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.Vielleicht achtete sie ihn zu sehr, um zu erwarten, daß er durch solche Künste gewonnen werden konnte, und in ihrer Einfachheit und Wahrheit erschien Emilie schöner als jemals.Man war begierig zu wissen, was Emilie von dem artigen jungen Manne dachte.Während der Tafel machte jeder sich ein Vergnügen daraus, Herrn Longeville mit einer neuen vorteilhaften Eigenschaft zu schmücken.– Emilie schwieg eigensinnig, bis eine leise Spottrede ihres Oheims sie erweckte, und sie lächelnd erklärte, ihre Meinung von menschlicher Unvollkommenheit wurzele zu tief, als daß es dem Fremden binnen einer Stunde schon gelungen sein könne, ihr dieselbe zu nehmen.Sie hüte sich wohl, nach so kurzer Zeit schon ein Urteil über einen jungen Menschen auszusprechen, der sich mit solcher Schlauheit und Feinheit zu benehmen wisse.Sie fügte hinzu: wehe denen, die aller Welt gefallen, denn wer allen gefällt, kann einem nicht gefallen, und der größte Fehler, den ein Mensch hat, ist, keinen Fehler zu haben.Derjenige, von dem wir es denken, ist entweder ein Gott, ein Klotz oder ein Heuchler.Nach dem dritten Besuche des Herrn Longeville konnte Emilie nicht länger zweifeln, daß sie das Ziel derselben sei.Diese Überzeugung entzückte sie freilich, dafür quälten sie aber andere Eigenschaften des Gastes um so mehr, nämllch sein hartnäckiges Schweigen über seine Beschäftigungen und seine Familie; alle Versuche, ihn darüber auszuforschen, scheiterten.Sprach Emilie von Malerei, so antwortete Longeville wie ein Kenner.Musizierte man, bewies er eine ziemliche Virtuosität auf dem Klavier.Eines Abends sang er zum Entzücken aller Anwesenden mit Emilie ein Duett von Cimarosa, daß man ihn allgemein für einen Musiker hielt.Als man ihn darüber befragte, scherzte er mit soviel Anmut, daß die Weiber so wenig, wie der schlaueste Forscher, erraten konnten, was er wirklich sei.Der alte Oheim warf umsonst seine Enterhaken und Seile aus, der Jüngling kappte sie alle.Und er konnte dieses Inkognito um so leichter fortsetzen, weil die Neugier niemand in der Familie bewegen konnte, die Grenzen der Höflichkeit zu überschreiten.Emilie hoffte, vielleicht bei der Schwester etwas auszurichten, und beschloß, Klara, die bisher eine stumme Person gespielt, in die Handlung zu verwickeln.Der alte Oheim versprach seinen Beistand.Bald war die ganze Gesellschaft zu Banneval begierig, die liebenswürdige Schwester des angenehmen Gastes kennen zu lernen, und drang mit Bitten in ihn, dieselbe vorzustellen.Ein einfacher Ball ward als Gelegenheit vorgeschlagen und angenommen.Inzwischen hatte Emille mehr Gelegenheit, als gewöhnlich Anverwandte einer jungen, unverheirateten Dame einzuräumen pflegen, mit ihrem bescheidenen Anbeter allein zu sein und konnte sich ganz den ersten, schuldlosen Freuden einer aufkeimenden Zuneigung hingeben.Sie durchschweifte an seiner Seite die herrlichen Gartenanlagen oder unterhielt sich mit ihm über Kunstgegenstände, oder sie sangen und musizierten miteinander und gestanden sich in Paesiellos oder Boieldieus Tönen, was in Worten sich zu sagen, noch nicht an der Zeit war.Endlich brach der Tag an.wo der Ball stattfinden sollte.Klara Longeville und ihr Bruder fanden sich zu demselben ein.Emile sah zum ersten Male ohne Mißvergnügen eine Dame neben sich glänzen und tat sogar selbst alles, den Triumph derselben zu erhöhen.Daneben aber sparte sie keine Mühe, die Fremde über Stand und Rang auszuforschen.Zu ihrem Leidwesen ergab sich aber, daß Klara noch bei weitem zurückhaltender war als ihr Bruder; sie zeigte sogar mehr Feinheit und Geist noch in der Hinsicht, weil sie bei aller Verschwiegenheit als die Offenheit selbst erschien.Emilie, statt auszuforschen»ward vielmehr ausgeforscht und mußte manche Antwort bereuen, die Klara ihr entlockt, obgleich diese wie die Unschuld selbst dasaß, ohne die mindeste Arglist vermuten zu lassen.»Mein Fräulein!« sagte diese im Laufe des Gesprächs, »Maximilian hat mir so viel von Ihnen erzählt, daß es mein lebhaftester Wunsch war
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