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.Die wissen dann zu fühlen und zu berechnen, allen Saft aus der Gegenwart zu pressen und an die Zukunft zu denken; sie unterdrücken oft berechtigtes Schluchzen mit der Energie des Jägers, der seiner Wunde nicht achtet, wenn er dem Geschmetter des Halali folgt.Ohne von Madame de Mortsauf zu reden, versuchte Arabella sie in meiner Seele zu töten, wo sie sie immer wieder vorfand, und ihre Leidenschaft entfachte sich am Hauch dieser unüberwindlichen Liebe.Um durch Vergleiche zu siegen, die zu ihren Gunsten ausfallen mußten, zeigte sie sich weder argwöhnisch noch zänkisch oder gar neugierig, wie es die meisten jungen Frauen sind.Aber der Löwin gleich, die eine Beute ergriffen und in ihre Höhle geschleppt hat, wachte sie darüber, daß nichts ihr Glück trübe, und hütete mich wie einen ungehorsamen Besiegten.Unter ihren Augen schrieb ich an Henriette; nie las sie eine einzige Zeile; nie suchte sie auf irgendeine Weise die Adresse, die auf meinen Briefen stand, zu ermitteln.Ich war im Vollbesitz meiner Freiheit.Sie schien sich zu sagen: ›Wenn ich ihn verliere, habe ich allein die Schuld.‹ – Und sie stürzte sich stolz auf eine Liebe, so opferfähig, daß sie mir ohne Zögern ihr Leben gegeben hätte, wenn es von ihr gefordert worden wäre.Endlich redete sie mir ein, daß sie sich auf der Stelle töten würde, wenn ich sie verließe.Man mußte sie bei der Gelegenheit die Sitte der indischen Witwenverbrennung rühmen hören, der zufolge die Frau sich auf dem Scheiterhaufen ihres Mannes verbrennen läßt.»Obwohl in Indien diese Sitte ausschließlich der adligen Kaste vorbehalten und in dieser Hinsicht Europäern wenig verständlich ist, weil sie nicht einsehen können, wieviel hoheitsvolle Verachtung anderer in diesem Vorrechte liegt, so müssen Sie doch zugeben, daß bei unsern verflachten modernen Sitten die Aristokratie sich nur durch Ausnahmegefühle auszeichnen kann.Wie anders kann ich den Bürgern beibringen, daß das Blut in meinen Adern dem ihren nicht gleicht, als dadurch, daß ich anders sterbe als sie? Frauen von niederer Herkunft können auch Diamanten, kostbare Stoffe, Pferde, ja selbst Wappen haben, die doch uns vorbehalten sein sollten: denn heute kauft man sich einen guten Namen.Aber erhobenen Hauptes lieben, dem Gesetze zum Trotz, für den Abgott, den man sich auserkoren hat, sterben und aus seinen Leinentüchern sich Leichentücher schneiden, Himmel und Erde einem Manne unterwerfen und dem Allmächtigen das Recht rauben, jemanden zum Gott zu erheben, ihn für nichts, nicht einmal für die Tugend, aufgeben; denn dem Geliebten sich im Namen der Pflicht entziehen, heißt das nicht: sich an etwas hingeben, was nicht er ist? (sei's nun Mensch oder Idee – immer ist es ein Verrat!), das ist eine Größe, an die gemeine Frauen nicht hinanreichen können; für sie gibt es nur zwei mögliche Wege, die breite Straße der Tugend oder den schlammigen Weg der Kurtisane.«Sie rief, wie Sie sehen, meinen Stolz an, schmeichelte allen Eitelkeiten, indem sie sie vergötterte, und stellte mich so hoch, daß sie nur zu meinen Füßen leben konnte.Auch zeigte sich ihre ganze Verführungskunst in ihrer Sklavinnenpose und ihrer völligen Unterwürfigkeit.Sie konnte tagelang schweigend zu meinen Füßen liegen und mich anschauen, die Stunden des Genusses erspähend wie eine Odaliske und sie durch geschicktes Gebaren beschleunigend, doch ganz so, als scheine sie geduldig zu warten.Mit welchen Worten soll ich die ersten sechs Monate schildern, während welcher ich der Raub der aufregenden Genüsse einer wollustreichen Liebe war, welche die Freuden mit der Kunst der Erfahrung immer neu gestaltete, aber ihr Wissen unter den Wallungen der Leidenschaft verbarg? Diese Genüsse, die plötzliche Offenbarung der Poesie der Sinne sind das starke Band, das junge Leute mit älteren Frauen verknüpft; aber dieses Band ist die Kette des Sträflings; es läßt in der Seele eine unauslöschliche Spur zurück und flößt ihr von vornherein Geringschätzung ein für frische, unschuldige, nur blütenreiche Liebe, die es nicht versteht, berauschende Getränke in seltsam ziselierten Goldpokalen zu bieten, die mit Edelsteinen von unauslöschlichem Feuer besetzt sind.Während ich die Wollüste sog, die ich erträumt hatte, ohne sie zu kennen, die ich in meinen Liebessträußen zum Ausdruck gebracht und die ein seelischer Bund tausendfach glühender macht, fehlte es mir nicht an Scheingründen, um die Freude zu rechtfertigen, mit der ich aus dieser schönen Schale trank
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