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.W., Tessa und Leslie Anne.Sosehr sie das Reisen liebte und ihre Treffen mit Freunden, je älter sie wurde, desto wichtiger wurde ihr die Familie, hatte Sharon festgestellt.Und wenn Leslie Anne jetzt in Schwierigkeiten war, brauchte sie ihre Tante Sharon.Von G.W.durfte sie kein Mitleid erwarten.Er hielt das Mädchen für perfekt und erwartete, sie würde immer perfekt sein.Vielleicht hatte ihre Nichte ja heimlich einen Freund und war schwanger geworden.In diesem Fall würde Tante Sharon eine Möglichkeit finden.Oder vielleicht war die Sache nicht halb so ernst, sondern es ging nur um eine verkorkste Mathe-Klausur.Schließlich erwarteten G.W.und Tessa, dass Leslie Anne eine Musterschülerin war.Doch aus welchem Grund Leslie Anne auch davongelaufen sein mochte, sicher nicht, weil sie herausgefunden hatte, dass ihre Mutter von einem Psychopathen vergewaltigt worden war.Nein, das konnte nicht sein.Und weder G.W.noch Tessa würden es aushalten, mit der Vergangenheit konfrontiert zu werden.Niemand konnte herausgefunden haben, was Tessa damals erlebt hatte – nicht, nachdem G.W.alles in seiner Macht Stehende getan hatte, um sämtliche Beweise verschwinden zu lassen.Tessa wusste, dass sie Dante nur ein bisschen zu ermuntern brauchte, damit er sie küssen würde.Und obwohl sie sich danach sehnte, hatte sie Angst davor, die Kontrolle zu verlieren.Es kam ihr völlig unwirklich vor, einen Mann zu begehren – überhaupt irgendeinen Mann.Und dass sie sich nach diesem Mann sehnte, den sie kaum kannte, verblüffte sie total.“Schließ mich nicht aus, Tessa”, bat er sie.“Das tue ich nicht.”Er legte sanft seinen Zeigefinger auf ihre Lippen.“Doch, das tust du.”“Nicht absichtlich.”Sein Finger zog die Kontur ihrer Lippen nach, dann fuhr er über ihr Kinn und über ihren Hals.Tessa verlor sich in dem sinnlichen Vergnügen seiner Berührung und schloss die Augen.Sie hielt den Atem an, als Dante seine Hand über ihren Hals gleiten ließ und schließlich ihr Kinn umfing.Sie öffnete die Augen.Ihr Blick traf seinen, und keiner von beiden konnte sich abwenden.“Ich weiß gar nicht, wie mir geschieht”, gestand sie ihm.Sie wollte ehrlich zu ihm sein.“Man nennt das sexuelle Anziehung.” Dantes Lippen verzogen sich zu einem zögerlichen Lächeln.“Das ist das Gefühl, bei dem sich ein Mann und eine Frau gegenseitig die Kleider vom Leib reißen und übereinander herfallen möchten wie die Tiere.”“Ich weiß, was das ist.” Sie versuchte, sein Lächeln zu erwidern.“Aber ich habe das noch nie erlebt.Vielleicht vor … vor der Vergewaltigung.Aber seitdem nicht mehr.”“Soll das heißen, du warst nicht mehr mit einem Mann zusammen, seit …”“Nein, das heißt es nicht.Im Zuge meiner Genesung wollte ich Sex haben und hatte auch welchen, aber … Sagen wir mal so, ich konnte keine rechte Begeisterung dafür entwickeln.Ich habe nie jemanden wirklich begehrt.Nicht bis jetzt.Und jetzt ausgerechnet du.”“Warum nicht ich?”Er streckte die Hand nach ihr aus – sie wich ihm aus.“Du willst nicht, dass ich dich anfasse?”, fragte er.Sie schüttelte den Kopf.“Das ist es nicht.Das Problem ist, ich will es viel zu sehr.Aber mein Leben ist so kompliziert im Moment.Ich kann mich nicht auf eine Affäre einlassen.Dabei wäre es die erste Beziehung, die ich wirklich will.”“Was war denn vor deiner Vergewaltigung? Entweder war da was oder da war nichts.Normalerweise vergisst eine Frau ihren ersten Mann doch nicht.”“Man hat mir gesagt, Charlie Sentell wäre mein erster Mann gewesen.Also, das hat er mir gesagt”, korrigierte Tessa sich.“Aber Tante Sharon hat mir geschworen, dass ich sexuell aktiv war, lange bevor ich Charlie getroffen habe.Sie glaubt, ich hatte mein erstes Mal mit fünfzehn und …”“Du verwirrst mich mit diesem 'Charlie hat gesagt' und 'Tante Sharon meint'.Was soll das heißen? Das klingt so, als ob du …” Er riss die Augen auf.“Meine Güte, du erinnerst dich nicht! Als du in diesem Krankenzimmer in Louisiana aufgewacht bist und deinen Vater nicht erkannt hast und dich an nichts erinnern konntest, war das nicht nur ein momentaner Gedächtnisverlust! Du kannst dich an gar nichts erinnern, was davor war.Richtig?”Tessa biss die Zähne zusammen und versuchte, ihre Gefühle unter Kontrolle zu bringen.Sie wollte nicht mehr daran denken, wie sie sich damals gefühlt hatte, als sie in der Intensivstation aufgewacht war und weder gewusst hatte, wer sie war, noch was geschehen war.Angst war kein Wort für das, was sie damals empfunden hatte.“Ich habe eine Hirnschädigung erlitten”, sagte Tessa.“Monatelang musste ich fast alles neu lernen.Wie man Worte zu sinnvollen Sätzen zusammenbaut.Wie man sich anzieht und wie man isst.Lesen und Schreiben.Es hat Jahre gedauert, bis ich ansatzweise wieder normal war.”“Oh, Tessa, Liebling …” Dante schlug mit sich mit der Faust in die flache Hand.“Verdammt! Ich wünschte, ich hätte diesen Eddie Jay Nealy erwischt.Ich hätte ihn …”“Du denkst wieder an sie, stimmt's? An Amy und an das, was er ihr vermutlich angetan hat.”“Wir wissen nicht, wie viele junge Frauen er vergewaltigt und gefoltert und getötet hat.Aber du hast überlebt.Und nicht nur überlebt, sondern du hast dich erholt.Meine Güte, Tessa.Du bist der lebende Beweis dafür, wie viel ein Mensch ertragen kann.”“Vielleicht hat Amy ja auch überlebt.Vielleicht ist sie irgendwo da draußen und erinnert sich auch nicht an ihre Vergangenheit.” Sie hatte das Bedürfnis, Dante zu trösten, und streichelte seinen Arm.Er nahm ihre Hand und hielt sie fest, dann drückte er sie.“Schön wär's.”“Warum sollte das nicht sein können? Ich habe auch überlebt.Und wäre damals mein Vater nicht informiert worden, dass eine Frau, auf die meine Beschreibung passt, in einem Krankenhaus in Louisiana liegt, hätte ich meine wahre Identität vielleicht nie erfahren.Ich wäre dann jetzt auch irgendwo, allein, ohne Erinnerung.Wenn es mir beinah so ergangen wäre, kann es doch auch Amy passiert sein.”Dante legte Tessa den Arm um die Taille und zog sie an sich.Seine dunklen Augen blickten sie an, als wollten sie den Grund ihrer Seele suchen.“Bis auf Helene Marshall warst du das einzige von Nealys Opfern, das überlebt hat.Ich wusste nichts von dir.Ich wusste nicht einmal, dass du existierst, weil in keiner Akte etwas von dir steht.Glaub mir, ich habe jahrelang in diesem Fall recherchiert, und seit ich dich kenne, recherchiere ich wieder.Es gab zu der Zeit, als Amy verschwand, keinen anderen aktenkundigen Fall, wo im Süden oder Südwesten der USA eine junge, blonde Frau vergewaltigt und zusammengeschlagen worden ist.Wenn ich nicht wegen des Auftrags hierher nach Fairport gekommen wäre, hätte ich nie von dir erfahren.Dein Vater hat es gut hingekriegt, alles zu vertuschen, was damals passiert ist.”“Oh, Dante.Es tut mir leid.Ich wünschte für dich …”Er küsste sie.Es geschah so unerwartet und schnell, dass sie darauf nicht gefasst war.Sein Mund war weich und feucht, aber der Kuss war hart und fordernd.Als sie ein ängstliches Kribbeln spürte, verkrampfte sie sich.Da wurde aus dem aggressiven Kuss ein zärtlicher, als hätte er instinktiv ihre Reaktion verstanden und seine Leidenschaft durch Zärtlichkeit ersetzt
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