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.Die übrigen rund dreihundert Teilnehmer des Konzils, unter ihnen über hundert Bischöfe und Äbte mit ihrem Gefolge, hatten sich Unterkünfte in der Stadt besorgen müssen.Vienne drängte sich auf dem rasch ansteigenden Gelände des Ostufers der Rhône auf engem Raum mit schmalen Gassen und bot wenig Platz für die vielen Gäste.Mancher Würdenträger hatte zu seinem Ärger auf die nicht mit Standarten geschmückte, bescheidene Westseite des Flusses oder auf umliegende Dörfer ausweichen müssen.Im Hause des Erzbischofs herrschte angespannte Stimmung.Die Kardinäle begegneten sich mit so viel übertriebener Freundlichkeit, dass es Simon auf den Magen schlug.Heute mied er die abendliche Tafel und nutzte die freie Zeit, den nächtlich leeren Garten des Erzbischofs aufzusuchen.Dass er dabei dem Erzdiakon in die Arme lief, hielt er nicht für einen Zufall.Schon der erste Satz bestätigte seine Vermutung.»Was wollte Colonna von Euch? Ich sah Euch in der Kathedrale mit ihm.«»Er suchte wohl nur das Gespräch.Es gab nichts Besonderes.«»Colonna tritt als Zeuge der Anklage im Ketzerprozess gegen Bonifaz VIII.auf.Es wäre für die Familie Colonna höchste Befriedigung, wenn der Papst, den sie so erbittert bekämpft hat, auch noch über seinen Tod hinaus verurteilt würde.« Der Erzdiakon berührte Simons Schulter.»Kardinal Colonna ist ein gefährlicher Mann.Ein Italiener.Wetterwendisch wie die meisten seiner Landsleute und eifersüchtig auf das französische Übergewicht in der Kurie.Lasst Euch von ihm nicht auf die italienische Seite ziehen«, warnte Pellegrue nachdrücklich.»Ich bin mir meiner Pflichten bewusst.«»Dann seid Ihr auf der Seite des Heiligen Vaters.« Pellegrue interpretierte die Auskunft nach eigenem Ermessen.»Vergesst es nie.« Simon vernahm die Mahnung.Seit er den Erzdiakon in Avignon gebeten hatte, ihn nach Fontenay zu entlassen, stand er offensichtlich unter Beobachtung.Der Neffe Seiner Heiligkeit mochte seine Ehrlichkeit rühmen, aber er war klug genug, Vorsicht walten zu lassen.»Wir haben Nachricht erhalten, dass die Vorhut des Königs im Laufe des morgigen Tages eintrifft«, wechselte Pellegrue das Thema.»Ein Edelmann mit dem Namen Andrieu führt sie an.Ein Verwandter von Euch?«Mathieu? Hatte er sich um dieses Amt beworben, um ihn zu treffen, oder war ihm schlicht ein Befehl erteilt worden? Seit Männer wie der Erzbischof von Sens um ihre Verwandtschaft wussten, musste man mit allem rechnen.»Es gibt nur noch meinen Bruder, der diesen Namen trägt«, erwiderte er sachlich.»Interessant.Zwei Brüder, einer dient der Krone und einer der Kirche.«»Das trifft in vielen Familien zu.«»Ihr habt diesen Bruder nie erwähnt.«»Aber Ihr wusstet, dass es ihn gibt.«»Werdet Ihr ihn Wiedersehen?«»Ich hoffe es«, antwortete er wahrheitsgemäß, denn er hatte viel mit Mathieu zu besprechen.Sobald Simon am nächsten Tag erfuhr, dass ein Schiff mit einer Abordnung des Königs in Vienne angelegt hatte, eilte er hinunter zur Anlegestelle.Mit einem Male konnte er es kaum erwarten, Mathieu in die Arme zu schließen und die offenen Fragen mit ihm zu beraten.Wenn er ganz ehrlich mit sich war, musste er allerdings zugeben, dass er vor allem wissen wollte, ob Mathieu etwas von Violante gehört hatte.VIOLANTE VON COURTENAYLyon, 11.Oktober 1311Die steife Standarte mit den gestickten königlichen Lilien erregte Violantes Aufmerksamkeit.Das Banner des Königs von Frankreich, getragen von einem der Männer, die ihre Pferde vorsichtig auf das Schiff führten.Sie erstarrte.Gefolgt von der vertrauten Gestalt seines Waffenmeisters: Mathieu! Auch er war mit den Männern auf dem Weg nach Vienne.»Beeilt Euch«, drängte Pater Étienne Violante im selben Augenblick.»Wir können hier nicht länger warten, der Tross möchte auf das Schiff.«Violante bewegte sich wie in Trance.Sie hörte die Worte, aber sie drangen nicht in ihr Bewusstsein.Wie von selbst setzte sie sich in Bewegung.Bis sie ihre Umwelt wieder wahrnahm, hatte das Schiff bereits die Mitte des mächtigen Flusses erreicht.Der Pater hatte in der Nähe des Hecks eine kleine Ecke für seine Mitreisenden gefunden, wo sie halbwegs geschützt standen.Eine leichte Brise strich über Violantes Wangen.Rechts und links blieben die Häuser von Lyon zurück und machten grünen Ufern, Feldern und Weinbergen Platz.Sie schöpfte tief Luft und wagte endlich sich umzusehen.Aufschauend blickte sie in Mathieus Augen.Inmitten der anderen Reisenden stand er nur wenige Schritte von ihr entfernt.Offensichtlich hatte er sie an Land erkannt und sich in ihre Nähe gedrängt.Nur ein schneller Blickwechsel verband sie.Es war undenkbar, mit ihm zu sprechen oder gar zu ihm zu gehen.Sitte und Anstand verboten es ihr ebenso, wie sie es Mathieu untersagten, einer Dame in aller Öffentlichkeit seine Aufmerksamkeit zu zeigen.Ihr war klar, welche Fragen ihn bewegten, wie sehr er sich darüber wunderte, sie als Begine verlassen zu haben und eine reisende Nobeldame mit standesgemäßem Gefolge wiederzusehen.Auf der Rhône, fern von Strasbourg und dem Haus zum Turm.»Was starrst du den Mann so an?«Pater Étienne war nicht größer als sie.Die Augen auf gleicher Höhe mit ihren, hatte er ihr Interesse für den Ritter längst bemerkt.»Wen, meint Ihr, starre ich an, Pater?«»Dort, den Ritter des Königs.Denkst du, ich gewahre nicht, dass du versuchst, seine Aufmerksamkeit zu erregen? Vergiss nicht, du bist Begine.«Er hatte Recht.Wie gerne hätte sie Mathieu und seinen Waffenmeister dennoch begrüßt.»Ihr habt keinen Anlass, so mit mir zu sprechen, ehrwürdiger Vater«, erwiderte sie beherrscht.Sie hielt ihm stand, obwohl ihr das Herz bis zum Hals schlug.»Ich rede mit dir, wie es einem Weib gebührt«, zischte er zwar leise, aber tadelnd.»Du schuldest mir Gehorsam.Schlage die Augen nieder und schweige!«Violante gehorchte abweisend.Sie war wütend auf den Pater.Sie hatte ihn während der Reise besser kennen gelernt, als ihr lieb war.Gefühllos, ohne menschliche Regungen, ohne Mitgefühl.Bruder Étienne würde einen Freund im Strom ertrinken lassen, wenn es ihm einen Vorteil verschaffte
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