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.»Vielleicht ist es kein Baum, sondern ein Mann.«»Townsend?«»Ja.«Vivian seufzte leise und senkte kurz den Blick.Dann sah sie wieder auf und fragte: »Es geht Ihnen besser, nicht wahr?«»Ja«, sagte Benjamin, und diesmal lächelte er hinter seiner Maske.»Viel besser.«Er fragte sich, ob er sie töten sollte, nicht hier und heute, aber vor der entscheidenden Phase seines Plans, vielleicht kurz vor Townsend.Sollte er sie erwürgen, mit bloßen Händen ? Oder sie erschlagen, mit einem stumpfen Gegenstand, wie die Forensiker sagten? Aber nein, eine Sonderbehandlung war in ihrem Fall nicht nötig, denn sie hatte ihm nichts getan, zumindest nicht direkt.Er erinnerte sich sogar an so etwas wie Mitgefühl von ihr, und auch jetzt erschien ein sonderbarer Glanz in ihren blauen Augen, als bedauerte sie ihn.Das ärgerte Benjamin, denn er wollte kein Mitleid.Es ärgerte ihn so sehr, dass er kurz erwog, sie auf der Stelle zu töten – die graue Alte in der Ecke starrte noch immer in ihr Buch – und sofort mit der Umsetzung seines Plans zu beginnen.Aber das wäre dumm gewesen, fand der lauernde Beobachter in ihm, denn es hielten sich zu viele Leute draußen auf, und sie sollten alle im Gebäude sein, wenn es so weit war.Außerdem brauchte er gar nicht die eigenen Hände zu bemühen, um Vivian vom Leben in den Tod zu befördern.Sie würde ohnehin sterben, zusammen mit den anderen.Niemand würde aus dem Institut entkommen.52Die Flamme der Kerze, bisher unbewegt, flackerte plötzlich, obwohl die beiden Schläfer reglos unter der Decke lagen.Benjamin erwachte wie durch eine Berührung, lag völlig still da und versuchte weiterhin ruhig und gleichmäßig zu atmen.Ganz langsam öffnete er die Augen einen Spaltbreit und sah das tanzende Licht der Kerze – ihre Flamme duckte sich wie im Wind.Dahinter, in der Dunkelheit des Tunnels, duckte sich etwas anderes wie zum Sprung, eine Gestalt, schwärzer als die Finsternis, die sie umgab.Als sich die Flamme wie trotzig aufrichtete, reichte ihr Licht weiter, und etwas davon entriss dem Dunkel die Konturen der Gestalt.Durch den schmalen Schlitz unter seinen Lidern sah Benjamin die bucklige Karikatur eines Menschen: Der Kopf schien ohne Hals auf den Schultern zu sitzen, der rechte Arm war ein ganzes Stück länger als der linke, der Rumpf gebeugt, die Beine krumm.Die Gestalt war nackt und geschlechtslos: Da hing oder baumelte nichts zwischen den muskulösen Beinen, und eine Körperöffnung fehlte.Der Bauch war glatt, ohne Nabel.Das Gesicht …Benjamin versuchte es zu erkennen, aber ein Teil der Dunkelheit lag darüber wie ein Schleier und verwehrte ihm den Blick auf die Züge der Gestalt.Sie trat einen Schritt näher, mit einem Knarren wie von Leder, und hob die Arme.Die Hände waren groß, wahre Pranken, und die Finger endeten in langen Krallen.Zwei Augen blitzten hinter dem dunklen Schleier, ein Glitzern reiner Bosheit, das allerdings auch seltsam vertraut wirkte.Eine Kreatur?, dachte Benjamin und wagte noch immer nicht, sich zu rühren.Hier unten im Labyrinth, ohne den Nebel?Ein Knurren kam von dem Geschöpf, und eine Erinnerung wurde in Benjamin wach: Als Kind hatte er sich beim Blättern in Dinosauerierbüchern vorgestellt, dass ein Tyrannosaurus auf diese Weise grollte, wenn er auf ein vor Entsetzen gelähmtes Opfer hinabstarrte.Vorsichtig stieß er Louise an.Aber sie regte sich nicht.Er hörte auch kein Atmen mehr von ihr.Er drehte den Kopf, gerade weit genug, damit er Louise ansehen konnte, starrte in ihr bleiches Gesicht und begriff, dass sie tot war.Aber wie konnte sie sterben, einfach so, in einer Welt, in der man immer wieder zum Leben erwachte?Als er wieder zum Tunnel sah, stand das dunkle Geschöpf direkt vor ihm, nicht mehr als zwei Meter entfernt, ein schwarzer Berg aus Muskeln und Sehnen.Das Gesicht zwischen den Schultern, wie mit ihnen verwachsen, blieb dunkel und ohne Einzelheiten, obwohl das Licht der Kerze Details des Körpers zeigte – Benjamin konnte einzelne Muskelstränge unter der schwarzen Haut voneinander unterscheiden.Wieder knurrte das Wesen und schien zu versuchen, ihm etwas zu sagen.Als er nicht reagierte, hob es den langen rechten Arm und schlug mit den Krallen zu.Benjamin beobachtete, wie sie ihm in die Brust drangen und Blut aus den Wunden strömte, als die Krallen Messern gleich durch seinen Leib schnitten.Kann das sein?, dachte er.Sterbe ich jetzt, getötet von etwas, das ich kenne?Das war ein sonderbarer Gedanke, fand er, gnädigerweise vom Schmerz des Körpers getrennt.Er fühlte nichts in Brust und Bauch, kein Stechen und kein Brennen, aber dafür fühlte er etwas im Gesicht.Benjamin blinzelte und sah die Hand kommen, konnte ihr aber nicht mehr ausweichen.Sie klatschte ihm, alles andere als sanft, mitten ins Gesicht, und diesmal fühlte er ein Brennen.»Au«, sagte er.»Na endlich!« Louise atmete tief durch.»Ich versuche seit einer halben Ewigkeit, dich zu wecken …«»Ich habe geträumt.«»Dies ist kein Traum.Ich höre was.«Ihr Schweigen forderte ihn auf, in die Stille zu horchen.Benjamin lag noch immer unter der Decke, blickte an sich herab und nahm erleichtert zur Kenntnis, unverletzt zu sein.Es war tatsächlich ein Traum gewesen.Er hob den Kopf.Die Kerze war etwas weiter heruntergebrannt als in seinem Traum, und im Tunnel gab es nur Dunkelheit, sonst nichts.»Hörst du es?«, hauchte Louise.»Nein, ich …«In der Finsternis knarrte es, wie von Leder.Das Geräusch kam nicht aus dem Tunnel, sondern aus der vergitterten Öffnung dicht unter der Decke
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