Hose, die sie beweglich machte, und ein ärmelfreies Shirt.Der Geruch von Keller haftete an dem Rudel, das Aroma alter Bücher in verrottenden Kisten, von Mäusedreck und Spinnweben.Eine mörderische Mischung zusammen mit den Resten der Parfüms.Größtenteils nachtaktiv.Höhlenbewohner.Kein Kodex, keine Tötungshemmung.»Hinter dir!«, schrie Zoë.Ich erwischte Juna mit der Metallkralle an der Schulter, doch sie hatten uns bereits umzingelt.Dann begann der Tanz um Leben und Tod.»Irves!«, brüllte ich wieder.Dann war keine Zeit mehr für Gedanken.Die Gegenwart implodierte zu einem Wirbel von Zähnen, Schmerz, Aggression und Adrenalin.Als ich schwer atmend herumwirbelte, sah ich, dass ich zumindest die Rothaarige zu Boden befördert hatte.Trotzdem: Lange würden wir nicht durchhalten.Ein ferner Knall pochte wie ein kleiner Wattehammer an mein Trommelfell und ließ auch die Hyänen kurz zögern.Dann fiel ein Schatten auf den Hof.Die Hyänen hielten inne.In den Menschengesichtern spiegelte sich Verwirrung.Keuchend blickte auch ich nach oben und konnte kaum fassen, was ich da sah: Auftritt Julian, der Schauspieler.Er stand auf dem Dach, die Hand in dramatischer Pose erhoben.Und dann schmetterte er mit donnernder Stimme in den Hof: » Von allen Wundern, die ich hab vernommen, erscheint das größte mir der Menschen Furcht.Sie sehen doch: der Tod, das Schicksal eines jeden Menschen, kommt zu ihm, wann er kommen soll.«Die kurze Irritationspause genügte, um mir Zeit zu verschaffen, zu Zoë zu kommen.Dann stürmte der Rest der Gemeinschaft den Hof.»Irves!«, schrie Zoë.»Wurde auch Zeit!«Der Schneeleopard fegte an uns vorbei.Das Kichern des Hyänenschattens vermischte sich mit Junas halb empörtem, halb entsetztem Schrei, als Irves ihr an die Kehle ging.Dann wurde der Schrei zu Schmerz- und Wutgeheul.Julian kletterte blitzschnell vom Dach.Eve war ein fliederfarbener Streif, Claire und Thomas drängten eine Hyäne in die Ecke.Wenn je die Hölle gekocht hatte, dann auf diesem Hof.Ich stürzte mich auf eine der Hyänen.Mein Pantherkörper umhüllte mich wie Herkules das Fell des Nemeischen Löwen – wie eine warme zweite Haut, die mich mit allen Instinkten und Sinnen schützte.Wieder ein dumpfer Knall – und dann das Bersten von klirrenden Scheiben.Eine Explosion von Rauchgestank.Ich musste beinahe würgen, so intensiv war er.Benzin! In den Augen der Hyäne, die ich nun zu Fall gebracht hatte, spiegelte sich Entsetzen.Unwillkürlich folgte ich ihrem Blick und erstarrte.Ich war wirklich im falschen Film.Schwarzer Rauch stieg aus der Richtung des Alten Schlachthofs in den Himmel
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