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.Gott lässt einen Rizinusstrauch wachsen, der Jona vor der Sonne schützen soll, und «Jona freute sich sehr über den Rizinusstrauch».Doch am nächsten Morgen hat Gott den Strauch verdorren lassen.Ein glühender Ostwind kommt auf, die Sonne brennt gnadenlos auf Jona nieder, so «dass er ganz ermattete, sich den Tod wünschte und sprach: ‹Es ist besser, ich sterbe, als dass ich am Leben bleibe›» – die gleichen Worte hat er schon früher benutzt, was darauf hinweist, dass die Botschaft dieses Gleichnisses dieselbe ist wie im ersten Teil des Buchs.«Da sprach Gott zu Jona: ‹Ist es wohl recht, dass du zürnest wegen der Rizinusstaude?› Da erwiderte er: ‹Mit Recht bin ich erzürnt und möchte sterben.› Da sprach Jahwe: ‹Du hast Mitleid mit dem Rizinusstrauch, um den du dich nicht gemüht hast und den du nicht herangezogen hast, der in einer Nacht heranwuchs und in einer Nacht verging.Und ich soll nicht Mitleid haben mit Ninive, der großen Stadt, in der mehr als hundertzwanzigtausend Menschen leben, die nicht zwischen rechts und links unterscheiden können, und so viel Vieh?›»Diese Sünder, diese Heiden – und sogar das Vieh, das ihnen gehört – sind ebenso Gottes Geschöpfe wie die Hebräer.Eine verblüffende und originelle Idee, zumal in Anbetracht der Entstehungszeit der Geschichte – achtes Jahrhundert vor Chr.(Heraklits Zeit).Doch letzten Endes ist dies der Kern dessen, was die Rabbis zu lehren haben.Wenn es überhaupt Gerechtigkeit geben soll, dann muss es eine Gerechtigkeit für alle sein.Niemand kann ausgeschlossen werden, sonst kann es Gerechtigkeit nicht geben.Die Schlussfolgerung ist unausweichlich.Dieses winzige Buch, in dem uns die seltsame und sogar komische Geschichte von Jona erzählt wird, nimmt in der Liturgie einen zentralen Platz ein: Alljährlich am Jom Kippur, dem Versöhnungstag, dem höchsten Feiertag im jüdischen Kalender, wird es in der Synagoge vorgelesen.Denn alles ist, wie schon bemerkt, mit allem anderen verbunden.Und wenn es alles gibt, dann folgt daraus, dass es alle gibt.Er wird Jonas letzte Worte nie vergessen: «Mit Recht bin ich erzürnt und möchte sterben.» Und doch schreibt er diese Worte auf das vor ihm liegende Blatt Papier.Wenn es alles gibt, dann folgt daraus, dass es alle gibt.Die Worte reimen sich, und auch wenn es keinen echten Zusammenhang zwischen ihnen gibt, kann er sie sich nur zusammen denken.Room und tomb, tomb und womb, womb und room.Breath und death (Zimmer und Grab, Grab und Schoß, Schoß und Zimmer, Atem und Tod).Oder dass die Buchstaben des Wortes «live» (leben) von hinten gelesen «evil» (böse) ergeben.Er weiß, das ist allenfalls ein Spiel für Schuljungen.Doch seltsam, als er das Wort «Schuljunge» schreibt, fällt ihm ein, wie er als Acht- oder Neunjähriger ein jähes Machtgefühl empfunden hatte, als er entdeckte, dass er so mit Worten spielen konnte – als hätte er tatsächlich einen Geheimweg zur Wahrheit gefunden: zur absoluten, universalen, unerschütterlichen Wahrheit, die im Mittelpunkt der Welt verborgen liegt.Natürlich hatte er in seiner kindlichen Begeisterung völlig übersehen, dass es auch noch andere Sprachen als das Englische gab, jenes große Babel von Zungen, die in der Welt außerhalb seines Schuljungenlebens durcheinanderredeten.Und wie kann die absolute und unerschütterliche Wahrheit sich von Sprache zu Sprache ändern?Dennoch lässt sich die Macht von Reimworten und Anagrammen nicht völlig von der Hand weisen.Das Gefühl von Zauberei bleibt bestehen, auch wenn man es nicht mit der Suche nach der Wahrheit in Verbindung bringen kann, und eben diesen Zauber, eben diese Beziehungen zwischen den Wörtern gibt es in jeder Sprache, obwohl die speziellen Kombinationen natürlich nie die gleichen sind.Im Herzen jeder Sprache gibt es ein Netzwerk von Reimen, Assonanzen und sich überlappenden Bedeutungen, und jedes Einzelne davon hat die Funktion einer Brücke, die entgegengesetzte und widersprüchliche Aspekte der Welt miteinander verbindet.Sprache also nicht bloß als eine Liste getrennt existierender Dinge, deren Gesamtsumme mit der Welt identisch ist.Sondern eher: Sprache so, wie sie im Wörterbuch angeordnet ist: als ein unendlich komplexer Mechanismus, dessen Elemente – Zellen und Sehnen, Korpuskeln und Knochen, Finger und Flüssigkeiten – allesamt gleichzeitig in der Welt anwesend sind und von denen keines für sich allein existieren kann.Denn jedes Wort ist durch andere Wörter definiert, und das bedeutet, dass, wer sich auf irgendeinen Teil der Sprache einlässt sich mit der ganzen Sprache einlässt.Sprache demnach als eine Monadologie, um einmal den von Leibniz benutzten Ausdruck zu gebrauchen
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