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.Jon versuchte, die Bahn zu ändern, aber es tat sich nichts.Hennings Gestalt verblasste.Seine Rufe unterschieden sich nicht mehr vom Rauschen des Sturms, und die Konturen seines Körpers wurden immer vager.Am Ende war er nicht mehr zu erkennen, entschwunden im Auge des Sturms.Der Wirbelsturm brach abrupt ab, und die Steine, Blätter und Erdklumpen, die er durch die Luft geschleudert hatte, regneten auf den Boden herab.Henning war weg.Remer untersuchte interessiert das kleine Erdhäuflein, das an der Stelle lag, wo Henning gestanden hatte.»Ich glaube, Sie haben Recht, Campelli«, meinte er.»Es ist eine Frage des Glaubens.« Er lächelte.»Aber warten Sie’s ab, das Beste steht uns noch bevor.«Wieder änderte sich die Szenerie, Blitze zuckten über den Himmel, und es begann zu regnen, zuerst große, schwere Tropfen, danach kleinere Wassermeteoriten, in immer schnellerem Tempo.Jon konnte zusehen, wie das Gras wuchs und die Friedhofsmauer sich verschob, um neuen Reihen von Grabsteinen und weißen Kreuzen unter bleigrauen Wolken Platz zu machen.Remer lachte, in seine Stimme hatte sich ein manischer Unterton geschlichen.»Nichts kann uns aufhalten!«Der Detailreichtum schien zu explodieren, Jon spürte die Feinstruktur der Baumrinde, das mikroskopische Pilzgeflecht auf den Oberflächen der Grabsteine, das Gewimmel in der Erde unter den Steinen und die Feuchtigkeit, die sich in den Kerben der Grabsteine festsetzte.Er konnte so viel auf einmal gar nicht verarbeiten, die Eindrücke überschwemmten ihn und füllten seinen Kopf, er war kurz davor, ohnmächtig zu werden.Einer von Remers Ordensbrüdern sank auf die Knie und presste die Hände an den Kopf.Er begann zu schreien, und die Umrisse seines Körpers verblassten nach und nach.Während sich seine Moleküle voneinander lösten und ihn in eine Partikelwolke einhüllten, die der Wind fortriss, wurden seine Schreie immer leiser.»Remer«, sagte Poul Holt angestrengt.»Sie müssen sich etwas zurückhalten.« Sein Gesicht war schmerzverzerrt.»Zurückhalten?«, rief Remer.»Wir haben es doch nicht so weit gebracht, um uns jetzt zurückzuhalten.«»Er hat Recht«, meinte Jon.»Sie sind zu weit gegangen.«Remer drehte sich zu ihm um.»Zu weit?« Remer lächelte.Jon merkte den stärker werdenden Wind.Erdkrümel und Regentropfen wirbelten an ihm vorbei, er wusste alles über ihre Form, Geschwindigkeit und Flugbahn, bekam sie aber nicht unter Kontrolle.Remer steuerte und formte sie bis ins letzte Molekül.Statt gegen Remer anzukämpfen und zu versuchen, wieder die Oberhand zu gewinnen, konzentrierte Jon sich jetzt nur noch auf eine einzige Sache.Einen winzigen Schritt.Und obgleich er seinen Körper nicht physisch spürte, versuchte er mit aller Kraft, seinen linken Fuß nach hinten zu schieben.Er stellte sich vor, wie er ihn Zentimeter für Zentimeter über den Boden des Rendnerpultes schob, nach hinten, immer weiter nach hinten.Das und nichts anderes füllte seine Gedanken.Nur diese kleine Bewegung.Immer mehr lose Gegenstände riss der Wind mit sich, Blätter, Steine, Zaunlatten, Äste und Schilder rauschten in wachsendem Tempo an ihm vorbei.Ein Schritt.»Ist das weit genug, Campelli?«, rief Remer zufrieden.Seine Stimme war durch den Lärm kaum noch zu hören.Der Schmerz in seinem Hinterkopf schoss Jon wie ein Blitz durchs Bewusstsein.Er lag rücklings vor dem Rednerpult.Als er die drei Stufen hinuntergestürzt war, war ihm das Buch aus der Hand gefallen, das ihn die ganze Zeit gefangen gehalten hatte.Er konnte nicht sehen, wo es gelandet war.Noch immer standen acht Lettori um das Rednerpult herum.Jon starrte sie an.Jetzt begriff er, wieso seine Fähigkeiten die anderen Lettori so mit Ehrfurcht erfüllt hatten.Die Luft war elektrisch aufgeladen, und der Geruch im Raum erinnerte ihn an den metallischen Gestank undichter Batterien.Jon wollte sich aufrichten, aber ein stechender Schmerz in seinem linken Fuß ließ ihn laut aufstöhnen.Er sah an sich herunter.Der Fuß stand in unnatürlichem Winkel seitlich ab, und allein der Gedanke, ihn bewegen zu müssen, verursachte ihm Übelkeit.»Was geht hier vor?«, fragte eine nervöse Stimme hinter ihm.Als er sich umdrehte, sah er keine zwei Meter entfernt Patrick Vedel.»Wir müssen von hier verschwinden«, sagte Muhammed.Katherina nickte, konnte ihren Blick aber nicht von Hennings leblosem Körper reißen.»Hast du gehört, was ich gesagt habe?« Muhammed baute sich vor ihr auf, um Augenkontakt zu bekommen.Sein Blick war fest und eindringlich.»Jon«, sagte Katherina.»Wir müssen Jon mitnehmen.«Sie traten an die Brüstung und warfen einen Blick in die Etage unter ihnen.Die Energie schien noch weiter zugenommen zu haben.Man hörte das gleichmäßige, trockene Knistern der Entladungen, und die Funken lebten länger als vorher.Gerade klappte ein weiterer Lettore vor dem Rednerpult zusammen.Der weiße Umhang hätte ebenso gut leer sein können, so lautlos sank er zu Boden.Unter seinem Körper breitete sich eine dunkle Flüssigkeit aus.»Wir müssen da runter«, sagte Katherina entschlossen.»Warte!«, rief Muhammed und hielt sie fest.Unten sahen sie Jon fast unmerklich schwanken, aber er bewegte sich.»Oh nein!«, schrie Katherina und schlug sich die Hand vor den Mund.Jon kippte nach hinten vom Rednerpult und landete mit einem dumpfen Schlag auf dem Rücken.Das Buch, das er die ganze Zeit in der Hand gehalten hatte, schlitterte irgendwo in die Schatten.Er lag einen Moment reglos da, viel zu lange in Katherinas Augen, bewegte sich dann aber.Er hob den Kopf, stützte sich auf einen Ellenbogen und sah sich um.Katherina schluchzte vor Erleichterung auf.Ihre Gefühle waren in den letzten Tagen mit ihr Achterbahn gefahren, und jetzt merkte sie, dass sie nicht mehr viel aushalten würde.Obgleich sie am liebsten auf der Stelle zu Jon gelaufen wäre, wollte ihr Körper ihr nicht gehorchen.Sie zitterte und hatte Schwierigkeiten, sich auf den Beinen zu halten
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