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.Es war nicht genug.Sie entdeckte, dass sie still, aberunnachgiebig von einer jungen Frau mit strahlendem Gesicht namens Irene verfolgt wurde, und kam zu dem Schluss, dass diese auf ihren Fall angesetzt worden sein musste.Irene tauchte bei den Mahlzeiten auf, in den Korridoren, in den Aufenthaltsräumen, immer mit einem neuen Vorwand, um ein Gespräch zu beginnen.Cordelia ging ihr aus dem Weg, wennsie konnte, und wenn sie nicht konnte, dann lenkte sie das Gespräch geschickt oder manchmal auch barsch auf andere Themen.Nach einer weiteren Woche verschwand das Mädchenwieder in der Masse, aber eines Tages kehrte Cordelia in ihre Kabine zurück und entdeckte, dass ihre Zimmergefährtin fort war, durch eine andere ersetzt, eine gelassene ältere Frau mit ruhigem Blick.Sie trug Zivilkleidung und gehörte nicht zu den Exgefangenen.Cordelia legte sich niedergeschlagen auf ihr Bett und beobachtete, wie die andere ihre Sachen auspackte.233»Hallo, ich bin Joan Sprague«, stellte sich die Frauunbefangen vor.Jetzt war es Zeit für ein offenes Wort.»Guten Tag, Dr.Sprague.Habe ich Recht, wenn ich in Ihnen Irenes Vorgesetzte sehe?«Sprague hielt inne.»Sie haben völlig Recht.Aber ich ziehe es vor, die Dinge auf einer zwanglosen Basis zu belassen.«»Nein, das tun Sie nicht.Sie ziehen es vor, die Dingeerscheinen zu lassen, als beruhten sie auf einer zwanglosen Basis.Ich weiss den Unterschied zu erkennen.«»Sie sind eine sehr interessante Person, Captain Naismith.«»Na ja, es gibt hier mehr von Ihrer Sorte als von meiner.Falls ich mich bereit finde, mit Ihnen zu reden, werden Sie dann Ihre übrigen Wachhunde abziehen?«»Ich bin hier, damit Sie mit mir reden können – aber nur,wenn Sie dazu bereit sind.«»Also, fragen Sie mich, was Sie wissen wollen.Bringenwir's hinter uns, damit wir uns beide entspannen können.« Ich könnte mir dabei ein bisschen Therapie zunutze machen, dachte Cordelia versonnen.Ich fühle mich lausig…Sprague setzte sich aufs Bett, ein sanftes Lächeln im Gesicht und äußerste Aufmerksamkeit im Blick.»Ich will versuchen Ihnen zu helfen, sich daran zu erinnern, was während der Zeit geschah, als Sie als Gefangene an Bord des barrayaranischen Flaggschiffs waren.Dass Sie das, wie entsetzlich es auch immer war, in Ihr Bewusstsein heben, ist Ihr erster Schritt zur Heilung.«»Hm, ich glaube, wir haben gegensätzliche Absichten.Icherinnere mich an alles, was während dieser Zeit geschah, mit äußerster Klarheit.Ich habe keine Schwierigkeiten, es in mein Bewusstsein zu heben.Ich hätte es jedoch gern aus meinem 234Bewusstsein raus, wenigstens lange genug, um dann und wann schlafen zu können.«»Ich verstehe.Fahren Sie fort.Schildern Sie doch einfach mal, was geschehen ist.«Cordelia gab einen Bericht über die Ereignisse, von demZeitpunkt des Wurmhochsprungs von Kolonie Beta aus bisnach dem Mord an Vorrutyer, hörte aber vor VorkosigansEintreten auf, wobei sie vage sagte: »Ich versteckte mich ein paar Tage lang an verschiedenen Stellen auf dem Schiff, aber am Ende schnappten sie mich doch und steckten mich wieder in das Schiffsgefängnis.«»So, so.Sie erinnern sich nicht daran, dass Sie von Admiral Vorrutyer gefoltert oder vergewaltigt wurden, und Sie erinnern sich auch nicht daran, dass Sie ihn getötet haben.«»Ich wurde nicht gefoltert oder vergewaltigt.Und ich habe ihn nicht getötet.Ich dachte, ich hätte das klargestellt.«Die Ärztin schüttelte bekümmert den Kopf.»Uns wurdeberichtet, dass Sie zweimal von den Barrayaranern aus demLager weggeholt wurden.Erinnern Sie sich daran, was dabei geschah?«»Ja, natürlich.«»Können Sie es schildern?«Sie weigerte sich.»Nein.« Das Geheimnis der Ermordungdes Prinzen würde den Escobaranern nichts bedeuten – siekonnten kaum noch mehr Abneigung gegen die Barrayaranerentwickeln, als sie ohnedies schon hatten –, aber schon das bloße Gerücht von der Wahrheit könnte sich auf die Öffentliche Ordnung von Barrayar verheerend auswirken.Aufstände, Meuterei beim Militär, der Sturz von Vorkosigans Kaiser – das wären erst die Anfänge der möglichen Folgen.Wenn es einen Bürgerkrieg auf Barrayar gäbe, könnteVorkosigan dabei getötet werden? Gott, bitte, dachte Cordelia, keine Toten mehr…235Sprague blickte schrecklich interessiert drein.Cordelia kam sich vor, als hätte man sie überfallen.Sie korrigierte sich: »Es ging um einen meiner Offiziere, der während der betarischen Erkundigung dieses Planeten getötet worden war.Sie wissen davon, hoffe ich?« Die Ärztin nickte.»Die Barrayaraner haben auf meine Bitte hin Maßnahmen getroffen, um eine Gedenktafel auf seinem Grab aufzustellen.Das ist alles.«»Ich verstehe«, seufzte Sprague.»Wir hatten einen anderen Fall wie den Ihren.Das Mädchen wurde auch von Vorrutyer oder einem seiner Männer vergewaltigt, und die barrayaranischen Mediziner haben es vertuscht.Ich nehme an, es ging ihnen darum, seinen Ruf zu schützen.«»Oh, ich glaube, ich bin ihr begegnet, an Bord desFlaggschiffs.Sie war auch in meiner Unterkunft, stimmt's?«Spragues überraschter Blick bestätigte Cordelias Vermutung, obwohl die Ärztin eine kleine vage Geste machte, um auf die Schweigepflicht ihres Berufes hinzuweisen.»Bei ihr haben Sie Recht«, fuhr Cordelia fort.»Ich bin froh, dass sie bekommt, was sie braucht.Aber bei mir liegen Sie falsch.Sie haben auch nicht Recht, was Vorrutyers Ruf angeht.Der ganze Grund, warum man diese dumme Geschichte übermich in Umlauf gebracht hat, war der Gedanke, es würde für ihn noch schlimmer aussehen, wenn er von einer schwachen Frau umgebracht wurde, anstatt von einem seiner eigenen Kampfsoldaten.«»Die physischen Befunde Ihrer medizinischen Untersuchungallem genügen schon, um mich diese Schilderung infragestellen zu lassen.«»Welche physischen Befunde?«, fragte Cordelia, einenMoment lang verdutzt.»Die Spuren von Folterung«, erwiderte die Ärztin und sahgrimmig, sogar ein bisschen böse drein.Nicht böse auf sie, erkannte Cordelia.236»Was? Ich bin nie gefoltert worden!«»Ja doch.Es wurde in Ihrem Bewusstsein ausgezeichnetverdrängt Das ist empörend – aber die Barrayaraner konnten nicht die physischen Spuren verbergen.Sind Sie sich dessen bewusst, dass Sie einen gebrochenen Arm hatten, zwei gebrochene Rippen, viele Quetschungen an Hals, Kopf, Händen und Armen – tatsächlich an Ihrem ganzen Körper?Und Ihre Biochemie – Zeichen von extremem Stress,sensorischer Deprivation, beträchtlicher Gewichtsverlust,Schlafstörungen, Adrenalinüberschuss – soll ichweitermachen?«»Och«, sagte Cordelia, »das.«»Och, das«, sagte die Ärztin wie ein Echo und hob dieAugenbrauen.»Das kann ich erklären«, sagte Cordelia eifrig.Sie lachte erleichtert.»In gewisser Hinsicht kann ich da vermutlich euch Escobaranern die Schuld daran geben.Ich befand mich während des Rückzugs in einer Zelle auf dem Flaggschiff.Es bekam einen Treffer ab – da wurde alles in dem Schiff herumgeschüttelt wie Kies in einer Schachtel, auch ich in meiner Zelle.Dabei habe ich meine Knochenbrüche und soweiter abbekommen.«Die Ärztin machte eine Notiz.»Sehr gut.Wirklich sehr gut.Raffiniert.Aber nicht raffiniert genug – Ihre Knochen wurden bei zwei verschiedenen Gelegenheiten gebrochen.«»Oh«, sagte Cordelia [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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