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.»O Gott, er wird ertrinken!«Elsbeth Schmiedel drückte Cinderella fest an sich.»Keine Sorge, Kindchen, ihm passiert schon nichts.Vielleicht sucht er nur Muscheln oder versteckt sich.«Cinderella horchte auf.Muscheln? Das hatte er immer mit Moritz getan, Muscheln gesucht.Der Taxifahrer saß derweil im Wagen und telefonierte.»Die Kollegen und die Jungs von der Küstenwache wissen Bescheid und halten Ausschau«, versuchte er Cinderella zu beruhigen.»Wissen Sie, ob er irgendwas dabei hat? Einen Rucksack oder so?«Cinderella schüttelte den Kopf.»Weeß nich, ich globe seine Funke«, sagte sie weinerlich.»Er hat ein Funkgerät bei sich? Das ist doch schon mal was«, sagte er sichtlich erleichtert.»Ja.Und Lumpi.«»Lumpi? Einen Hund?«»Nee! Seinen Plüschhasen.« Sie drückte dem Taxifahrer das reparierte Walkie Talkie in die Hand.»Wissen Sie, wie das funktioniert?«Er schaute es von allen Seiten an und erläuterte ihr die wichtigsten Funktionen.Cinderella bedankte sich, griff das Funkgerät und lief los.»He, wo wollen Sie hin?«, rief ihr der Taxifahrer hinterher.»Zum Strand«, erwiderte sie, ohne stehenzubleiben.Cinderella rannte die Dünen entlang.»Tommy?«, schrie sie immer und immer wieder.Zwischendurch blieb sie stehen und versuchte Tommy übers Funkgerät zu erreichen.Ohne Erfolg.Kraftlos sank sie auf die Knie.Bitte lieber Gott, lass nicht zu, dass ihm etwas passiert, weinte sie ehrfürchtig in sich hinein.Ihr Gewissen plagte sie heftig.Sie wusste, welchen Schmerz er in sich trug, welche Ängste ihn begleiteten.Aber musste er davonlaufen?»Tommy, bitte …«, flehte sie in das schwarze Gerät.»Ich verspreche, dass wir ein neues schönes Zuhause finden.Und ein neues Kindermädchen.Und neue Freunde …«»Geh weg!«, erklang es zaghaft.»Ich will das alles nicht.«»Wo bist du, Schatz?«Tommy hüllte sich in Schweigen.Außer einem Rauschen war nichts zu hören.»Tommy? Bitte rede mit mir?«, flehte sie ihn an.Aber das Gerät schwieg und gab keinerlei Hinweise auf seinen Verbleib.Cinderella lief zurück zum Haus.Das Taxi war weg.»Da sind Sie ja«, rief Elsbeth Schmiedel.»Der junge Mann hat sämtliche Häuser und Vorgärten abgesucht.Dann musste er los.Ich soll Ihnen diese Karte geben.« In ihren vom Alter gezeichneten Händen hielt sie eine Visitenkarte des Taxifahrers.»Jederzeit – Tag und Nacht«, hatte er hinten draufgeschrieben.Cinderella nickte.»Danke! Und die Taschen?«»Stehen sicher in meinem Flur.Aber jetzt kommen Sie erstmal rein und wärmen sich etwas auf.«Cinderella griff nach Elsbeth Schniedels Händen und senkte ihren Kopf.»Ich konnte ihn nicht finden.Aber …«»Aber was?«»Ich habe ihn kurz gehört.«»Ja und?«»Er sagte, ich solle weggehen.Und dass er das alles nicht will.«»Um Himmels willen, was denn?« Was meint der Kleine denn?«Cinderella begann erneut zu zittern.»Er will die Insel nicht verlassen …«, schluchzte sie, »… und Moritz.«»Sie wollten nicht verreisen, stimmt’s? Sie wollten zurück.« Elsbeth Schmiedel blickte Cinderella fragend an.In ihren Augen war deutlich Unverständnis zu erkennen.Cinderella schluckte.»Ja.«»Aber warum denn, Kindchen? Jetzt, wo sie so einen netten Freund gefunden haben.«Cinderella wischte die Tränen ab und lachte bitter auf.»Moritz? Den gibt es nicht mehr!«Der Wasserkocher pfiff lautstark.Elsbeth Schmiedel eilte zur Küche und goss den Tee auf.»Was ist passiert? Haben sie gestritten?«, rief sie.Cinderella starrte aufs Handy.»Mit Moritz?«Die Rentnerin nickte.»Er machte so einen netten Eindruck, gestern im Restaurant.«Cinderella ignorierte die Beurteilung ihrer Vermieterin.»Die Küstenwache wird doch anrufen, wenn sie Tommy finden, oder?«»Ja, sicher! Der Taxifahrer hat denen dreimal ihre Handynummer durchgesagt.Gut, dass ich mir die auf einen Zettel notiert hatte.«»Vielleicht sollte ich nochmal zum Strand runterlaufen«, sagte Cinderella ungeduldig und sprang auf.»Nun trinken Sie doch wenigstens eine Tasse Tee, bevor Sie wieder hinausrennen«, flehte Elsbeth Schmiedel besorgt.Sie zündete eine Kerze an und stellte sie neben den Weihnachtskranz auf den Tisch.»Die ist für Tommy«, sagte sie.»Ich werde für Sie und den Jungen beten, dass Sie ihn gesund und munter nach Hause bringen.«Nach Hause? Wo ist das?Cinderella unterdrückte die erneut aufkommenden Tränen.Ein wenig fühlte sie sich wie Grete, deren Hans im Käfig steckte, während sie das Holz, das sein Verderben sein sollte, zum Ofen trug – hilflos und leer, ohne Hoffnung auf Rettung.Und auch die Brotkrumen, die ihren Weg nach Hause zeichnen sollten, waren längst verschwunden.Es dämmerte, als Cinderella zurückkehrte.Im Wohnzimmer ihrer Vermieterin brannte Licht.Die Stimme von Joseph war zu hören.»Und?«, empfing sie Elsbeth Schmiedel.Cinderella schüttelte den Kopf.»Und übers Funkgerät? Haben Sie es damit noch einmal versucht?«»Ja.Aber da ist nur dieses Rauschen.«Joseph Möllemann saß im Wohnzimmer der hageren Rentnerin.Als er Cinderella sah, stand er auf und umarmte sie, ohne auch nur ein einziges Wort zu sagen.»Die Taschen hat Joseph wieder hochgetragen«, erklärte Elsbeth Schmiedel das Fehlen des Reisegepäcks.Das Briefkuvert in ihrer Hand deutete darauf, dass sie alles wusste.Zusammen mit den Schlüsseln drückte sie es in Cinderellas Hand.»Dieses Kleid ist so wunderschön …« Ihre Augen füllten sich mit Tränen.»Schöner als all meine Vorstellungen
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