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.Noch immer taxierte der Kerl den ihm schräg gegenübersitzenden Philippe.Der war mittlerweile dazu übergegangen, Geschichten aus seinem Soldatenleben in der afrikanischen Kolonie zum Besten zu geben, und wie immer zog er rasch die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sich.Im Laufe von Philippes Erzählung erhoben sich links von Hannes zwei Frauen und verabschiedeten sich.Mit einem erneuten Blick auf den wütenden Mann mit dem ausgebleichten Haar rutschte Hannes näher an die Ecke, sodass er neben dem Blonden zu sitzen kam.Es war weniger ein Beschützerinstinkt als vielmehr reine Neugierde, die Hannes dazu trieb.Er bat den Mann um eine Zigarette, obwohl er eigentlich nicht rauchte.»Danke.Karl Roth, nicht?«»Ja«, brummte sein Nachbar und schob ihm über die fleckige Tischplatte hinweg auch noch die Zündhölzer zu.Automatisch nahm Hannes das Briefchen in die Hand und drehte es im Kreis, wobei er jeweils mit den schmalen Kanten auf den Tisch tippte.»Ihr wohnt alle hier in Magdeburg?«, versuchte er erneut, seinen schweigsamen Nachbarn zum Sprechen zu animieren.»Die anderen schon.Ich früher.«»Und jetzt bist du zu Besuch hier?«»Urlaub.«»Urlaub vom Heer?« Ein Gespräch mit einem Mann zu führen, der deutlich zeigte, dass er in Ruhe gelassen werden wollte, erwies sich als ausgesprochen anstrengend.»Pflichtjahre.«Hannes zuckte zusammen, als der Kerl seinen Kiefer lautstark knacken ließ.»Und wo bist du stationiert?«Für einen kurzen Augenblick musterten ihn dunkle, im Licht der Deckenlampe funkelnde Augen, bevor sie sich wieder auf den lachenden Philippe richteten.Diese verbissene Fixierung auf seinen Freund ließ Hannes mulmig zumute werden.Hoffentlich eskalierte die undurchschaubare Situation nicht!»Windhuk.«Die Antwort kam zwischen zusammengepressten Zähnen hervor, weshalb Hannes ihn nur unter Mühe verstehen konnte.Eines jedoch war ihm jetzt klar: Philippe hatte nicht hier vor Ort das Missfallen dieses Kerls erregt, sondern irgendwann in den letzten Jahren während seines Einsatzes in der Kolonie Deutsch-Südwestafrikas.Und dabei erinnerte sein Freund sich ganz offensichtlich nicht an diesen Mann, denn er würdigte ihn keines Blickes.Allerdings trug Roth Zivilkleidung statt Uniform.Hannes überlegte fieberhaft, ob er Philippe auf den Burschen aufmerksam machen sollte.Vielleicht war es besser, sie verschwanden, solange der Kerl sich noch im Griff hatte.Eine Bewegung neben ihm ließ Hannes erschrocken hochfahren.Nur langsam kam sein Puls wieder zur Ruhe.Was befürchtete er eigentlich? Dass er als Mitglied der Bourgeoisie8 erkannt und die lautstarke Runde handgreiflich wurde? Immerhin hatten sie seinesgleichen, neben dem Kaiser und seiner Adelskreise, als Schuldigen an ihrer misslichen finanziellen und sozialen Lebenssituation ausgemacht.Oder fürchtete er vielmehr, dass dieser Blonde plötzlich über den Tisch auf Philippe losging, womöglich mit einer Waffe in der Hand?Es war Edith, die auf dem freien Stuhl neben ihm Platz nahm und ihm ein schüchternes Lächeln schenkte.Dennoch – oder gerade deshalb? – wollte sich sein Herzschlag nicht beruhigen.»Ich fürchte, das wird eine lange Nacht.« Sie nickte in die Runde.»Und dabei dachte ich, Sigrid und Frida würden mit mir zurückgehen …«»Ich habe Ihnen doch versprochen, Sie nach Hause zu bringen«, erwiderte Hannes eilfertig.Es würde ihm gefallen, die junge Frau nochmals in seinem Automobil chauffieren zu dürfen und dabei ein klein wenig den Helden für sie zu spielen.Nebenbei würde er Philippe aus der Reichweite von Roth schaffen, es sei denn, sein Freund plante, noch länger zu verweilen.Dann musste er sich etwas einfallen lassen!»Ich möchte nicht der Anlass dafür sein, dass Sie die Runde verlassen«, sagte Edith.»Philippe und ich sollten ohnehin aufbrechen.« Um seine Worte zu unterstreichen, erhob er sich.Auch Philippe nahm die im Nacken verschränkten Arme herunter und nickte ihm zu.Ihr Fortgehen wurde kaum beachtet, was Hannes mit Erleichterung wahrnahm.Roth starrte ihnen zwar zornig nach, blieb aber auf seinem Platz.In Begleitung von Edith verließen sie das verrauchte Gasthaus und atmeten draußen erleichtert die klare, kühle Nachtluft ein.In seinem Daimler war es allerdings empfindlich kalt geworden.Obwohl er mit den Gedanken noch immer bei Roth war, fiel ihm dennoch ein, dass er Edith seinen Mantel anbieten könnte, damit sie ihn sich über ihre Beine legte.Während der Fahrt beruhigten seine flatternden Nerven sich allmählich.Später, sobald sie unter sich waren, würde er Philippe aushorchen, was es mit diesem Roth auf sich hatte.Aber im Augenblick richtete Hannes seine Augen viel lieber auf Ediths hübsches Gesicht oder auf ihre im Schoß gefalteten Hände.Er fand ihre Stimme und ihr ungekünsteltes Lachen ausgesprochen sympathisch, ebenso wie die Ernsthaftigkeit, mit der sie seine oder Philippes Fragen beantwortete, wobei sich sein Freund dankenswerterweise sehr zurückhielt.Und er konnte nicht leugnen, dass ihm ihre rundlichen, fast kindlichen Gesichtszüge und ihr üppiger, aber durchaus wohlgeformter Körper gefielen.Edith leitete ihn bis vor ein älteres Haus, ließ sich von ihm aus dem Fahrzeug helfen und verabschiedete sich höflich von Philippe.Hannes begleitete sie bis an die Eingangstür und reichte ihr seine Hand.Ohne weiter nachzudenken wagte er zu sagen: »Ich würde Sie gern wiedersehen.«Eine heiße Welle der Aufregung schwappte über ihn hinweg, nachdem die Worte ausgesprochen waren, und obwohl nur der Mond und eine entfernte Gaslampe Ediths Gesicht erhellten, sah er sie erröten.»Sie wissen ja, wo Sie mich finden«, wich sie einer direkten Antwort aus und legte ihre Hand auf die Türklinke.Dennoch wandte sie sich nochmals nach ihm um und fragte: »Ich weiß nur, dass Sie Hannes heißen und aus Berlin stammen.Verraten Sie mir Ihren vollen Namen, vielleicht auch Ihre Adresse?«Der Kadett grinste siegessicher.Wie gewohnt griff er in die Innentasche seines Jacketts, um eine seiner Karten hervorzuholen, doch in Erinnerung an Ediths Freundeskreis unterließ er dieses Vorhaben.Vermutlich war es besser, wenn Edith nicht erfuhr, zu welcher Familie er gehörte.Schließlich wollte er sich die Chance offenhalten, die bezaubernde Frau bald wiederzutreffen [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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