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.Im Keller hätten die Beamten eine mit vielen roten Herzchen verzierte Unterhose gefunden, denn Fernando war vielleicht Ausländer, aber kein Unmensch.Er hatte dem Bürgermeister Wäsche zum Wechseln mitgebracht.Nette Wäsche.Im Keller aber suchte kein Mensch.14Das Adjektiv, das Christoph beim Aufwachen durch den Kopf schwirrte, war »unmöglich«.Vor allem der Umlaut verhakte sich immer in den Kurven der Ganglien und verursachte rasende Kopfschmerzen.Es war auf der Suche nach einem Hauptwort.Christoph wollte es dabei nicht stören, er wollte schlafen.Aber das »Unmöglich« machte einen schrecklichen Lärm bei seiner Suche.Christoph bot »Schnapsmenge«, »Außerirdischer« und »Langlebigkeit« an, aber das Adjektiv zischte nur böse.Christoph machte seufzend die Augen auf.Bébé lag neben ihm auf dem Boden.Aus irgendeiner Küche drang Lärm.Christoph erbleichte.Womöglich war er in einer Zeitschleife gefangen.Er bot dem Adjektiv »Déjà -vu« an, kam aber zu einem schmerzlich negativen Ergebnis.Auf dem Weg zum Klo merkte er, dass er zumindest in seiner eigenen Wohnung war.Als er an der Küche vorbeikam, machte er Halt.Er zögerte.Dann nahm er seinen Mut zusammen und klinkte, auf alles gefasst, die Türe auf.»Na«, sagte Gilead, der in irgendwelchen Töpfen herumrührte, »wieder fit?«»Klo?«, krächzte Christoph und musste grinsen.»Wie?«, fragte Gilead verblüfft.»Nichts«, antwortete Christoph, »ich finde es schon alleine.«Als er zurückkam, saßen Bébé und Gilead am Tisch, und Gilead versuchte, Bébé davon zu überzeugen, den Inhalt des Glases zu trinken, das er vor ihn hingestellt hatte.Bébé konnte zwar die Augen noch nicht öffnen, behauptete aber, dass allein der Geruch schon ausreichen würde, um ihn zu überzeugen, dass dieses Getränk keine Erfahrung war, die er in seiner Sammlung brauchte.Christoph setzte sich.»Was ist das?«, fragte er Gilead.»Ein Antidot«, sagte der.»Nicht doch«, stöhnte Christoph, »ich ertrage ein Déjà -vu ganz gut, aber nicht in vielen kleinen Einzelstücken.«»Was?«, fragte Gilead verständnislos und sprach weiter: »Das hier ist die Essenz von über fünfhundert Jahren irdischer Katererfahrungen.Trink das und die Kaffeeindustrie geht bankrott.«Todesmutig nahm Christoph das Glas.Es roch wirklich nicht gut.Er trank einen großen Schluck.Knapp fünf Minuten später sagte Bébé, der gespannt zugesehen hatte, zu welchen spontanen Farbwechseln das menschliche Gesicht fähig ist: »Der Lorbeerkranz Cäsars.«»Was?«, keuchte Christoph, der auf seinen Stuhl gefallen war.»Redest du irre?«»Ich weiß, was er meint«, grinste Gilead, »eines der besseren irdischen Literaturerzeugnisse der letzten zweihundert Jahre.Um die Wahrheit zu sagen, habe ich das Rezept genau befolgt.«»Offensichtlich hilft es«, sagte Bébé interessiert, denn er sah, wie Christophs Augen zu glänzen begannen und er sich sichtlich entspannte.»Doch zu welchem Preis!«, fügte er nachdenklich hinzu und schüttete todesmutig den Rest des Glases in sich hinein.Auch er machte mehrere spontane Mutationen durch, die aber ebenfalls in wohliger Nüchternheit endeten.Gilead grinste.»Und jetzt wollen wir wohl an die Arbeit gehen, nicht wahr?«Christoph schüttelte den Kopf, als ihm endlich einfiel, was unmöglich war: Personentransmission.Beamen.Teleportation.»Jetzt«, sagte er, »gehen wir das Ganze noch einmal von vorne durch.«Gilead und Bébé sahen sich an und seufzten.Bébé wandte sich ab und schaltete den Fernseher ein, während Gilead sich zu Christoph setzte und sagte: »Also, was willst du wissen?«Einige Zeit später saßen sich die beiden erschöpft gegenüber.»Das ist, als würde ich einen Passagier im Zug fragen, wie eine Lok aufgebaut ist, wie man Schienen herstellt und wie elektrischer Strom erzeugt wird«, sagte Christoph etwas angewidert.»Weißt du eigentlich gar nichts?«Gilead zuckte die Schultern: »Frag mich was über die blaue Periode in den spätarchaischen Bildern von Luap Eelk.«»Jaja, schon gut«, sagte Christoph und starrte über Bébés Schulter hinweg auf den Bildschirm.Er dachte nach.Gilead, der die Unterhaltung fürs Erste als beendet betrachtete, setzte sich zu Bébé auf das Sofa.Plötzlich horchten alle drei auf und machten: »Pssst!«»Hey, das ist ja Kathrin«, sagte Bébé.»Klappe«, antwortete Christoph, »ich will zuhören.«Der Sprecher berichtete von der Entführung des Bürgermeisters.Ein kurzes Interview mit Kathrin wurde eingeblendet, in dem sie von den Geschehnissen auf der Burg berichtete.Christoph war etwas bleicher geworden.Aber nicht so bleich wie Gilead, als das Bild des Entführers eingeblendet und die Bevölkerung um Mithilfe bei der Aufklärung gebeten wurde.»Das«, sagte Gilead schwach, »ist Fernando Colon.Und ich weiß, was er will.Was für ein Schiet!«Gilead hatte ja lange im Norden gelebt, deshalb sprach er manchmal so.15Die Kerzen auf dem Tisch flackerten ein wenig, als der Kellner Kathrin zu ihrem Platz führte.Ja, führte.Diese Art Restaurant war das.Das hatte nicht einmal seine Sterne an der Tür, weil dafür kein Platz mehr war vor lauter Speisekarte.Eigentlich nur für Touristen – im Burgviertel.Kathrin setzte sich nervös.Wenn der Entführer irgendwelchen Blödsinn vorhatte, würde er sie wohl kaum in ein Restaurant bitten.Er war sehr höflich gewesen, dieser Mann.Und sie hatte – warum, wusste sie nicht – eingewilligt, ihn zu treffen.Zu Köberlein hatte sie nichts gesagt.Niemand wusste, dass sie hier war.Wieder durchfuhr sie ein kleiner Schrecken.Aber dann stand schon der Entführer an ihrem Tisch.»Guten Abend«, sagte er höflich.»Darf ich mich setzen?«Kathrin wies auf den Platz ihr gegenüber.Er sah gut aus, fand sie; stolz und ein bisschen herrisch vielleicht, aber andererseits auch ziemlich verständnisvoll.Auf alle Fälle interessant.»Und?«, fragte sie kurz.»Wer sind Sie?«Der Mann erhob sich noch einmal und verbeugte sich leicht: »Don Fernando Colon, meine Dame, und wenn Sie den Namen nicht kennen, schlagen Sie ihn zu Hause im Lex–«Kathrin unterbrach ihn.»Nicht der Fernando Colon? Sind Sie verwandt mit Cristoforo Colon?«»Ja«, sagte Fernando halb erstaunt, halb erfreut.»Cristoforo Colon, oder Christoph Columbus, wie man hier sagt.«Er machte eine kleine Pause.Jetzt kam der schwierige Teil.Er schluckte.Bis jetzt hatte es noch nie geklappt, wenn er den Leuten nicht sein Schwert unter die Nase gehalten hatte.»Mein Vater.«»Das hab ich jetzt nicht gehört«, sagte Kathrin
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