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.Die Huber’schen Finger jedoch fliegen gekonnt über die Tastatur, und umgehend bekomme ich eine Antwort.»Dr.Bromsen ist ab sechzehn Uhr in seiner Praxis auf Deck 7.Er ist übrigens Deutscher.Soll ich einen Termin für Sie vereinbaren?«»Ja, gerne.«»Gut.Der nächste freie Termin wäre morgen um 16:45 Uhr.Also direkt nach dem Ausschiffen aus Honduras.Ist das recht so?«»Ja, besten Dank.«»Ich habe auch eine Frage, Frau Huber«, drängt sich nun Tiffany an mir vorbei.»Gerne.«»Mir geht es unglaublich schlecht.«»Ja, wir hatten heute Nacht eine etwas raue See.Das sollte sich aber legen.Sie sind wahrscheinlich nur seekrank.Wenn Sie heute von Bord gehen, wird es sicher besser werden.Vertrauen Sie mir.««»Ich möchte trotzdem gerne nach Hause.«Erstaunt hebe ich den Kopf und warte die nähere Erklärung Tiffanys ab.Was meint sie mit: Ich möchte nach Hause? In ihre Kabine? Nach New York? Auch die Huberin scheint irritiert.»Nun, wir befinden uns auf einer Kreuzfahrt.Das ist nicht so einfach.«»Aber ich wohne in New York, das liegt doch auch am Meer.«»Aber New York liegt nicht auf unserer Route, Madam.«War ich gestern aufgrund des Martinis so blind? Blöde Frage, natürlich bin ich blind.Aber war ich auch so geblendet von Tiffanys unübersehbaren Geschlechtsmerkmalen, dass ich ihre Naivität so wohlwollend ignorieren konnte? Oder erlaubt sie sich nur einen Scherz? Das kann sie doch unmöglich ernst meinen.Doch anstatt den kleinen Witz aufzuklären, legt sie nach und zerstört so jegliche Hoffnung in mir, dass ich sie für den Rest der Reise ernst nehmen könnte.»Dann fahr ich eben mit dem Postboten zurück nach New York.«Frau Huber scheint ebenfalls zu überlegen, ob sie hier einem Ulk aufsitzt.»Madam, von welchem Postboten sprechen Sie?«»Na, der Postbote, der jeden Morgen die Zeitungen bringt.« Tiffany legt als Beweis die aktuelle Ausgabe der New York Times auf den Tresen der Rezeption.Ich ahne, was sie meint, weiß, was jetzt kommt, kann die Schmach aber nicht mehr verhindern.»Oder wie kommen die sonst an Bord?«»Verzeihen Sie, aber das sind lediglich Internetversionen der Zeitungen.«»Internetversionen?« Tiffany schlägt einen lauteren Ton an.»Ich bin vielleicht blond, aber nicht blöd oder blind.«Ich räuspere mich kurz.»Sorry, Robert, so war das nicht gemeint.Aber ich sehe doch, dass diese Zeitungen gedruckt sind.«»Wir drucken sie aus und stellen sie unseren Gästen zur Verfügung.«Die Huberin deutet zum Zeitungsständer, wo sich weitere Exemplare befinden.»Wie Sie sehen können, haben wir neben der New York Times auch die London Times, Le Figaro, den Sydney Morning oder die Frankfurter Allgemeine Zeitung.Und glauben Sie mir, von dort kommt ganz sicher kein Postbote jeden Morgen hergefahren, um uns ein Exemplar zu bringen.«Tiffany scheint sich jedoch in keiner Weise zu schämen oder sich gar entschuldigen zu wollen.Ganz im Gegenteil.»Na, wenn Sie es sagen.Aber wenn es mir morgen noch immer so schlecht wie heute geht, möchte ich nach Hause gebracht werden.«Tiffany zieht ihren Sohnemann hinter sich her und lässt eine verstörte Frau Huber an der Rezeption zurück.Wir steuern in Richtung der Aufzüge, als ich es wage, sie etwas zu fragen.»Alles okay, Tiff?«»Bitch.Die glaubt wohl, dass sie mich verarschen kann.«Verwirrt bleibe ich neben ihr stehen und warte geduldig auf den Aufzug.Was meint Tiffany nur damit, dass die Huberin sie auf den Arm nehmen wolle?»Sag mal, wie meinst du das? Warum sollte dich die Dame verarschen?«»Sydney Morning.Blödsinn! Als ob die in Afrika schon Internet hätten.«31FledermauspisseIm Hafen von Belize ankern neben unserem Luxusliner noch vier weitere Kreuzfahrtschiffe, die allesamt so hoch sind, dass sie einen großen Teil der Stadt in Schatten hüllen.Diese Invasion von amerikanischen Schiffen hat etwas Martialisches, irgendwie Bedrohliches an sich.Das Ganze wirkt wie die Vorbereitung einer Invasion.Dann öffnet man die Tore, und sogleich brechen Menschenmassen aus den Bäuchen der Schiffe gen Land, um sich den gebuchten Touren anzuschließen.Mein Ziel ist es, eine Tour zu erwischen, bei der kein Passagier unseres Schiffs dabei ist.Ich möchte wenigstens einen Tag als Nicht-Blinder verbringen.Und siehe da: Mein Plan lässt sich leichter verwirklichen, als ich dachte.Der Menschenknäuel vermischt sich sehr schnell, und niemand weiß mehr, wer wohin gehört.Ich buche für hundertzwanzig US-Dollar eine Dschungeltour samt Höhlenschwimmen.Klingt super und nach einer ganzen Menge birkenfreien Sauerstoffs.Sicherheitshalber checke ich kurz nach Abfahrt unseres Busses, ob sich nicht doch ein bekanntes Gesicht von meinem Schiff unter den Anwesenden tummelt.Tut es nicht.Im Gegenteil.Anhand der einheitlichen Strandtaschen, die von den einzelnen Reedereien ausgegeben wurden, erkenne ich, dass niemand sonst von unserem Schiff mit im Bus sitzt.Entspannt atme ich aus und betrachte ganz ohne schlechtes Gewissen die am Fenster vorbeiziehende Landschaft.Zunächst geht’s am Friedhof vorbei, der direkt am Straßenrand liegt.Und damit meine ich auch am Straßenrand.Nicht hinter einem Zaun oder wenigstens durch ein Stück Rasen oder Bordstein von der Fahrbahn getrennt.Nein.Der gemeine Belizer pflegt seine Leichen fünfzig Zentimeter neben dem Fahrbahnrand zu verscharren.Das nenne ich mal ewige Ruhe.Nach vierzig holprigen Minuten ganz ohne Stoßdämpfer biegen wir rechts von der Straße ab.Vorbei an zwei Obstständen und einem Händler mit Kokosnüssen halten wir auf einem großen geteerten Parkplatz mit der Aufschrift Rainforest.Aha, jetzt sind wir also im Regenwald.Das hört sich nicht nur wenig spektakulär an, sondern das ist es auch.Im Spessart sieht’s auch nicht anders aus.Nur tummeln sich dort weniger Touristen um die spärlichen Klohäuschen des Parkplatzes.Ein Guide kommt sogleich auf uns zu und erklärt uns, dass es zunächst per Fuß quer durch den Dschungel geht, bevor wir uns in eine Höhle stürzen dürfen.Auf dem dreißigminütigen Fußmarsch zeigt sich Belize jedoch noch von seiner dschungelartigen Seite: eine Luftfeuchtigkeit, dass mir die Lungenflügel wie einem Asthmatiker beim Joggen im Palmengarten rasseln, sowie Moskitos, die sich zu Hunderten auf jeden Quadratzentimeter nackte Haut stürzen
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