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.Vertigo dann als Buch erscheint, werde ich nicht miterleben müssen, wie Besserwisser und Schwachköpfe mich in der Luft zerreißen.Dann bin ich nämlich längst tot, und Sie können sich drauf verlassen, ich werde sie auslachen – von oben oder unten, wo immer ich landen werde.Seit vier Jahren kommt mehrmals die Woche eine Putzfrau zu mir ins Haus.Sie heißt Yolanda Abraham und stammt von irgendeiner Schönwetter-Insel – Jamaica oder Trinidad, ich hab’s vergessen.Gesprächig kann man sie nicht gerade nennen, aber wir kennen uns schon so lange, dass wir auf ziemlich vertrautem Fuß miteinander stehen, und in Marions letzten Monaten war sie mir wirklich eine große Hilfe.Sie ist zwischen dreißig und fünfunddreißig, eine mollige Schwarze mit trägem, anmutigem Gang und schöner Stimme.Soweit ich weiß, ist Yolanda nicht verheiratet, hat aber einen achtjährigen Sohn, der Yusef heißt.Seit vier Jahren gibt sie ihren Sprössling jeden Samstag bei mir ab und macht ihre Arbeit, und nachdem ich den Jungen mehr als sein halbes Leben lang beobachtet habe, kann ich mit Fug und Recht behaupten, dass mir dieser kleine Rabauke und Klugscheißer entsetzlich auf den Wecker geht; der einzige Zweck seines Daseins ist es, Chaos und böses Blut zu stiften.Zu allem Überfluss ist er auch noch eins der hässlichsten Kinder, die ich je gesehen habe.Er hat ein zerklüftetes, eingefallenes, unsymmetrisches Gesicht, und der dazugehörige Körper ist nichts als ein jämmerliches, spindeldürres Gerippe – auch wenn jedes einzelne Pfund davon stärker und gelenkiger ist als bei den meisten ausgewachsenen Footballspielern.Nach allem, was er meinen Schienbeinen, meinen Daumen und meinen Zehen angetan hat, kann ich den Jungen nur hassen, aber ich erkenne in ihm auch mich selbst wieder, als ich in dem Alter war, und da er eine gradezu erschreckende Ähnlichkeit mit Äsop besitzt – so sehr, dass es Marion und mir den Atem verschlug, als er zum ersten Mal ins Haus kam –, lasse ich ihm auch weiter alles durchgehen.Ich kann nicht anders.Der Junge hat den Teufel im Leib.Er ist frech und unhöflich und nicht zu bändigen, aber das Feuer des Lebens lodert in ihm, und es tut mir gut, zu beobachten, wie er sich kopfüber in einen Strudel von Schwierigkeiten stürzt.Wenn ich Yusef sehe, weiß ich, was der Meister in mir gesehen hat, was er meinte, als er mir sagte, dass ich die Gabe hätte.Dieser Junge besitzt die Gabe auch.Wenn ich je den Mut aufbringen könnte, mit seiner Mutter zu reden, würde ich ihn sofort unter meine Fittiche nehmen.In drei Jahren würde ich ihn zum nächsten Wunderknaben machen.Er würde dort anfangen, wo ich aufgehört habe, und binnen kurzem würde er es weiter bringen als jeder andere vor ihm.Gott, dafür würde es sich lohnen zu leben, stimmt’s? Es würde die ganze beschissene Welt noch mal aus den Angeln heben.Das Problem sind die dreiunddreißig Stufen.Schön und gut; ich könnte Yolanda erzählen, dass ich ihrem Sohn das Fliegen beibringen kann, aber wenn diese Hürde genommen ist, was dann? Selbst mich widert die Vorstellung an.Nachdem ich selbst all diese Qualen und Torturen durchgemacht habe, wie könnte ich es ertragen, sie einem anderen aufzuerlegen? Männer wie Meister Yehudi gibt es nicht mehr, und Jungen wie mich – dumm, leicht zu beeindrucken, ausdauernd – auch nicht.Die Welt war anders damals, und was der Meister und ich gemeinsam geleistet haben, wäre heute nicht mehr möglich.Niemand würde sich das gefallen lassen.Die Leute würden die Polizei holen, sie würden an ihren Kongressabgeordneten schreiben, sie würden ihren Hausarzt um Rat fragen.Wir sind nicht mehr so hart im Nehmen wie ehedem, und vielleicht ist es auch besser so, ich weiß es nicht.Aber eins weiß ich: Von nichts kommt nichts, und je höher man seine Ziele steckt, desto höher ist der Preis.Trotzdem, wenn ich an die schreckliche Zeit meiner Einweihung in Cibola zurückdenke, muss ich mich fragen, ob Meister Yehudis Methoden nicht doch zu hart gewesen sind.Als ich mich damals endlich zum ersten Mal vom Boden erhob, hatte das nichts mehr mit dem zu tun, was er mir beigebracht hatte.Es gelang mir ganz von selbst, auf dem kalten Fußboden der Küche, und es geschah nach einer langen, zermürbenden Zeit voller Tränen und Verzweiflung, als mir die Seele aus dem Körper zu fliehen begann und ich nicht mehr wusste, wer ich war.Vielleicht war die Verzweiflung das einzig wirklich Wichtige dabei.In dem Fall wären die körperlichen Qualen, denen er mich unterzog, nichts als Lug und Trug gewesen, ein Ablenkungsmanöver, das mir irgendwelche Fortschritte vorgaukeln sollte – während ich tatsächlich erst dann weiterkam, als ich mit dem Gesicht nach unten auf dem Küchenboden lag.Was, wenn es diese Stufen gar nicht gäbe? Was, wenn das Ganze bloß auf einen einzigen Augenblick – einen Sprung – eine blitzschnelle Verwandlung hinausliefe? Meister Yehudi hatte die alte Schule durchlaufen und brachte mich mit seinen Hexenkünsten dazu, an seinen Hokuspokus und seine hochtrabenden Reden zu glauben
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