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.War das etwa die Absicht gewesen? Ähnlich wie bei Else? Den Mädchen ordentlich Angst einjagen, damit sie – was? – nicht weitererzählten.Bei Else war es klar: Sie hatte Hardos Mörder gesehen.War Gretel vielleicht ihrem Onkel nicht willkommen? Baldwin hatte von Diebstahl und Spionage gesprochen.Wenn Konrad von Winstein nun in Litauen ein Bündnis eingegangen war, das sich mit seinen Lehnspflichten gegenüber dem Speyerer Bischof nicht vertrug …Oder gab es den Onkel am Ende gar nicht mehr? War er auf seiner gefährlichen Fahrt umgekommen und einer seiner Begleiter war an seine Stelle getreten? Wer war dann dieser unangenehme Waffenknecht Bruno? Ein Bundesgenosse des Betrügers? Oder einer, der sich dem ›Herrn‹ in gutem Glauben angeschlossen hatte?Alheit schob diese Gedanken beiseite.Sie verlor sich in Hirngespinsten, wie sie es Baldwin vorgeworfen hatte.Da wurde die Stalltür aufgerissen.Eine hochgewachsene schwarze Gestalt trat aus dem Tageslicht in die Düsternis des Stalles.»Ist das der Tote?«, fragte die Stimme von Rudolf dem Bader.»Nein.Der ist schon begraben.«»Was soll denn das jetzt?«, wollte er ungehalten wissen.»Da bestellt ihr mich hierher, damit ich mir eine Leiche anschaue, und dann ist sie gar nicht da.«»Dafür haben wir eine Lebende, die deine Hilfe braucht«, erwiderte Alheit und machte ihm neben Gretel Platz.Hinter dem Bader kam Franz in den Stall.Rudolf trat an Gretels Lager.»Sie schläft.Was soll ich da tun?«Alheit berichtete ihm, wie es Gretel ergangen war.Rudolf rieb sich das Kinn und brummte: »Gift, meinst du? Das muss dann schnell wieder heraus aus dem Körper.Aber so, wie du es beschreibst, kann schon nicht mehr viel übrig sein.Vielleicht hilft es noch etwas, wenn ich sie zur Ader lasse.Oder …«, er machte eine bedeutungsschwere Pause, »… Chalzedon auflege.«»Jetzt sag nur, dass du so etwas in deinem Vorratsschrank hast«, wunderte sich Franz.»Dafür haben wir sowieso kein Geld«, sagte Alheit kurz.»Hol deine Schröpfköpfe.«»Jetzt habe ich dafür keine Zeit«, entschied Rudolf.»Morgen, wenn wir weniger Kundschaft haben, schicke ich meine Magd.«»Bis dahin ist das Kind doch schon tot«, jammerte Alheit.»Aber wenn er einen Chalzedon hat, kann er ihn doch ruhig bringen, oder?«, wandte Franz ein.»So schlecht haben wir nicht eingenommen.«»Wir müssen Hardos Beerdigung bezahlen und die Totenmesse«, erinnerte Alheit.»Hardo ist tot, Gretel lebt noch.«Alheit seufzte.»Du hast ja recht.Also, hol deinen wundertätigen Stein, Rudolf.«»Ich werde sehen, was ich tun kann«, sagte der Bader.Damit verließ er den Stall und ging mit langen Schritten davon.»Habgieriger Lump!«, schimpfte Alheit hinter ihm her.24In der Amtsstube der Burg strich sich Berthold von Lichtenberg müde über die Stirn.Für heute hatte er genügend Bittsteller gehabt.Es wurde Zeit, dass der Jahrmarkt und die Feiertage zu Ende gingen.Seine Frau war, wie erwartet, mit großen Einkäufen vom Markt zurückgekehrt.Natürlich hatte sie auch Stoff und Besatz zu einem neuen Rock für ihn mitgebracht, aber ihm fehlte der besondere Sinn, der den Frauen zu sagen schien, wie das fertige Gewand aussehen würde, wenn nur ein paar Ellen Tuch vor ihnen lagen.Er musste sich stattdessen überlegen, wie er die Betzenkammer wieder leer bekam, nachdem sich dort zwei Tage lang Trunkenbolde, Störenfriede und allerlei kleine Betrüger gesammelt hatten.Und dann würden morgen Bauern aus der ganzen Zent kommen, die von ihm Bescheid in lange strittigen Fragen erwarteten.Über derlei Sachen wollte er jetzt nicht nachdenken, morgen war Zeit genug.Mit diesem Entschluss verließ er die Amtsstube.Er war froh, dass es nun Zeit zum Essen war, und nahm durch die Wohnräume seinen Weg in den Saal.25Als Baldwin nach der Non die Kapelle verließ, kehrten seine Gedanken schnell zu den vielen verwirrenden Ereignissen und Plänen des Tages zurück.Die Handwerksburschen hatten ihren Brief und ihr Beweisstück, mochten sie damit zum Vogt gehen und die Freilassung ihres Gesellen erwirken.Was jedoch die Vermutung anbelangte, Hardo könnte gestohlen haben, war Baldwin noch keinen Schritt weitergekommen.Dabei hatte er seiner Meinung nach alle Möglichkeiten erschöpft.Er hatte alle befragt, die in der Stadt mit Schmuck handelten.Er hatte den Leumund all jener überprüft, die von weiter her gekommen waren.Nichts hatte einen greifbaren Hinweis ergeben.Nur der vage Verdacht gegen Konrad von Winstein blieb.Wie konnte er ihn erhärten? Doch nur, indem er den Bernsteinschmuck nicht bei dem fremden Ritter fand – dann hätte Hardo ihn gestohlen und zu Geld gemacht haben können, bevor der Besitzer ihn erwischte.Oder indem Baldwin eine geheime Nachricht bei dem Ritter entdeckte.Kurz: indem er dessen Gepäck durchsuchte.Baldwin war inzwischen wohlbekannt auf der Burg, nur selten hielt ihn jemand auf und fragte, wohin er denn wolle.Dennoch war es wohl geschickter, einen Eingang zum Palas zu nutzen, der nicht bewacht wurde.Wo könnte er so etwas finden? Zwischen der Kaplanei und dem Palas lag die Amtskellerei.Dort würde es keine Verbindung geben.Außerdem war die Gefahr zu groß, dass ihm jemand begegnete, wo er weder ausweichen noch sich erklären konnte.Aber von der Küche her musste es eine Möglichkeit geben, in den Saal und vielleicht auch in die Wohnräume zu gelangen.Dort musste jetzt viel Arbeit und Durcheinander sein, denn die Herrschaften würden bald essen wollen.Baldwin beschloss, dort sein Glück zu versuchen.Wo mochte der Gast untergebracht sein? Doch sicher in einem der beheizbaren Räume, auch wenn das jetzt im Sommer nicht unbedingt nötig war.Baldwin betrachtete das Gebäude von außen.Sein Blick folgte der Reihe schmaler Fenster zum Kamin.Konnte er einen geistlichen Auftrag vorschützen, wenn ihn jemand anhielt? Wohl kaum.Er durfte sich einfach nicht sehen lassen.Und wenn doch? Nun, er war kein Dieb.Übermäßige Neugier war vielleicht lästig, aber nicht verboten.Gefährlich wurde es, wenn Konrad von Winstein selbst oder sein Waffenknecht ihn erwischten.Den Pilgerstab, mit dem er sich zu verteidigen wusste, konnte er nicht mitnehmen.Und er musste rechtzeitig zur Vesper wieder am Altar stehen und singen, als ob nichts gewesen wäre.Doch bevor er sich auf seinen Erkundungsgang begab, schaute er noch einmal nach Pater Antonius.Das erwies sich als Fehler, denn der Kaplan hatte eine Weile geschlafen und war nun wieder munter.»Erinnerst du dich noch an die Geschichte, die der Gaukler gestern nach der Messe erzählt hat?«, fragte er.»Die vom Wechselbalg?«, erwiderte Baldwin.Immerhin hatte Hardo den Helden in dieser Geschichte Antonius genannt.»Nein, die andere, die von dem falschen Ritter.«Baldwin zuckte zusammen.Das war doch nur eine Mär von König Artus gewesen, oder? »Ich erinnere mich
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