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.In ihrem Hause in Moabit befanden sich nämlich einige Zimmer-Mietherinnen sehr eindeutiger Natur, unter ihnen das berühmte Mienchen, jene ihnen auf Tod und Leben verschwisterte Idealistin.Biß nun einer auf den Köder an, wie dies früher dem halbverrückten Henry Francis Annesley passirte, so mußte er unmäßig bluten.(Bei Annesley, welcher trotz aller Maul-Schwärmerei nicht einer gewissen versteckten Aalglätte entbehrte und nur bei seiner krankhaften Sinnengier gepackt werden konnte, hatte sogar ein angebliches Heirathsversprechen herhalten müssen, welches die Waffenbrüder leider zu ihrem tiefsten Schmerz als Zeugen Mienchens auf ihren Eid nehmen wollten.) Gewöhnlich mußte der Hereingefallene Mienchens »Schulden« bezahlen.Die Waffenbrüder und die Waffenschwester sammelten nämlich für einen darbenden Freund, einen idealen Märtyrer.für ihn hatte Mienchen sich in Opfer gestürzt, die edle Seele.Wer den Vorzug dieses eidgenössischen Umgangs genoß, lernte auch bald den idealen Zweck kennen, der sie bei ihrem Pump-System beseelte.Einige wollten zwar behaupten, der Name des mystischen Freundes sei Spiegelberg und seine monatliche Taxe 20 Mark – er spiele gleichsam die sogenannten Strohmanns bei diesem Whist-Kleeblatt.Uebelwollende fügten hinzu, daß dieser Kerl von Verdauungsfähigkeit sein müsse, neben welchen die Danaidenfässer als reine Spundlöcher erscheinen.Man erkennt hieraus, wie wenig die Welt sich zu dem idealen Schwunge der verbrüderten Eidgenossen zu erheben vermochte.Sie trösteten sich jedoch mit dem herrlichen Verse des haubitzigen Rafael:»Und ist die Welt auch nur ein Lappen,Der bald in Fetzen morsch zerfällt,Mein großes Herz ist Gottes Wappen,Es thront in Mir der Gott der Welt.«– – Mit Mühe und Noth machte sich Krastinik von der übertriebenen Zärtlichkeit der Waffenbrüder los.Am andern Tag aber erhielt er einen Brief von Edelmann:»In einer furchtbaren Lage bitte ich Sie, lieber Herr Graf, mir umgehend per Rohrpost 200 Mark zu senden.Alle meine Bekannten, die eine solche Summe erübrigen können, sind momentan verreist und ich habe so viel von Ihrer Liebenswürdigkeit gehört, noch ehe ich Sie kannte.Wozu sollte ich mich jetzt an einen Fernerstehenden wenden!«Was sollte Krastinik thun! Er hatte zwar wahrlich keine 100 Mark als Geschenk (denn darauf lief es ja hinaus) übrig.Aber da er standesgemäß d.h.über seine wirklichen finanziellen Verhältnisse wohnte, gerieth er natürlich doppelt in den Verdacht gräflicher Wohlhabenheit.In einer Anwandlung falscher Scham packte er die Hälfte der erbetenen Summe ein und sandte sie an die Adresse Heinrichs des Vogelstellers.In dieser Weise war es schon geraume Zeit hergegangen.Sagusch erbat umgehend 500 Mark, wofür er denn auch 20 Mark per Postanweisung erhielt, was er mit schweigender Grandezza in die Tasche steckte und über solche Unwürdigkeit kein Wort des Dankes verlor.Jeden Augenblick kamen reisende Schriftsteller, die entweder aus der Charité entlassen waren oder ihre Frau dort liegen hatten (diese Angaben wechselten ab), bei ihm angestiegen.Einer, der stark nach Schnaps roch und 3 Mark empfing, erklärte noch in der Thür, er hätte von einem Grafen etwas Anständigeres erwartet.Ein Mensch in guten Verhältnissen sollte aus Weltklugheit immer vermeiden, mit Leuten von schlechten Verhältnissen in ein näheres Verhältniß zu kommen.Denn abgesehen vom »Pumpen«, dem man sich unvermeidlich aussetzt, lauert dort stets heimlicher Neid.Ideale Unterstützung wird für nichts geachtet, so sehr man auch vorher darum bettelt und mit dem Mund dafür dankt.Auch jede indirekte materielle Unterstützung (Verschaffung von Arbeiten und Arbeitgebern) wird sofort vergessen.Ewig herrscht die fixe Idee, welche von einer Art Irrsinn des Egoismus zeugt: der Unglückliche, dem man Vermögen andichtet oder der es wirklich besitzt, sei verpflichtet, »Collegen« direkt aus seiner Tasche zu unterstützen.Im Grunde befinden sich überhaupt nur Wenige in der Lage, Anderen pekuniär unter die Arme zu greifen.Diese aber werden meist durch Verpflichtungen aller Art vorweg mit Beschlag belegt
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