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.»Mit mir ist alles prima.« Sie betrachtete ihre Fingernägel und pulte mit dem Zeigefingernageln ein kleines Dreckpartikelchen unter dem kleinen Fingernagel hervor.Sie hatte den Satz eigenartig betont.Mit mir ist alles prima.So, als ob sie auch sagen wollte, dass es jemand anderen gab, mit dem nicht alles in Ordnung war.Und schon gar nicht prima.Natürlich, sie machte sich Sorgen um mein wenig erfolgreiches Liebesleben.»Du musst dir nicht zu viele Gedanken um mich machen.Ich komme klar.Das mit Irene war nur ein Strohfeuer.« Ich wärmte mir die Hände am heißen Becher und wusste, dass ich log.Meine Gefühle für Irene und unsere gemeinsame Zeit waren kein Strohfeuer, sie waren ein Flächenbrand und sie schwelten rot glühend und so riesig, dass die NASA sie aus dem All mit bloßem Auge hätte erkennen können.Zum Glück hatten die Astronauten an Bord der internationalen Raumstation meist andere Naturkatastrophen zu beobachten.ErzEngel glaubte meine Version und sah mich erleichtert an.»Dann stört es dich nicht, dass sie bald heiratet?«»Warum sollte sie nicht heiraten, es war ja nichts zwischen uns.« Ich sah Irenes Mund auf meinem liegen, sah uns erwachen mitten in der Nacht, ineinander gefügt wie zwei perfekte Puzzleteile, und das luftlose Gummiherz in meiner Brust quietschte leise.»Wenn du das sagst.« Sie glaubte mir nicht.»Ja, ich sage das!« Meine Stimme klang jetzt auch härter, aber weniger nach Kohle als nach Pressspan.»Ich wünschte, wir könnten über alles reden.« ErzEngel drückte mich fest an sich und meine Sprachlosigkeit machte mich traurig, weil ich bei einem kurzen Blick in ihre Augen sehen konnte, wie traurig sie sie machte.Falls ich mich jemals gefragt hatte,mit welchem Geräusch das Chaos beginnen wird, hatte ich meine Antwort vergessen.Wahrscheinlich hatte ich auf Knall getippt.Auf einen sehr lauten, donnernden Knall, der alles erschütterte, oder tönende Posaunen, deren Dröhnen die Trommelfelle schmerzhaft schwingen ließ.Was mir wieder einmal zeigte, dass ich in meiner Vorstellungswelt immer noch zwischen Wissenschaft und Religion festhing.Worauf ich aber weder mit Quantenphysik noch mit Psalmenstudium gekommen wäre, war, dass die Apokalypse nicht knallte und auch keine Blechinstrumente beherrschte.Den Anfang vom Ende signalisierte das Geräusch, das eine Nutellatorte machte, wenn man sie auf den Küchenboden fallen ließ.Es war zwar kein friedliches Geräusch, das nichts von dem, was es ankündigte, ahnen ließ, denn es war ein kleines, böses »Woaatsch«, so als hätte man eine sehr große Kröte überfahren.Aber es ließ alles Schrille, Warnende vermissen und deshalb wirkte es auf mich im ersten Moment nicht wirklich alarmierend.Es war früh am Morgen, einem Mittwochmorgen, der mein freier Tag war, und ich kam gerade mit einer Packung H-Milch aus dem Keller, als ich es vernahm.Wäre ich oben in meiner Wohnung gewesen, hätte ich es mit großer Wahrscheinlichkeit gar nicht gehört.Dann hätte der Schrecken für mich vielleicht erst nach einem sorgfältig geschäumten Milchkaffee und mit einem anderen Geräusch angefangen.Oder ganz geräuschlos, nur mit ErzEngels aufgeregtem Gesicht und den Tränen von Rose-Lotte Stein.»Was ist passiert?« Ich schaute zwischen meiner Mutter, der Tortenmatsche und Rose-Lotte hin und her.Rose-Lotte griff nach ErzEngels Hand und schüttelte wild den Kopf, aus ihrer Kehle drangen tiefe, unglückliche Laute.Ich stellte die H-Milch auf den Tisch.»Das ist doch kein Problem.« Ich deutete auf den braunen Haufen, der sich träge ausdehnte.»Ich hole jetzt eine Kelle und eine Schüssel und dann retten wir, was zu retten ist.Da kann man bestimmt noch etwas von essen.« Der Gedanke drehte mir den nüchternen Magen um, aber das würde ich die aufgelöste alte Frau nicht wissen lassen.»Es ist nicht der Kuchen.« ErzEngel war blass und ihre Gesichtszüge waren angestrengt, so als hätte sie Schmerzen.Sie drückte die unglückliche Bäckerin in einen Stuhl und legte ihr die Hände auf die Schulter.»Rose-Lotte, wir brauchen ihre Hilfe.Du brauchst ihre Hilfe! Das schaffen wir nicht mehr allein!«Ob Frau Stein unter dem Druck der beiden entschlossenen Hände oder unter der Ausweglosigkeit der Situation zusammenbrach, kann ich nicht sagen, aber schließlich hörte ich sie zum ersten Mal sprechen und ihre Sprechstimme verriet, dass sie nicht oder nur wenig hörte.»werwel eh ii.«»Das tue ich, ich erzähle es ihr.Und wir helfen dir, glaub mir!« Meine Mutter verstand die undeutlichen Laute besser als ich, die sie erst im Nachhinein verstand.Erzähl es ihr, hatte Rose-Lotte gesagt.»Erzähl mir was?« Ich sah meine Mutter misstrauisch an, denn ich fühlte plötzlich zu deutlich, dass es in diesem Moment um mehr als Torten ging.»Die zweite Kühltruhe ist ausgefallen.«Einen winzigen Augenblick langwar ich erleichtert, hier ging es nicht um Leben und Tod, hier ging es nur um die Haushaltsgeräte einer alten Dame, die niemanden hatte, der ihr solche Dinge reparierte, und der das Geld fehlte, etwas Neues zu kaufen.Das würden wir gemeinsam hinbekommen, kein Problem.Beide starrten mich an, als warteten sie darauf, dass bei mir ein Groschen fiel.Ich starrte zurück.Bei mir fiel kein Groschen, was sicherlich daran lag, dass es den ja gar nicht mehr gab und ich eine moderne Frau war.Bei mir fiel aber auch kein Euro, es fiel überhaupt kein Geld.Was nach einer gefühlten Ewigkeit fiel, war mein Blutdruck und das Wort Kühltruhe, es fiel und fiel und fiel schließlich mitten in meinem Denken auf grünen, fruchtbaren Boden.Grün.»Könntest du mir das noch etwas genauer erklären?« Die Übelkeit, die meine Speiseröhre hinaufkletterte, tat das schnell und behände.Ich schluckte einen kleinen, sauren Vorboten hinunter.Blutdruck runter, Verdauungssäfte rauf, Blutzucker runter, Adrenalin rauf, die regen Aufzugbewegungen in meinem Körper machten mich schwindelig.Kühltruhe.Grün.»Charlotte?« Meine Mutter machte einen Schritt in meine Richtung und schlug mir leicht auf die offensichtlich blassen Wangen.»Ich brauche dich!«»Ich bin da.« Ich suchte nach einem inneren Riemen, fand ein schmales Seil, das alt aber stabil wirkte, und riss mich daran.»Ich werde dir alles im Auto erklären, denn wir haben nicht viel Zeit.Das sind sehr alte Truhen und wir haben auf keinen Fall mehr als vierundzwanzig Stunden, bis die Kälte entwichen ist.Es soll heute noch mal richtig warm werden und für morgen ist auch ein sonniger Tag angesagt.«Ich ignorierte den Wetterbericht.»Du wirst es mir im Auto erklären?« Wie bei Irene war ich mir nicht sicher, ob ich das gedacht oder gesagt hatte.»Seit wann fährst du Auto?«ErzEngel zog die jammernde Rose-Lotte hoch und hinter sich her zur Tür.Ich hatte es wohl nicht gesagt, denn ich bekam keine Antwort [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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