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.Früher oder später mußte sie dick werden.Da sie unter der Kundschaft verschiedene elegante Damen gut beobachtet hatte, gelang es ihr schließlich, ein feineres Gefühl für gute Kleidung, gewisse Ausdrücke auf ihrem Gesicht, eine besondere Art, zu sprechen und sich zu bewegen, sich anzueignen, so daß sie wie eine feine Dame erschien und allen jungen Leuten wie den Kommis, denen sie besonders distinguiert vorkam, den Kopf verdrehte.Popinot hatte sich gelobt, nie eine andere als Cäsarine zu heiraten.Diese zarte Blondine, die schon ein Blick zu verwirren schien, und die bei einem Wort des Vorwurfs in Tränen ausbrechen konnte, konnte ihn allein seine männliche Überlegenheit empfinden lassen.Dieses reizende Mädchen konnte eine solche Liebe einflößen, daß keine Zeit blieb, zu prüfen, ob sie auch Geist genug besäße, um einer solchen Liebe Dauer zu verleihen; aber wozu soll das, was man in Paris »Geist« nennt, einer Gesellschaftsklasse dienen, deren Glück im wesentlichen auf gesundem Menschenverstand und tugendhaftem Lebenswandel beruht? In geistiger Beziehung war Cäsarine das durch die hinzugekommene Erziehung etwas verbesserte Ebenbild ihrer Mutter: sie liebte die Musik, zeichnete die Madonna della Sedia in schwarzer Kreide, las die Bücher der Damen Cottin und Riccoboni, und Bernardin de Saint-Pierre, Fénelon, Racine.Sie hielt sich bei ihrer Mutter im Kontor nur kurz bevor man zu Tisch ging auf, oder um sie ausnahmsweise zu vertreten.Vater und Mutter gefielen sich, wie alle diese Parvenus, die sich beeifern, die Undankbarkeit ihrer Kinder großzuziehen, darin, Cäsarine zu vergöttern, die glücklicherweise soviel von bürgerlicher Tugend besaß, daß sie diese Schwäche nicht mißbrauchte.Frau Birotteau verfolgte den Architekten mit unruhigen und bekümmerten Blicken, indem sie mit Schrecken ihre Tochter auf die merkwürdigen Bewegungen des Zollstocks, dieses Spazierstocks der Architekten und Unternehmer, mit denen Grindot seine Maße nahm, hinwies.Dieser Zauberstab schien ihr ein verhängnisvolles Aussehen von übler Vorbedeutung zu besitzen, sie hätte die Mauern weniger hoch, die Zimmer weniger groß gewünscht, aber sie wagte nicht, den jungen Mann zu befragen, was bei dieser Zauberei herauskommen würde.»Seien Sie ganz beruhigt, gnädige Frau, ich nehme nichts mit«, sagte der Künstler lächelnd.Cäsarine mußte mitlachen.»Lieber Herr,« sagte Konstanze, ohne den Scherz des Architekten zu verstehen, mit flehender Stimme, »seien Sie recht sparsam, wir werden Sie später schon dafür entschädigen.«Bevor er zu Molineux, dem Eigentümer des Nachbarhauses sich begab, wollte Cäsar noch den Privatvertrag über die Mietsabtretung, den Alexander Crottat ihm hatte aufsetzen sollen, abholen.Beim Fortgehen bemerkte Birotteau am Fenster von Roguins Arbeitszimmer du Tillet.Obgleich das Verhältnis seines früheren Kommis mit der Frau des Notars die Anwesenheit du Tillets zu der Stunde, in der die Terrainverträge unterzeichnet werden sollten, nicht auffallend erscheinen ließ, fühlte sich Birotteau, trotz seines unbegrenzten Vertrauens, beunruhigt.Du Tillets lebhaftes Benehmen ließ auf eine Diskussion schließen.»Sollte er auch seine Finger in der Sache haben?« fragte er sich, indem die kaufmännische Vorsicht sich bei ihm geltend machte.Ein Verdacht durchzuckte ihn wie ein Blitz.Als er sich umwandte, erblickte er Frau Roguin, und nun erschien ihm die Anwesenheit des Bankiers nicht mehr so verdächtig.– Trotzdem fragte er sich: »Sollte Konstanze doch recht haben? Aber was bin ich töricht, auf Weibergedanken einzugehen! Ich werde übrigens noch heute früh mit dem Onkel reden.Von dem Holländischen Hof, wo dieser Herr Molineux wohnt, nach der Rue des Bourdonnais ist es ja nur ein Katzensprung.«Ein mißtrauischer Beobachter, ein Kaufmann, der in seiner Laufbahn schon auf etliche Betrüger gestoßen ist, wäre gerettet gewesen; aber Birotteaus Vergangenheit, seine Unfähigkeit zu Induktionsschlüssen, durch die ein überlegener Mann zu den Gründen gelangt, alles dies schlug zu seinem Verderben aus.Er traf den Schirmhändler bereits in Besuchstoilette und wollte mit ihm zu dem Hauseigentümer gehen, als Virginia, seine Köchin, ihn am Arme festhielt.»Herr Birotteau, die gnädige Frau will nicht, daß Sie weggehen.«»Was denn,« rief Birotteau aus, »wieder diese Weiberideen!«».ohne daß Sie Ihren Kaffee getrunken haben, der auf Sie wartet.«»Ach so, ja richtig.Lieber Nachbar,« sagte Birotteau zu Cayron, »ich habe so viel im Kopf, daß ich gar nicht an meinen Magen denke.Tun Sie mir den Gefallen und gehen Sie voraus, wir treffen uns vor der Tür des Herrn Molineux, oder vielleicht gehen Sie hinauf und setzen ihm die Sache auseinander, dann würden wir noch weniger Zeit verlieren.«Herr Molineux war ein kleiner komischer Rentier, wie solche nur in Paris existieren, ebenso wie eine gewisse Art Moos nur in Island wächst.Dieser Vergleich ist um so treffender, als dieser Mensch ein Zwitterwesen war, das einem Tier-Pflanzenreich angehörte, wie es ein neuer Mercier aus Cryptogamen zusammenstellen könnte, die auf, in, oder unter dem Mauerputz verschiedener eigenartiger und ungesunder Häuser aufsprossen, blühen und absterben, wo diese Wesen mit Vorliebe erscheinen.Beim ersten Anblick zeigte diese doldentragende Menschenpflanze, wie man mit Rücksicht auf ihre blaue röhrenförmige Mütze, die sie bekrönte, sagen kann, mit ihrem von einer grünlichen Hose umkleideten Stengel und ihren von Bänderschuhen umhüllten zwiebelartigen Wurzeln eine blasse, glatte Physiognomie, die nichts von Gift verriet
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