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.Als das über das Kopfsteinpflaster polternde Gefährt sich direkt vor dem Haus befand, begannen die Bodenfliesen unter Branwyns Füßen leise zu vibrieren.Es war ein unheimliches Gefühl; dennoch blieb die junge Frau an ihrem Auslug stehen und beobachtete, wie das Ochsenfuhrwerk den Kirchplatz überquerte und in einer Gasse verschwand, die in Richtung des Tiber führte.Bald danach tauchte ein weiterer von einem Fackelträger begleiteter Lastkarren auf, diesmal waren Maultieren vorgespannt.Ihnen folgten in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen andere Fahrzeuge; allmählich hatte Branwyn den Eindruck, als würde Rom von einer gespenstischen Invasion heimgesucht.Ihr Verstand sagte ihr jedoch, daß das alles seinen Sinn haben müsse.Sie dachte angestrengt darüber nach; eben als sie glaubte, die Lösung des Rätsels gefunden zu haben, zuckte sie zusammen.Urplötzlich hatte sie das Empfinden, nicht mehr allein in dem stockdunklen Zimmer hinter der Haustür zu sein, und hielt erschrocken den Atem an.Mit dem nächsten Herzschlag hörte sie in ihrem Rücken ein Flüstern: »Täusche ich mich, oder ist hier drinnen jemand?«Branwyn fuhr herum und setzte zu einer Antwort an, aber ihre Kehle war so trocken, daß sie erst nach einem krampfhaften Schlucken herausbrachte: »Bist du das, Calpurnia?«»Ja«, klang es aus dem Hintergrund des Raumes.Im nächsten Moment war das Klicken von Stahl auf Feuerstein zu vernehmen, der beißende Geruch von glimmendem Zunder wurde spürbar, dann leuchtete eine Öllampe auf, und Branwyn erblickte die Gestalt der Presbyterin.Erleichtert ging sie auf Calpurnia, die wie sie im Nachthemd war, zu und sagte leise: »Der Lärm weckte mich, und weil ich mir seine Ursache nicht erklären konnte, kam ich hierher.«»Ich vermutete es gleich, als ich in meiner eigenen Schlaflosigkeit das Knacken der Dielen auf dem Flur vernahm und die Tür zum Vorraum hier knarren hörte«, entgegnete die Alte.Sie schneuzte den Docht der flackernden Lampe und fuhr fort: »Dummerweise vergaß ich nämlich, dich darauf hinzuweisen, daß die Nächte in Rom alles anders als ruhig sind.«»Wir hatten wichtigere Dinge zu besprechen«, erwiderte Branwyn.»Aber nun wüßte ich wirklich gerne, was dort draußen eigentlich vorgeht.Warum fahren die vielen Frachtwagen nicht tagsüber, sondern zu dieser mitternächtlichen Stunde?«»Laß uns in meinem Zimmer darüber reden«, bat Calpurnia.»Dort haben wir es entschieden gemütlicher als hier.«Branwyn war einverstanden.Wenig später saß sie mit hochgezogenen Knien und einer Decke über den Schultern in einem der beiden Schaukelstühle, die in einem Erker neben dem Bett der Presbyterin standen, und Calpurnia, die es sich ihr gegenüber bequem gemacht hatte, erläuterte ihr: »Um die Millionenstadt Rom mit Lebensmitteln und sonstigen Waren zu versorgen, müssen notgedrungen die Nächte genutzt werden.Untertags nämlich würden die Fuhrwerke nicht durch die engen Straßen und Gassen kommen, in denen sich die Passanten drängen und zudem Tausende von Verkaufsständen aufgeschlagen sind.Deshalb ist es schon seit Jahrhunderten Gesetz, daß die Frachtwagen, welche ihre Lasten aus dem Umland der Metropole heranbringen, bis Mitternacht vor den Toren warten müssen und sich erst dann, wenn die Bevölkerung schläft, wieder in Bewegung setzen dürfen.«»Und das geht so sieben Tage die Woche?!« Es war Branwyn anzuhören, wie wenig ihr diese Vorstellung behagte.»Früher rollten die Fuhrwerke allnächtlich durch die Stadt«, antwortete Calpurnia.»Seit allerdings das Christentum mehr Einfluß gewonnen hat, ist man dazu übergegangen, zumindest den Sonntag zu schützen.«»Trotzdem müssen die Menschen, besonders Kinder und Kranke, doch schrecklich unter dieser Lärmbelästigung leiden«, versetzte Branwyn.»Du hast diesen Eindruck, weil du noch nicht daran gewöhnt bist«, entgegnete die Presbyterin.»Aber die eingesessenen Römer haben seit vielen Generationen gelernt, damit zu leben, und so mancher Bürger würde dir sagen, er könnte eher ohne das Geräusch der Frachtwagen nicht mehr schlafen.«»Doch auf dich trifft das nicht zu, oder?« erkundigte sich Branwyn mitleidig.»Ich meine, weil du vorhin deine Schlaflosigkeit erwähntest …«»Das hat andere Gründe«, erwiderte Calpurnia leise.»Mein Alter spielt da eine Rolle, dazu die Sorge um die Gemeinde, der ich vorstehe.« Sie seufzte.»Vor allem freilich ist es der Zustand der römischen Kirche, der mich oft nicht zur Ruhe kommen läßt.Du weißt, worum es geht, wir haben heute abend ja ausführlich darüber gesprochen.Papst Liberius und seine Anhänger richteten während der vergangenen Jahre einfach zuviel Schaden an!«»Du erzähltest mir aber auch, daß Liberius vergangenen Herbst aus Rom verbannt wurde, nachdem selbst Kaiser Konstantius seine Unduldsamkeit gegenüber Andersdenkenden nicht länger dulden wollte«, wandte Branwyn ein.»Ja, das Oberhaupt des Patriarchats hält sich seither in Thrakien jenseits des Adriatischen Meeres auf«, bestätigte die Presbyterin.»Aber insgeheim zieht er die Fäden hier in der Stadt nach wie vor und wühlt wo er kann gegen diejenigen Getauften, welche für ein menschenfreundliches Christentum im Geiste Jesu und damit ganz selbstverständlich für Toleranz im Umgang mit den heidnisch gebliebenen Bevölkerungsteilen Italiens sowie der übrigen Länder des Imperiums eintreten.«Eine Weile schwiegen die beiden Frauen, schließlich bekannte Branwyn: »Deine Worte machen mir Angst! Bereits in Avalon, als ich den Ruf empfing, war mir klar, daß meine Aufgabe keineswegs leicht werden würde.In Gallien dann bekam ich es in Gestalt des Paulinus Lupus mit einem Christen zu tun, der den Glauben einzig dazu benutzte, um schmutzige Geschäfte mit vermeintlichen Reliquien zu tätigen, und der mich schwerverletzt in der Wildnis zurückließ, statt Barmherzigkeit an mir zu üben.Hier in Rom nun ist es nach deinen Aussagen noch schlimmer.Papst Liberius, den offenbar selbst die Verbannung nicht zu läutern vermochte, und seine Theologen säen Haß, obwohl sie dazu verpflichtet wären, Nächstenliebe zu lehren – und da ich weiß, welche Macht das Patriarchat besitzt, frage ich mich, ob wir, die wir doch nur schwache Frauen sind, überhaupt eine Möglichkeit haben, etwas gegen diese Fehlentwicklung zu unternehmen?«»Wir Frauen sind nicht schwach! Wir können vielmehr sehr viel Stärke aufbringen, sofern wir nur wollen!« äußerte Calpurnia in entschiedenem Tonfall.Sie besann sich kurz, ehe sie gedämpfter fortfuhr: »Aber die Zweifel, die dich quälen, sind mir wahrlich nicht fremd, und ich habe deine Ängste vermutlich noch vertieft, weil ich meine eigene Besorgnis erwähnte [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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