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.Professor Kurt Krolop, der heutige Vorsitzende der Kafka-Gesellschaft, gehörte schon um 1960 zu einer Gruppe um den Prager Germanisten Eduard Goldstücker, die Kafka & Co.nach Prag zurückbringen wollten.Ebenso der Rundfunkjournalist František Černý, auch Lenka Reinerová stieß dazu.Sie mussten warten bis zur Wende.Černý wurde 1997 tschechischer Botschafter in Bonn und Berlin, 2004 gründete er mit Krolop und Reinerová zusammen einen Stiftungsfonds.In schwesterlicher Zusammenarbeit mit der Franz-Kafka-Gesellschaft verfolgt diese Initiative nun den Plan, in Prag ein Literaturhaus deutschsprachiger Autoren zu eröffnen: der eigenen Prager und tschechischen deutschsprachigen Autoren wohlgemerkt.Schritt für Schritt nähert man sich dem Ziel nach der Methode: Wir fangen schon mal an.Man organisierte Lesungen und Diskussionen, bei denen es weniger um Kafka ging als um dessen unbekanntere Kollegen, beispielsweise Paul Leppin und Leo Perutz.Und bewusst werden auch heutige Autoren einbezogen, die als Tschechen auf Deutsch schreiben – neben Lenka Reinerová etwa Jiří Gruša, der Präsident des Internationalen P.E.N.-Clubs, und die 1998 in Berlin verstorbene Libuše Moníková.Auch ein Literaturstipendium wurde begründet, als erster Resident weilte Peter Härtling in Prag.Und Lucie Černohousová, die Geschäftsführerin der Initiative Literaturhaus, hat inzwischen eine Bleibe gefunden, in der sie ebenfalls vor einer Bibliothek sitzt, tausend Bände stark, lauter alte Ausgaben der Werke des deutschsprachigen Prag.Gesammelt und gestiftet hat sie die Bibliothekarin Katherina Holzheuer aus Gerbrunn bei Würzburg.Ende 2007 erfuhr das Projekt Literaturhaus zudem höchste Protektion durch die Außenminister Frank-Walter Steinmeier und Karel Schwarzenberg – die Deutschen wollen finanziell und politisch weiter fördern, die Tschechen stellen Büroräume des Außenministeriums in der Prager Innenstadt zur Verfügung.So fügt sich die Rückbesinnung auf Prags Kulturvielfalt aufs Schönste in die deutsch-tschechischen Annäherungen, die so große Fortschritte gemacht haben.2008 gab zudem gleich neben der Karlsbrücke das Karlsbrücken-Museum dem werdenden Literaturhaus Raum zur Präsentation – ein weiterer Akt großzügigen Mäzenatentums, dem namhafte Zuwendungen anderer Sponsoren vorausgingen.Weitere Förderer sind mehr als willkommen, auch von der Prager Stadtverwaltung erhofft man sich ein stärkeres Entgegenkommen.Der Gipfel der Wünsche war es für Lenka Reinerová zu Lebzeiten stets, das Literaturhaus am Ende in der Melantrichgasse unterzubringen, gleich neben dem Altstädter Ring, und zwar im »Haus zu den zwei Bären«.Dort hatte einst als Kind der »rasende Reporter« Egon Erwin Kisch gelebt, den sie persönlich gut gekannt hatte.Auf das Haus indes erhoben amerikanische Nachfahren der Familie Kisch Anspruch.Eine Epoche, die verloren istZwei alte Prager Juden erinnern sich an das Gemisch der Kulturen, das Hitler für alle Zeiten zerstörteEs gibt sie noch, die davon erzählen können.Vom alten Prag, bevor es vergessen ist.Von den Juden in Prag in jener Zeit, in der es gar nicht so besonders zählte, ob einer Jude war oder nicht.Es war die Zeit, bevor die Nazis kamen, und die Zeit, in der die Prager Juden noch nicht die Mundharmonikas, die Thermometer und die Fotoapparate abgeben mussten, in der sie noch die Zeitungen in den Schaukästen lesen und wie die anderen in der Elektrischen fahren durften.Es war das alte Prag, »das nie mehr kommen kann«, wie der pensionierte Verleger und Politikberater Tomáš Kosta sagt.»Das ist für immer verloren, leider«, sagt auch Pavel Oliva, emeritierter Professor für Ältere Geschichte.Nur hier und da erscheint einmal ein Buch darüber, wird eine Ausstellung eröffnet oder eine Diskussion veranstaltet, bei der die Zeitzeugen, alle schon über achtzig jetzt, erzählen, wie in Prag einmal die Tschechen und die Deutschen und die Juden unter ihnen auf sehr spezielle Weise miteinander und aneinander vorbei gelebt haben.Tomáš Kosta gehört zu denen, die diese Zeit und das, was ihr so grausam das Ende bereitete, nicht einfach dem Vergessen anheimgeben, sondern heute politisch nutzbar machen wollen.Er hat deshalb 2009 in Prag ein Buch über sein Leben publiziert, er würde das gerne auch in Deutschland tun, und er sagt beim Gespräch in seiner Prager Wohnung: »Der Herrgott hat mich überleben lassen, damit ich die Versöhnung jetzt hier machen kann.« Und Professor Oliva gibt bei einer langen Unterhaltung an einem der großen Fenster des Café Slavia einen interessanten Hinweis darauf, wie das, was vor mehr als siebzig Jahren passiert ist, bis heute nachwirkt und was es mit dem berühmten tschechischen Euroskeptizismus zu tun hat.Vor mehr als siebzig Jahren, am 15.März 1939, marschierten in Prag die deutschen Truppen ein, von Adolf Hitler geschickt.Tomáš Kosta, damals vierzehn Jahre alt, hat es miterlebt und erinnert sich präzise, wie die Besatzer auf den Wenzelsplatz kamen.Vorne an den Absperrungen standen Prager Deutsche und hießen die Invasoren mit Hitlergruß willkommen.Er selber stand hinten neben Tschechen, die weinten.Für die Prager Juden, zu denen Tomáš Kosta und Pavel Oliva gehörten, war dies ein sehr gefährlicher Tag.Es begann die Verfolgung, und es endete eine Ära der Koexistenz, die seither für immer versunken ist.Juden lebten in Prag seit dem 10.Jahrhundert.Schon im Mittelalter kam es mehrfach zu Pogromen der christlichen Nachbarn, 1389 besonders arg.Bis zum Dreißigjährigen Krieg vermehrte sich die Zahl der Prager Juden auf fünftausend, ihr Ghetto war eine Stadt in der Stadt, mit zwölf Synagogen, eigenem Rathaus und Krankenhaus, mehreren Schulen.Manches davon, in Sonderheit der alte Friedhof und die Synagogen, zählt heute zu den attraktivsten Prager Touristenzielen.Hunderttausende aus aller Welt lauschen Jahr um Jahr in der Josefstadt, dem einstigen Ghetto, den Erzählungen der Fremdenführer über den Rabbi Löw, den Golem und den Bürgermeister Maisel, den Bankier des Kaisers.Prag war damals eine der bedeutendsten jüdischen Gemeinden Europas.Die Lage wandelte sich im späten 19.Jahrhundert, als zwischen Tschechen und Deutschen, die in Böhmen und Mähren über Jahrhunderte zusammenlebten, der Nationalismus aufflammte.Die Juden, teils den einen, teils den anderen zugehörig, versuchten, »als blinde Passagiere in dem Nationalitätenhader durchzukommen«, wie später der Zionistenführer Theodor Herzl schrieb.Die Volksgruppenzugehörigkeit war für manche Juden eindeutig klar, für andere wandelbar, zumal in jenen Jahren der industriellen Revolution, als viele Tschechen vom Land nach Prag zogen, nicht nur Juden.Oft war der Ortswechsel mit sozialem Aufstieg verbunden, mitunter ging dies einher mit einem Übergang vom Tschechischen zum Deutschen als dominanter Sprache.Deutsch war ja das Idiom der herrschenden austro-ungarischen Monarchie, die einen supranationalen Schirm darstellte.Franz Kafkas Familie war ein Fall einer solchen Metamorphose [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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