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.Indeß warteten ihre Mutter und der Hofrath vergeblich auf den Besuch des Badearztes, welcher ihnen, als sie nach Hause fuhren, versprochen hatte, in einer kleinen halben Stunde ihnen zu folgen, um sich nach dem Befinden des armen Kindes zu erkundigen, und vielleicht ein beruhigendes Mittel für sie zu verschreiben.Endlich kam er.Es war ein kleiner, runder Mann, dessen breites, gutmüthiges Gesicht, dem ein Paar kluge graue Augen und ein lebendiges Mienenspiel keinen uninteressanten Ausdruck verliehen, in diesem Augenblicke dunkelroth glühte.Mit kurzen hastigen Schritten trat er in das Zimmer und ging, ohne sich durch Grüße aufhalten zu lassen, sogleich auf das Sopha zu, ergriff Lydiens Hand, um ihren Puls zu fühlen, und sagte nach einer halben Minute, zu ihrer Mutter gewandt:»Vortrefflich.Hier ist Alles auf gutem Wege.– Indeß kann's immerhin nicht schaden, wenn wir dem Kinde ein kühlendes Tränkchen verordnen.Haben Sie Papier und Dinte, gnädige Frau?« – Er sah mit bezeichnendem Blicke auf die Thür des Nebenzimmers.Die Forsträthin verstand ihn.»Wollen Sie sich hier herein bemühen« – sagte sie, die Thüre öffnend.Der Hofrath stellte sich an's Fenster und trommelte mit dem Finger auf die Scheiben.»Sie werden mich entschuldigen, gnädige Frau« – sagte der Arzt – »daß ich nicht früher gekommen.– Ich bin dort oben gewesen.« Er wies mit dem Finger auf die Berge, welche sich auf dem blauen Hintergrunde des Himmels scharf abzeichneten.»Ich dachte es mir« – erwiederte die Forsträthin.– »Sprechen Sie, erzählen Sie! Wenn ich mir auch alle Einzelheiten nicht erklären kann, so bin ich doch über den Zusammenhang im Allgemeinen nicht mehr zweifelhaft.«»Sie wissen also, mit wem sich Berger geschlagen hat? – Mit dem Baron von Landsfeld« – fuhr er fort, als Jene mit dem Kopfe schüttelte.»Und der Grund?« – fragte die Forsträthin zögernd.»Wegen einer Frau von Rosen, die der Baron früher, glaub' ich, gekannt und in Berger's Gegenwart gestern auf der Promenade beleidigt hatte.Die nähern Umstände sind mir unbekannt.«»Also doch« – sagte Frau von Dornthal vor sich hin.»Fahren Sie fort.«»Das Wichtigste ist, daß Berger völlig unverwundet geblieben.Ja, aus einer Andeutung von Frau von Rosen –«»Sie war auch dort?«»Ein merkwürdiges Frauenzimmer« – brummte der Arzt, den Kopf hin und her wiegend.»Sie hat sich auch geschlagen, und zwar auf Stichwaffen.«»Sie scherzen« – bemerkte die Forsträthin mit halb erstaunter, halb ungläubiger Miene.»Nichts weniger, als das« – erwiederte er seufzend.»Sie hat eine lange Schramme über den Arm bekommen.Ein merkwürdiges Frauenzimmer, hm! Ein sehr merkwürdiges Frauenzimmer.« –»Aber mit wem hat sie sich duellirt? Mit dem Baron natürlich.«»Nein, mit einer anderen emancipirten Dame, – einem Fräulein von Hohenhausen.Aber, was ich sagen wollte – ja, aus einer Andeutung von Frau von Rosen schloß ich sogar, daß der Baron mit Willen fehlgeschossen.«»Das war mir nicht unbekannt« – erwiederte sie zum großen Erstaunen des Doctors.»Lesen Sie hier« – fuhr sie fort, ihm den Brief Landsfelds reichend.»Hm, hm« – sagte er, seinen Kopf wiegend – »ein merkwürdiger Mensch.Es wäre Schade um ihn gewesen.«»Wie?« – rief Frau von Dornthal erbleichend, indem sie ängstlich die Hand des Arztes faßte.– »Er ist verwundet?«Der Doctor wollte eben antworten, als der Hofrath an die Thüre klopfte.»Berger kommt eben die Straße herab,« sagte er, als er auf das »Herein« der Forsträthin eingetreten war.»Mein Gott!« – rief diese – »was ist da zu machen? Rathen Sie, helfen Sie mir! Lydia darf er nicht sehen.«»Ruhig, ruhig, gnädige Frau.Uebereilen Sie nichts.Wir kennen die tieferen Motive bei diesem ganzen Vorfall nicht hinlänglich, um von einer eigentlichen Schuld des jungen Mannes sprechen zu können.Ueberlassen Sie es mir, darüber in's Klare zu kommen.Ist es eine bloße jugendliche Verirrung, die ihn zu diesem extremen Schritte verleitet, so dürfen Sie nicht zu strenge gegen ihn sein; vorausgesetzt, daß Lydia an seinem Gefühle nicht irre, und in dem ihrigen nicht schwankend geworden.Wenn sie stark genug ist, um ihn jetzt sehen zu können, so möchte ich Sie bitten, einer solchen Zusammenkunft nichts in den Weg zu legen.Dabei wird die Wahrheit am ersten an's Licht kommen.« Nach diesen Worten begab sich der Doctor, ohne eine Antwort abzuwarten, zu Lydia.Die Andern folgten.In demselben Augenblicke klopfte es an die Thüre.Der Hofrath warf einen fragenden Blick auf den Doctor, der sich neben Lydia gesetzt hatte, welche sich indeß aufgerichtet
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