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.Als es dunkel war, stand er ächzend auf.Der Wald nahm kein Ende, aber der Schmerz einen neuen Anfang.Der Arm wurde zur lodernden Fackel.Klaus stöhnte und fürchtete sich.Er fuhr mit der Hand über die Stirn.Überall sah er Flammen.Er wollte sich verbergen, aber die Flammen wichen nicht aus seinem Blick.Von allen Seiten rollten feurige Räder auf ihn zu.Zwei Stunden taumelte er so quer durch die Flammen.Dann wuchs aus der Lichtung eine klobige Blockhütte.Der 202Wald war dünner geworden, durchsichtiger.Klaus schleppte sich heran, von Baum zu Baum.Seine Zähne klapperten.Die Hütte lag schwarz und schweigend vor ihm.Die letzten Meter kroch er nur.Keine Tür.Ein schwarzes, offenes Loch gähnte ihn an.Langsam schob er sich durch.Duft von Heu kitzelte seine Nase.Die Hütte war leer.Klaus ließ sich umfallen.Die weiche Unterlage trug ihn wie ein weites Meer.Er dämmerte hinüber.Dann weckte ihn der Tritt gegen das Schienbein.Er wollte nach der Pistole greifen.Aber ein Fuß stand auf seiner Hand.Das irre Licht einer Kerze blendete ihn.Vorne irgendwo rumpelte die Front wieder los.Klaus sah in drei flache, breitknochige Frauengesichter.Sie starrten ihn wortlos aus schrägen Augen an.Ohne Angst.Ihre kräftigen Figuren hoben sich unter den wattierten Jacken ab.Eine zeigte auf seinen Arm.Klaus folgte dem Blick.Jetzt erst sah er, daß der Verband schwarz durchblutet war.Er richtete sich auf.Wenn sie schreien, dachte er verschwommen.Sie hatten keine Waffen.Wenigstens keine Partisanen, hämmerte es an seinen Schläfen.Klaus wußte nicht, was ihn dazu trieb.Er fingerte mühselig sein Soldbuch aus der Tasche.Mit einem Bild von Doris.Einer Fotografie, die er immer mit scheuer Ehrfurcht betrachtete.Doris!Er zeigte das Bild der Russin.Eine zweite hob die Kerze an.Es war unheimlich.Draußen trommelte die Front.Und die drei Russinnen betrachteten das Bild mit der phlegmatischen Ruhe, die ihnen ein riesiges Land in das Blut gepflanzt hatte.Die kräftige Frau lächelte.Sie nickte, sie zeigte auf das Bild.Klaus nickte.Die Mühsal des Überlegens zeichnete Falten auf ihre Stirne.Sie sagte schnell etwas zu den anderen beiden Frauen, die langsam mit dem Kopf nickten.203Klaus bückte sich und hob die Pistole auf.Die Russinnen reagierten nicht.Die Frauen zeigten mit der Hand in eine Richtung.»Germanski«, verstand Klaus, mehr nicht.Nur seine Augen bedankten sich, bevor ihn die Nacht wieder verschlang.Er stolperte über ein Kabel.Eine weiße Leuchtkugel zischte steil über den Wald.Klaus folgte dem Draht.Er mußte zu einer Funkstelle führen.Ob es eine deutsche oder eine russische sein wird, daran hing vielleicht sein Leben, so lose, wie sein Arm am Gelenk.Er müßte längst auf deutschem Gebiet sein.Wo stecken die Sowjets? Es war sinnlos, in die Nacht zu sehen.Vor seinen Augen rotierten wieder die feurigen Kreise.Auf einmal ließ er den Draht los.Fast wäre er in den Erdbunker hineingestolpert.Laß es Deutsche sein, dachte er verschwommen, im Namen von Doris.Abschuß.Einschlag.Erst hohl, dann grell.Do.ris.Hohl.grell.Do.ris.Klaus schnappte noch einmal Luft.Dann stieß er mit dem Absatz die Bunkertür auf.Es stank nach Machorka.Die Iwans verschwanden fast im Nebel des Zigarettenrauchs.Nur die glitzernden Achselstücke erkannte Klaus sofort.So breit sind unsere nicht.Der russische Offizier hatte einen Kopf wie eine Billardkugel.»Towaritsch?«Klaus hob die Pistole, die ihm die russische Frau gelassen hatte, damit er sich zu seiner deutschen Frau durchschlagen konnte.204In weiten Sprüngen hetzte Klaus über Drähte, Löcher, Gräben.Die Hölle brach los.Leuchtkugeln überschlugen sich am Himmel.Maschinengewehre spuckten.Glühfäden der Geschoßbahnen spannten sich über das Niemandsland.Und Klaus lief, stolperte, fiel, lief, stolperte.Er hatte keinen Arm mehr, keine Lungen, keinen Kopf, kein Herz.Doch, ein Herz hatte er noch.Es schlug hart und schnell gegen die Rippen.Ein Faustschlag streckte ihn nieder.Von vorne.Granatwerfereinschlag.Dann ein MG.Ganz nahe.Der Mündungsknall zerrte an seinem Trommelfell.Er spuckte Blut.Feuerpause.»Ihr Hammel!« brüllte Klaus.Dann spuckte er mit grimmiger Freude.Ihr könnt mich durchlöchern, dachte er irr, aber ihr kriegt mich nicht.Er horchte bewußt.Es war ein deutsches MG.Er richtete sich auf.»Deut.scher!« keuchte er, »Deut.scher!«Sein gesunder Arm fummelte durch die Luft wie ein Propeller.»Hört ihr.«, stöhnte er, »Deutscher!«Er schlug lang hin.»Parole?« rief eine Stimme in die Nacht.»Scheiß.parole«, schluchzte Klaus.»Abgeschossen.Flieger.«Die Russen gaben Kattun von hinten.Die Hölle überbot sich noch einmal.Die zertrampeln mich mit ihren Granaten wie eine Laus, dachte Klaus.Er lief blindlings auf das deutsche MG zu, war ganz nahe.»Leg ihn um«, sagte einer der Besatzung.»Er spricht Deutsch«, erwiderte der Schütze.205»Quatsch.der uns gestern die Handgranate in die Stellung geschmissen hat, hat auch Deutsch gekonnt.Ich will nicht krepieren!«»Macht, was ihr wollt!« brüllte Klaus.Er torkelte mit erhobener Hand auf die Stellung zu.Er schrie irres Zeug.»Meine Frau.«Einschlag.»Ich muß nachsehen.ich muß!.Ich kann sie doch nicht.«Einschlag.Klaus fiel fast über den MG-Schützen, der die Pistole auf seine Brust setzte und sein Gesicht ganz nahe gegen den Versprengten schob.»Mann!« sagte der Infanterist, »wer hat dich denn so zugerichtet?«»Die Iwans«, lallte Klaus, »und ihr.Schwei.Schweine.«Jetzt endlich umspannte ihn die Ohnmacht.Der Raum riecht nach Äther, der Äther nach Opfer.Doris ist weg, aber hellwach im Unterbewußtsein.Das Skalpell in der Hand des Dr.Jessrich glitzert im Takt seiner Pulsschläge.Er will die Mutter nicht opfern, um das Kind zu retten.Er darf das Kind nicht preisgeben, um die Mutter zu schonen.Auf einmal liegt das feuchte Messer ruhig in seiner Hand.Während er ansetzt, faßt er den schwersten Entschluß, den es für einen Chirurgen gibt: Er will versuchen, Mutter und Kind durchzubringen und weiß.daß es unter Umständen beider Todesurteil ist.Sein Gesicht verkrampft sich unter der Erkenntnis, wie brutal die Menschheit sein kann.Doris schläft fest: Klaus ist da.Er lacht, zieht sie an sich.Und dann wird sein Gesicht streng.Warum quält er mich bloßmit Mathematik? Nur weil Vater ihn gebeten hat, sich um 206meine Schularbeiten zu kümmern? Die steile Falte steht ihm gut.Aber lieber würde Doris mit ihm spielen.Räuber und Gendarm.Er soll sich mit seiner Mathematik zum Teufel scheren oder irgendwohin! Ich will schwimmen! So schön kühl das Wasser.heißer Tag heute.Blauer Himmel.Strahlende Sonne.Der Wind kräuselt leicht die Wellen.Ein Steg.Die langen, schlanken Beine von Doris baumeln ins Wasser.»Bis zur Boje!« ruft Klaus.Sie springen.Er lacht hinter ihr.Sie krault.Links, rechts.Plätscherbewegung mit den Füßen.Fünf Meter voraus, sieben, acht.Er lacht immer hinter ihr.Und dann kommt er.Er sieht aus wie eine Haifischflosse, die über ihr zusammenschlägt, überholt sie, ist an der Boje, schnellt um, schwimmt zurück.Es ist gar keine Sonne und Klaus nicht zu sehen.Und die Wellen sind hoch, schlagen immer höher.Und Doris kann nicht mehr.Ihr Körper bäumt sich auf, wird niedergedrückt.Sie würgt ohne Ende.Wasser, nichts wie Wasser.Literweise Wasser.Wieviel kann ein Mensch schlucken?Doris wirft den Kopf hin und her.Nichts.Nichts mehr.Lange nichts.Warum tun sie nichts? Bloß keine Mathematik!Sie schlägt die Augen auf.Still und ausdruckslos.Sie fühlt wie sie atmet.Wiederbelebung.denkt sie noch.Und dann ist Klaus weg.Endlich begreift sie.Das Bewußtsein kommt zurück.Langsam, zäh, klebrig [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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