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.Was immer da zwischen den beiden Ehegatten falsch oder mißverständlich gelaufen ist, ist durch die intimsten Kenner des Gruytenschen Familienlebens, sogar durch die eifersüchtige van Doorn verbürgt: niemals war er unhöflich, unritterlich oder auch nur unzärtlich zu ihr, und daß sie ihn »angehimmelt« hat, scheint erwiesen.Die alte Dame Schweigert geb.Barkel, die aber auch nicht im geringsten nach Yeats oder Chesterton aussieht, gab freimütig zu, daß ihr am Verkehr mit ihrem Schwager und auch mit ihrer Schwester nach deren Hochzeit »nicht viel gelegen« habe: sie hätte ihre Schwester viel lieber mit einem Dichter, Maler, Bildhauer oder wenigstens Architekten verheiratet gesehen; sie sagte nicht gerade, Gruyten sei ihr zu vulgär gewesen, sie drückte das negativ aus: »nicht verfeinert genug«; über Leni befragt, äußerte sie lediglich zwei winzige Worte: »Na ja«, und nach inständigem Drängen, mehr über Leni zu sagen, blieb sie bei ihrem »Na ja«, während sie Heinrich kurzerhand für die Barkels reklamierte; nicht einmal die Tatsache, daß Heinrich ihren Sohn Erhard »praktisch auf dem Gewissen hat, er hätte so etwas nie aus eigenem Antrieb getan«, vermochte ihre Sympathie für Heinrich zu schmälern; sie erklärte ihn für »extrem, sehr extrem, aber begabt, fast genial«, und der Verf.hatte den zwiespältigen Eindruck, daß sie den frühen Tod ihres Sohnes nicht sonderlich beklagte, sich eher auf Worte wie »große Schicksalszeit« beschränkte, zumal sie sich, was ihren Sohn und auch Heinrich betraf, zu einer höchst sonderbaren Äußerung verstieg, die vielfacher Kontrollen, historischer Korrekturen bedürfte.»Sie sahen beide aus«, sagte sie wörtlich, »als wären sie bei Langemarck gefallen.« Bedenkt man die Problematik von Langemarck, die Problematik des Mythos von Langemarck, bedenkt man den Unterschied zwischen 1914 und 1940, bedenkt man noch ungefähr vier Dutzend komplizierter Mißverständnisse, die hier nicht alle erläutert werden müssen, so kann man vielleicht verstehen, daß der Verf.sich von Frau Schweigert höflich, aber kühl, wenn auch nicht endgültig, verabschiedete; und als er später durch den Zeugen Hoyser erfuhr, daß der bis dahin ominös gebliebene Ehemann Schweigert bei Langemarck schwer verwundet wurde, drei Jahre in einem Lazarett verbrachte, »er war einfach total zerschossen« (Hoyser), daß er die ihn ehrenamtlich pflegende Irene Barkel 1919 ehelichte; daß dieser Ehe der Sohn Erhard entsproß, Herr Schweigert aber – »so morphiumsüchtig und abgemagert, daß er kaum noch ne Stelle fand, wo er sich eine reinhauen konnte« (Hoyser) – 1923 siebenundzwanzigjährig verstarb, mit der Berufsbezeichnung Student, so mag mancher auf die Idee kommen, diese ungemein damenhafte Frau Schweigert habe insgeheim den Wunsch gehegt, ihr Mann möge bei Langemarck gefallen sein.Ihren Lebensunterhalt hat sie sich als Grundstücksmaklerin verdient.Von 1933 an geht es mit dem Gruytenschen Geschäft aufwärts, zunächst stetig, ab 1935 steil, ab 1937 senkrecht; nach Aussagen seiner ehemaligen Mitarbeiter und einiger Sachverständiger verdiente er sich am Westwall »doll und dusselig«, hatte aber auch nach Aussagen von Hoyser schon ab 1935 die »besten erhältlichen Festungs- und Bunkerspezialisten für teures Geld eingekauft«, lange bevor er sie »einsetzen konnte«.»Wir arbeiteten immer mit Krediten von einer Höhe, die mich heute noch schwindelig macht.« Gruyten setzte einfach auf das, was er den »Maginot-Komplex« aller Staatsmänner nannte; »selbst wenn der Maginot-Mythos längst zerstört sein wird, wirkt er (Gruyten-Zitat nach Hoyser) weiter und wird immer weiterwirken, nur die Russen haben diesen Komplex nicht; weil ihre Grenze zu lang ist, können sie ihn sich gar nicht leisten, aber ob zu ihrem Heil oder Unheil, das wird sich noch herausstellen.Hitler jedenfalls hat ihn, mag er auch den Bewegungskrieg propagieren und praktizieren, er selbst hat den Bunker- und Festungskomplex, du wirst sehen« (Anfang 1940, geäußert vor der Eroberung Frankreichs und Dänemarks).Jedenfalls: schon 1938 hatte die Gruytensche Firma den sechsfachen Umfang von 1936, wo sie den sechsfachen Umfang von 1932 gehabt hatte; 1940 hatte sie den zweifachen Umfang von 1938, und (Hoyser) »1943 hätte man schon gar keine Proportion mehr feststellen können«.Eine Eigenschaft des alten Gruyten wird von allen bestätigt, wenn auch mit zwei verschiedenen Vokabeln: die einen nennen ihn »mutig«, die anderen »furchtlos«, eine gewisse Minderheit von etwa zwei, drei nennt ihn »größenwahnsinnig«
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