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.Cooper traute niemandem mehr, und aus diesem Grunde erkundigte er sich am nächsten Vormittag absichtlich bei Lo Sung, wo sich die britische Administration befinde, die er seines Passes wegen aufsuchen müsse.Das stimmte freilich nicht.Er wollte lediglich keinen Verdacht erwecken, wenn Lo Sung feststellen sollte, daß er die britische Behörde aufsuchte, bei der er nichts anderes tat, als seinen Brief zur ›Weiterbeförderung im Kuriergepäck‹ abzugeben.12Eines Morgens weckte Cooper nicht der Boy Tim, sondern der Lärm von Knallfröschen, die von der kreischend durch den Garten rennenden Dienerschaft abgefeuert wurden.Ihr Gebaren steigerte sich zu einer solchen Raserei, daß Cooper schließlich erbost auf die Terrasse hinaustrat, um für Ruhe zu sorgen.»Seid ihr denn total verrückt geworden?« rief er aufgebracht und beorderte den Boy zu sich.»Was ist los mit euch? Warum macht ihr solchen Krach?«Tim bleckte grinsend die Zähne.»Mister nicht können verstehen.Sehr viel mächtig Bumm! Ganz sehr viel mächtig Bumm!«»Hört auf damit!« befahl Cooper, da er das ›Bumm‹ auf den von Knallfröschen verursachten Krach bezog.»Ich bin den Lärm leid und möchte schlafen.«Der Boy nickte und zog einen Feuerwerkskörper aus der Tasche.»Schlafen wollen – können«, sagte er ungerührt und zündete ein Streichholz an.Cooper verlor die Beherrschung.Er gab dem kleinen Chinesen eine Ohrfeige, die ihn der Länge nach zu Boden schlagen ließ.»Ai-ya! Ai-ya!« schrie Tim wie von Sinnen und rannte wie ein Wiesel davon.Und als habe er das Signal gegeben, verschwanden plötzlich auch alle anderen von der Bildfläche.Merkwürdige Geschichte, dachte Cooper, doch er würde noch eigenartiger berührt gewesen sein, wenn er gewußt hätte, daß ihm die Ohrfeige viel Gesicht eingebracht hatte.Das Personal mochte ihn nicht, weil er niemals Befehle erteilte.Nun aber hatte er gezeigt, daß er sich nicht auf dem Kopf herumtanzen ließ.Er war also doch ein Herr, und das zu wissen tat mächtig gut.Dementsprechend servierte ihm der Boy den Tee an diesem Morgen mit besonders strahlendem Gesicht, wie er sich nunmehr auch mit vor der Brust gefalteten Händen vor Cooper verneigte, was er bis dahin nur bei der ersten Begrüßung getan hatte.Den Grund des frühmorgendlichen Feuerwerkes aber erfuhr Gordon Cooper erst, als er mit dem indischen Chauffeur in die Stadt fuhr und sich nach der Ursache des Spektakels erkundigte.»Man feiert die im Radio gemeldete Explosion der ersten chinesischen Wasserstoffbombe«, sagte ihm Rajan unbewegt.Cooper glaubte nicht richtig zu hören.»China hat eine Wasserstoffbombe gezündet?«»Ja, über der Wüste von Sinkiang.Ihre Sprengkraft soll dreihundertmal größer als die der Atombombe von Hiroshima sein.«»Das ist ja unglaublich«, erwiderte Cooper betroffen.Der Inder strich sich über den Bart.»Was ich nicht verstehen kann, ist die Tatsache, daß die vor dem Kommunismus geflüchteten Chinesen die Explosion der Bombe feiern.«Cooper nickte gedankenverloren vor sich hin.»Was mag in den Köpfen dieser Menschen vor sich gehen? In ihrem Nationalstolz tolerieren sie den Kommunismus.Hoffentlich sind das Einzelerscheinungen.«»Nein, Sir«, erwiderte Rajan selbstsicher.»Mit Ausnahme der Gefolgschaft Tschiang Kai-scheks werden heute so ziemlich alle Chinesen jubeln.«Wie recht der Inder hatte, zeigte sich, als sie die Stadt erreichten, in der allenthalben Knallfrösche explodierten.Die Menschen schrien und jubelten, und sogar der sonst stets zurückhaltende Ah Boon war nicht wiederzuerkennen.Glücklich lächelnd durchwanderte er die Büroräume, um allen Angestellten die Hand zu reichen.»Ich begreife Ihre Freude nicht«, sagte ihm Cooper in aller Offenheit, als er mit ihm allein war.»Mit der Wasserstoffbombe erringt der chinesische Kommunismus doch die Insignien der Furcht und des Schreckens!«»So kann man es nennen«, entgegnete Ah Boon nachsichtig.»Als Chinese betrachte ich die Dinge aber von einer anderen Warte.Für mich ist die Volksrepublik nichts anderes als eine der vielen Dynastien, die vorher kamen und gingen.Gleichgültig ob sie gut oder schlecht waren, sie alle verschwanden eines Tages wieder.China aber blieb bestehen, und ich bin stolz, ein Sohn des Reiches der Mitte zu sein, das bis in das vierzehnte Jahrhundert als Wiege der Erfinder und Techniker galt und sich nun anschickt, sich seines alten Ruhmes würdig zu erweisen.«»Unser Denken ist wirklich sehr verschieden«, erwiderte Cooper nach kurzer Überlegung.»Im Prinzip ist mir Ihr Gedankengang natürlich verständlich, aber man kann doch unmöglich mit Leuten paktieren, die dem Menschen keinerlei individuelle Freiheit einräumen.«»Wenn Amerikaner mit Russen paktieren können, werden Chinesen sich nicht gegenseitig auffressen müssen«, entgegnete Ah Boon und fügte lächelnd hinzu: »Im übrigen ist der heutige Tag auch für unsere Firma von besonderer Bedeutung, denn wir haben viele Geräte und Materialien zur Erstellung eines Zwanzig-Millionen-Volt-Zyklotrons geliefert, ohne das China vielleicht noch nicht so weit wäre, wie es nun gekommen ist.«Trotz seiner Überraschung gelang es Gordon Cooper, nüchtern zu reagieren.»Haben Sie vielleicht auch die erforderlichen Blaupausen für die Atom- und Wasserstoffbombe beschafft?« fragte er lachend.Ah Boon machte ein ernstes Gesicht.»Mir scheint, Sie sind sich der Gefährlichkeit Ihrer Frage nicht bewußt.Blaupausen? Das wäre Werkspionage!«»In diesem Falle sogar noch mehr«, ergänzte Cooper kaltschnäuzig.»Eben! In atomarer Hinsicht haben nicht einmal die Russen Pläne und Pausen zur Verfügung gestellt.«Für Gordon Cooper stand es plötzlich fest, daß sich Ivo Sorokins Partner nicht nur in finanztechnischen Dingen hervorragend auskannte.Erstaunlich war es jedoch für ihn, daß Ah Boon offen mit ihm über durchgeführte Lieferungen von Geräten zur Erstellung eines leistungsstarken Zyklotrons sprach.»Ich wundere mich eigentlich darüber, daß Sie Material für einen Beschleuniger kleinster Teilchen beschaffen konnten«, entgegnete er, um dieses Thema wieder aufzunehmen.Der Chinese lächelte hintergründig.»Darüber haben sich viele gewundert, und unserer Firma hat die Lieferung das Vertrauen meiner Landsleute eingebracht.Dabei haben wir gegen keines der bestehenden Gesetze verstoßen.Mister Sorokin hatte nur den genialen Gedanken, einen versierten Physiker zu beauftragen, eine Liste aller für ein Zyklotron benötigten Teile zu erstellen.Das Weitere werden Sie sich denken können.Wir lieferten gewissermaßen ein auseinandergenommenes Fahrrad.«Was Cooper zu hören bekam, verblüffte ihn nicht so sehr wie die Tatsache, daß Ah Boon ungeniert Firmeninterna preisgab.Bereits bei seiner Erzählung von Ivo Sorokins Aufenthalt in Shanghai hatte Cooper sich über die Unbedenklichkeit gewundert, mit der Ah Boon ihm alles anvertraute, nun aber fragte er sich ernstlich, ob Sorokins Kompagnon mit seinen freimütigen Äußerungen etwas bezwecke oder nur ein Schwätzer sei.Er kam zu dem Ergebnis, daß weder das eine noch das andere der Fall sein könne.Ein routinierter Finanzexperte konnte einfach kein Tölpel sein, und es war absurd, ihm irgendeine böse Absicht zu unterstellen.Seine überraschende Offenheit mußte in dem Vertrauen liegen, das er zu ihm, Gordon Cooper, aufgrund einer von Ivo Sorokin angestimmten Lobeshymne gefaßt hatte
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