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.Aber was du auch beschließt, sei versichert, dass ich« – er hält inne und sträubt sich gegen die Worte, die hinausdrängen – »dass ich euch bis ans Ende der Welt folgen werde.«»Ich will nicht, dass er so wird wie meine Brüder«, sagt Inés, so leise, dass er sich anstrengen muss, sie zu verstehen.»Ich will nicht, dass er ein Beamter oder ein Lehrer wird wie dieser Señor León.Ich will, dass er etwas aus seinem Leben macht.«»Das wird er sicherlich.Er ist ein außergewöhnliches Kind, mit einer außergewöhnlichen Zukunft.Wir beide wissen das.«Die Scheinwerfer erfassen ein gemaltes Schild am Straßenrand.Cabañas 5 km.Bald darauf wieder ein Schild: Cabañas 1 km.Die betreffenden cabañas stehen ein Stück entfernt von der Straße, in totaler Finsternis.Sie finden das Büro; er steigt aus und klopft an die Tür.Eine Frau in einem Morgenmantel mit einer Laterne in der Hand öffnet.Seit drei Tagen gibt es keinen Strom, teilt sie ihnen mit.Kein Strom, deshalb keine Vermietung der cabañas.Inés spricht.»Wir haben ein Kind im Auto.Wir sind erschöpft.Wir können nicht die Nacht durchfahren.Haben Sie keine Kerzen für uns?«Er geht wieder zum Auto, schüttelt das Kind.»Zeit aufzuwachen, mein Schatz.«Mit einer einzigen flüssigen Bewegung erhebt sich der Hund und gleitet aus dem Auto, mit den kräftigen Schultern schiebt er ihn beiseite wie einen Strohhalm.Der Junge reibt sich schläfrig die Augen.»Sind wir da?«»Nein, noch nicht.Wir bleiben hier über Nacht.«Im Licht der Laterne zeigt ihnen die Frau die nächste der cabañas.Sie ist spärlich möbliert, hat aber zwei Betten.»Wir nehmen sie«, sagt Inés.»Können wir irgendwo etwas zu essen bekommen?«»Die cabañas sind für Selbstverpfleger«, erwidert die Frau.»Sie haben dort einen Gasherd.« Sie schwenkt die Laterne in Richtung des Herds.»Haben Sie keine Verpflegung mitgebracht?«»Wir haben ein Brot und etwas Fruchtsaft für das Kind«, sagt Inés.»Wir hatten keine Zeit einzukaufen.Können wir Ihnen etwas abkaufen? Vielleicht ein paar Koteletts oder Würstchen.Keinen Fisch.Das Kind isst keinen Fisch.Und etwas Obst.Und was Sie an Resten für den Hund haben.«»Obst!«, sagt die Frau.»Es ist lange her, dass wir das letzte Mal Obst zu sehen bekommen haben.Aber kommen Sie mit, wir schauen mal, was wir finden.«Die zwei Frauen gehen fort und lassen sie im Finstern zurück.»Ich esse doch Fisch«, sagt der Junge, »nur nicht, wenn er Augen hat.«Inés kommt zurück mit einer Büchse Bohnen, einer Dose mit, laut Etikett, Cocktailwürstchen in Salzlake und einer Zitrone, sowie einer Kerze und Streichhölzern.»Und was ist mit BolÃvar?«, fragt der Junge.»BolÃvar muss sich mit Brot begnügen.«»Er kann meine Würstchen essen«, sagt der Junge.»Ich hasse Würstchen.«Sie nehmen ein bescheidenes Mahl bei Kerzenschein ein, nebeneinander auf dem Bett sitzend.»Putz dir die Zähne, dann wird geschlafen«, sagt Inés.»Ich bin nicht müde«, sagt der Junge.»Können wir ein Spiel spielen.Können wir ›Wahrheit oder Pflicht‹ spielen?«Jetzt ist er an der Reihe, sich zu sträuben.»Vielen Dank, David, aber ich habe für einen Tag genug Pflichten gehabt.Ich brauche Ruhe.«»Kann ich dann das Geschenk von Señor Daga auspacken?«»Welches Geschenk?«»Señor Daga hat mir ein Geschenk gegeben.Er hat gesagt, ich soll es in der Zeit der Not öffnen.Jetzt ist die Zeit der Not.«»Señor Daga hat ihm ein Geschenk zum Mitnehmen gemacht«, sagt Inés, seinem Blick ausweichend.»Es ist die Zeit der Not, kann ich es also aufmachen?«»Es ist keine echte Zeit der Not, die echte Zeit der Not kommt noch«, sagt er, »aber mach es nur auf.«Der Junge läuft zum Auto hinaus und kommt mit einer Pappschachtel zurück, die er aufreißt.Sie enthält eine schwarze Satinrobe.Er nimmt sie heraus und entfaltet sie.Keine Robe, sondern ein Umhang.»Da ist ein Zettel«, sagt Inés.»Lies ihn.«Der Junge hält das Papier näher an die Kerze und liest: Siehe da – der Zaubermantel der Unsichtbarkeit.Wer ihn trägt, wird ungesehen durch die Welt schreiten.»Ich hab’s euch gesagt!«, schreit er und tanzt vor Aufregung.»Ich habe euch gesagt, Señor Daga kann zaubern!« Er wickelt sich in den Umhang.Er ist viel zu groß.»Kannst du mich sehen, Simón? Bin ich unsichtbar?«»Nicht ganz.Noch nicht.Du hast nicht die ganze Mitteilung gelesen.Hör zu.Anweisungen für den Träger.Um Unsichtbarkeit zu erlangen, soll der Träger den Umhang vor einem Spiegel anlegen, dann das Zauberpulver entzünden und den geheimen Zauberspruch sagen.Daraufhin verschwindet der irdische Körper in den Spiegel und lässt nur den spurlosen Geist zurück.«Er wendet sich an Inés.»Was denkst du, Inés? Sollen wir unseren jungen Freund den Mantel der Unsichtbarkeit anlegen und den geheimen Zauberspruch sagen lassen? Wenn er nun in den Spiegel verschwindet und nie zurückkommt?«»Du kannst den Umhang morgen tragen«, sagt Inés.»Jetzt ist es zu spät.«»Nein!«, sagt der Junge.»Ich trage ihn jetzt! Wo ist das Zauberpulver?« Er kramt in der Schachtel und holt ein Glasröhrchen heraus.»Ist das das Zauberpulver, Simón?«Er öffnet das Röhrchen und riecht am silbrigen Pulver.Es ist geruchlos.An der Wand der cabaña befindet sich ein großer, von Fliegen verdreckter Spiegel.Er stellt den Jungen vor den Spiegel, knöpft das Cape am Hals zu.Es reicht bis zum Boden und liegt in dichten Falten um seine Füße herum.»Hier: halte die Kerze in einer Hand.Halte das Zauberpulver in der anderen.Bist du bereit zum Zauberspruch?«Der Junge nickt.»Gut.Streue das Pulver über die Kerzenflamme und sage den Zauberspruch.«»Abrakadabra«, sagt der Junge und streut das Pulver.Es fällt als kurzer Regen zu Boden.»Bin ich schon unsichtbar?«»Noch nicht.Versuch es mit mehr Pulver.«Der Junge taucht die Kerzenflamme in das Glasröhrchen.Eine mächtige Lichteruption, dann völlige Dunkelheit.Inés stößt einen Schrei aus; er fährt selbst zurück, geblendet.Der Hund fängt wie toll zu bellen an.»Kannst du mich sehen?«, kommt die Stimme des Jungen, ganz leise und unsicher.»Bin ich unsichtbar?«Keiner sagt ein Wort.»Ich kann nicht sehen«, sagt der Junge.»Rette mich, Simón.«Er tastet sich zu dem Jungen, hebt ihn auf, stößt den Umhang mit dem Fuß fort.»Ich kann nicht sehen«, sagt der Junge.»Meine Hand tut weh.Bin ich tot?«»Nein, natürlich nicht.Du bist weder unsichtbar noch tot.« Er tastet auf dem Boden herum, findet die Kerze, zündet sie an.»Zeig mir deine Hand
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