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.Mit der dampfenden Schüssel stieg sie die Stufen hinauf und trat in den Raum über der Stube.Schon von der Treppe aus konnte sie durch die geöffnete Kammertüre eine Truhe sehen, aus der einige Tücher heraushingen.Daneben stand ein Ehebett aus dunkelbraunem Holz, auf dem das Bettzeug fehlte.In der Ecke gab es einen Waschtisch, wo auch einige brennende Kerzen standen.Wachskerzen, für die Leas Mutter vermutlich ihr letztes Geld ausgegeben hatte.»Karl?« Die Stimme der Frau kam hinter der Türe vor, dort musste wohl Leas Krankenlager sein.Helena atmete tief durch, dann betrat sie die Kammer.Die Mutter hielt ihr den Rücken zugekehrt und wachte über dem Bett ihrer kleinen Tochter, die unter einem Berg von blassrot überzogenen Federdecken lag.Von hier aus konnte Helena nicht einmal das kleine Gesichtchen sehen.»Karl, ich glaube, es ist bald vorbei …«»Verzeihung.Ich bin es, Helena.«Die Mutter drehte sich zu ihr um.Ihre Augen waren vom Weinen gerötet, und ihre Hände zitterten vor Erschöpfung.»Oh, ich dachte, Karl hätte ein Einsehen gehabt und wäre aus dem Wirtshaus gekommen.Aber da wird er wohl bleiben bis … seine Tochter unter der Erde ist.« Sie wischte sich über die Augen und ordnete einige Strähnen ihrer langen Haare hinters Ohr.»Falls dich der Leibarzt nach Geld für die Behandlung der Mandeln schickt, sag ihm, es tut mir leid, aber ich …«»Ich wurde nicht von ihm geschickt.Ich bin vielmehr gekommen, um …« Helena verstummte.Verlegen streckte sie der Frau die Schüssel hin.»Hier, ich habe Ihnen die Erbsen gebracht.«»Oh ja, das ist gut!«, rief die Mutter aus und platzierte die dampfende Schüssel mit fahrigen Bewegungen unter dem Bettzeug.»Um Himmels willen! Was tun Sie da?«»Damit kann man die Blattern schneller vorantreiben – gleichsam den quellenden Erbsen! Das holt die Krankheit aus dem Leib, das Gift wird von den Erbsen angezogen und …«»Unsinn!«, brach es aus Helena hervor.»Lea wird sich daran verbrühen, das ist alles! Sie ist ohnehin viel zu warm zugedeckt.So staut sich das hitzige Geblüt und bringt den Tod schneller, als irgendein Feldaberglaube quellen könnte!«»Nein, sie wird nicht sterben«, flüsterte Leas Mutter und hievte zwei der Zudecken zurück aufs Ehebett.»Ich wollte doch nichts falsch machen …«»Es wäre vielleicht gut, das Fenster zu öffnen, es ist dringend frische Luft vonnöten.«»Nein! Nicht! Sonst kommt der Tod herein und reißt mein Kind an sich! Außerdem trägt der Wind das Blatterngift mit sich fort, und dann müssen noch mehr Kinder …«»Haben Sie doch bitte keine Angst.Es ist nicht der Wind, der die Blattern verbreitet.Es sind die Stubenfliegen, die sich am Eiter nähren und ihn davontragen.« Helena trat näher.»Sind die Pusteln denn schon mit gelbem Gift gefüllt? «Verwirrt schüttelte die Mutter den Kopf.»Ist die Haut schwarz geworden?«Wieder schüttelte sie den Kopf und streichelte über die graue Leinendecke, unter der sich Leas Umrisse abzeichneten.Keine Schwarzen Blattern, Gott sei Dank.Dann bestand vielleicht noch Hoffnung.»Darf ich mir den Ausschlag vielleicht kurz besehen?«Die Mutter wischte sich über die Augen und zog die Zudecke vorsichtig zurück.Wie ein Säugling kauerte das kleine Mädchen auf der Strohmatratze.Ihr bloßer Körper war mit roten Knötchen übersät, die besonders im Gesicht und am Oberkörper dicht an dicht standen.Auf den Knötchen saßen kleine Blasen, wie Hagelkörnchen, die mit einer perlmuttartig glänzenden Flüssigkeit gefüllt waren.»Wird es noch schlimmer werden?«Helena nickte kaum merklich.Es war erst der Anfang.Die Bläschen würden sich in gelbes Gift verwandeln, aufplatzen und schließlich schwarz werden, begleitet von Schmerzen und beinahe unerträglichem Juckreiz.»Meine Kleine, sie wird doch nicht sterben müssen, oder?«Helena schaute zur Seite.»Wenn Mund und Rachen nicht befallen werden und das hitzige Geblüt nicht zu sehr in Wallung gerät, dann besteht vielleicht Hoffnung.«Ein winziges Lächeln erschien auf dem Gesicht der Mutter, doch im selben Augenblick füllten sich ihre Augen wieder mit Tränen.Sanft fuhr sie über die gerötete, mit Pusteln übersäte Wange ihres Kindes und strich die verschwitzten Strähnen aus der Stirn.Helena schluckte.»Es wäre besser, wenn Sie das Kind nicht berühren würden, sonst werden Sie ebenfalls von den Blattern heimgesucht.«Für einen Moment sah die Mutter aus, als habe man sie wachgerüttelt.Sie sah Helena mit klaren Augen an, bevor sie sich wieder ihrem Kind zuwandte und die mit Knoten bedeckten Ärmchen streichelte.Unter der Berührung begann Lea auf einmal unruhig zu werden.Sie strampelte, ihre Beine stießen gegen den Bettkasten, sie drehte sich wimmernd auf den Rücken, warf den Kopf hin und her und schlug dabei um sich.Plötzlich riss Lea die Augen auf.Ihr glasiger Blick erfasste Helenas Gestalt und ein durchdringender, nicht enden wollender Schrei erfüllte den Raum.»Mamaaa! Da, der Geist! Er soll weg! Er will meinen Hals zudrücken!« Ihr Atem wurde flacher, der kleine Körper bäumte sich unter der Anstrengung.»Nimm ihn weg, er sitzt auf meiner Brust!«»Lea, um Gottes willen!« Die Mutter hob das zitternde Bündel aus dem Bett und drückte es an sich.»Lea, das ist doch nur Helena, die da neben dem Bett steht!«Wimmernd krümmte sich das Kind auf ihrem Schoß.»Mama, nimm ihn weg!«Die Mutter war selbst am Ende ihrer Kräfte und versuchte, die Ärmchen festzuhalten, die gegen das Nichts kämpften, ruderten und schlugen.Sie beugte sich über ihr weinendes Kind und legte behutsam ihre Hand auf den kleinen, pustelbedeckten Brustkorb, der sich hob und senkte wie die bebenden Flanken eines gejagten Tieres.Lea wand sich.»Mama, das Feuer! Mach es aus! Sie wollen mich verbrennen!«»Was soll ich denn tun? Bitte, irgendjemand muss meinem Kind doch helfen! Mein Gott«, flüsterte sie, »warum hast du mich verlassen? Ich schreie, aber Hilfe ist fern.Des Tags und in der Nacht rufe ich, doch du antwortest nicht.Warum muss ich zurückgeben, was ich nicht gestohlen habe?«Zitternd zog sie aus der Schublade des Nachtkästchens ein Fraisenkettchen hervor.Voll Hoffnung knotete sie das rote Stoffband mit Franziskuspfennig, Marienmedaille, Schutzbrief und einem Lochstein zur Hexenabwehr um den Hals ihrer Tochter.»Kämpfe«, flüsterte sie.»Du musst kämpfen, mein Mädchen.«»Mama, es ist so heiß.Ich will raus aus dem Bottich! Das Wasser kocht!«Helena löste sich aus ihrer Erstarrung.»Wasser, wir brauchen Wasser!« Sie riss ein leinenes Tuch aus der offenen Truhe und tauchte es in die bereitstehende Schüssel am Waschtisch.Mit geschickten Griffen schlang sie es um Leas Beine.Das Mädchen schrie entsetzt auf.Wasser tropfte auf den Boden und durchweichte die dunkelgrüne Schürze der Mutter.Fest hielt sie ihr Kind umklammert.Es folgte eine bange Zeit des Wartens, bis Lea ruhiger wurde.Zuerst wimmerte sie noch, dann atmete sie gleichmäßiger und schließlich wurde sie von einem tiefen Schlaf übermannt.»Haben wir es überstanden?« Die Mutter schaukelte das Kind sanft auf ihrem Schoß.Helena war versucht zu nicken, doch dann schüttelte sie den Kopf.Solche Blatternfieber verschwanden nur mit dem Tod, falls nicht ein himmlisches Wunder geschah.Helena fiel jedes Wort schwer, aber die Mutter hatte ein Recht auf die Wahrheit.»Die Wirkung wird vermutlich nicht lange anhalten.Die Hitze wird zurückkehren.«»Gibt es denn überhaupt noch Hoffnung?« Sie streichelte zärtlich das dunkelblonde Köpfchen [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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