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.Sein Ursprung lag wohl eher darin, dass sich Melisande noch nie als besonders mutig angesehen hatte.Ein Röcheln mischte sich jetzt in das Stöhnen, und Melisande glaubte ein Wort aus diesem Laut herauszuhören.Ein gequältes Wort, der heisere Schrei um Hilfe.„Nein! Nein!“So würde sich ein Tier kaum bemerkbar machen.Das Stöhnen und die erbarmungswürdigen Laute mussten demnach einem menschlichen Wesen entwichen sein.Doch wer wurde so furchtbar gepeinigt, um solche Laute von sich zu geben?Wenn sie das herausbekommen wollte, musste Melisande damit aufhören sich wie ein Kaninchen ängstlich in eine Ecke zu drücken.Mit gutem Zureden gelang ihr das auch, indem sie sich selbst sagte, dass ein Schrei ihrerseits den Recken im Stall alarmieren würde.Nikolas hatte ihr schließlich versprochen, sie zum Kloster zu eskortieren.Dieses Versprechen könnte er jedoch nicht halten, wenn sie hier in der Hütte zu Schaden kam.Seinen Namen schon auf den Lippen, bereit einen Ruf auszustoßen, blickte sie in jeden Winkel der einfachen Behausung.Eine Aufgabe, die in dem kleinen Raum nicht viel Zeit beanspruchte und schnell zu einem Ergebnis führte.Das, was sie entdeckte, war - wenn auch nicht gefährlich - dann doch so verblüffend, dass sie den Namen, den sie eigentlich um Hilfe anrufen wollte, nun anders über ihre Lippen entweichen ließ.„Nikolas!“Dieses eine Wort war nur ein Flüstern des Entsetzens.Mit nur drei Schritten war die Maid an der Seite der Person, die sich fiebrig vor dem verglimmenden Feuer auf dem Boden wand.Ihre Hand, die Melisande dem Recken auf die heiße Stirn legte, zuckte reflexartig zurück.Der Mann, der noch vor wenigen Stunden kein Anzeichen einer Krankheit gezeigt hatte, glühte jetzt förmlich.Er musste ihre prüfende Berührung bemerkt haben, da sich sofort seine Hand um ihr Gelenk schloss und ihre Finger dorthin zurückbrachte, wo sie eben für den Bruchteil eines Augenblicks gelegen hatten.Melisande meinte verbrennen zu müssen.So unbarmherzig dieser Griff auch war, verstand sie doch schnell, dass ihre kühle Hand dem Mann ein klein wenig Erleichterung verschaffte.Darum behielt sie ihre Hand auch dort, wo sie jetzt lag, nachdem der Arm des Recken erschöpft hinabgesunken war.Eine Träne löste sich aus den geschlossenen Augen und lief über die glühende Wange.Etwas, das dem Mädchen nicht entgehen konnte, da sie so nah bei dem Kranken am Boden kniete.Darum verstand sie auch einige der Worte, die rau und schwach seinen Lippen entschlüpften.„Es reißt mir das Herz aus der Brust, Mutter.Vergib mir, dass ich dich nicht retten konnte!“ Die geflüsterten, kaum verständlichen Worte gruben sich tief in Melisandes Seele.Sie glaubte, den Schmerz, den der Recke mit nur wenigen Worten ausdrückte, selbst zu spüren.So viel Gefühl, so viel Pein hatte sie noch nie in einem Menschen gesehen.Auch wenn sie eine schwächere Version davon selbst erlebt hatte, als ihr geliebter Vater nach einer langen schweren Krankheit von ihr gegangen war.Dass Worte in so einem Fall nichts halfen wusste sie aus eigener Erfahrung, und deshalb strich sie tröstend mit der Hand, die noch immer auf seiner Stirn lag, sanft darüber hinweg.Auch ihr hatte es geholfen, von ihrer lieben Gefährtin Anouk einfach nur gehalten zu werden, während sie mit ihrem Schmerz kämpfte.Worte brachten hier keine Erleichterung, und sie verzichtete darauf, diese unnützen Floskeln zu benutzen.Aber irgendwie wollte sie dennoch ihre Anteilnahme zeigen.„Ich weiß, Nikolas.Es tut so verdammt weh!“Als er Worte der Bestätigung hörte, für das, was ihn so sehr quälte, fand er ein wenig Frieden.Melisande wurde klar, dass Anteilnahme und eine tröstende Hand in diesem Fall den seelischen Schmerz etwas linderten, den das Fieber, das seinen Körper gefangen hielt, heraufbeschworen hatte.Das einzige Mittel, das ihr hier in der Abgeschiedenheit dabei helfen konnte, um den glühenden Körper zu kühlen, war Wasser.Denn auf Heilkräuter brauchte sie in der spartanisch eingerichteten Hütte nicht zu hoffen.Zum Glück gab es einen Eisentopf, der wohl eher dafür gedacht war, einen Eintopf darin zu kochen.Aber Melisande sah keine Alternative, um auf andere Weise Wasser zu dem Fiebernden zu bringen.Sie musste Schnee schmelzen und mit handwarmem Wasser versuchen, den Körper des Mannes von seinem Fieber zu befreien.Eigentlich war sie auf der Flucht und konnte es sich nicht leisten, irgendwo länger zu verweilen, doch das war im Augenblick nicht wichtig.Der Recke hatte ihr schließlich zuerst seine Hilfe angeboten, deshalb konnte sie ihn jetzt nicht einfach sich selbst überlassen.Nur kurz ging sie nach draußen, um den Eisentopf mit Schnee zu füllen, damit sie ihr Vorhaben in die Tat umsetzen konnte.Zwar würde es eine Weile dauern, bis ihr das Schmelzwasser zur Verfügung stände, aber wenigstens müsste sie so nicht erst einen Bach suchen gehen.Die Flüssigkeit hätte sowieso ein wenig erwärmt werden müssen, da sie sonst zu kalt gewesen wäre und mehr Schaden als Nutzen gebracht hätte.Das Problem, das sich ihr mit ihrem Entschluss stellte, das Fieber des Recken mit dieser Methode zu senken, wurde ihr erst bewusst, als sie mit ihrer Arbeit beginnen wollte.Um eine optimale Kühlung zu erreichen, musste sie den Mann von einem Großteil seiner Kleidung befreien.Denn nur ein feuchtes Tuch auf seine Stirn zu legen, würde kaum etwas bringen.Wenn sich möglichst schnell ein Erfolg einstellen sollte, müsste sie einem größeren Teil seines Körpers Kühlung verschaffen.Obwohl der Kranke ihre Worte in seinem jetzigen Zustand nicht wirklich aufnehmen konnte, wollte sie ihm ihr Tun genau erklären.Es war wohl auch ein Mittel, um sich selbst Mut zuzusprechen oder ein Akt der Höflichkeit, wenn man sich schon an der Kleidung eines anderen zu schaffen machte.„Ich muss Euren Körper kühlen, Nikolas.Bitte versucht mir dabei ein wenig zu helfen, wenn ich jetzt Eure Kleidung lockere!“ Mehrmals wiederholte sie diese Worte; irgendwann würden sie sicher zu dem Kranken durchdringen.Indem sie ihm auch noch jeden weiteren Schritt ihrer Handlungen beschrieb, lenkte sich Melisande davon ab, dass sie etwas tat, was nur einer verheirateten Frau bei ihrem eigenen Gatten zustand.„Ich schnüre Euch jetzt das Wams auf, Nikolas“, erklärte Melisande mit fester Stimme, um ihre eigene Unsicherheit nicht auf ihn zu übertragen.„Ihr müsst versuchen den Arm ein wenig anzuwinkeln, ja, genau so.“Lob war immer gut, und Nikolas folgte ihren dirigierenden Händen so, als ob er verstanden hätte, wozu sie ihn aufforderte [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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